Rhönschaf: Das Maskottchen der Rhön
Das Rhönschaf ist eine der ältesten Landschafrassen, die die einzigartige Landschaft der Rhön mitgeprägt haben. Einst fast ausgestorben, ist das Rhönschaf heute wieder in der Rhön zuhause und gilt als Sympathieträger und Maskottchen der Region.
Zu Recht – schließlich ist das Rhönschaf ein echtes Original und hat hier seinen Ursprung: 1844 gab es die erste nachweisliche Erwähnung am Dreiländereck Bayern, Hessen und Thüringen. So ist das Rhönschaf eines der ältesten Landschafrassen und wohl die bekannteste alte Haustierrasse.
Doch durch den Einzug der Maschinen in der Landwirtschaft und der Landschaftspflege wurde das Rhönschaf immer mehr verdrängt. Günstiges Lammfleisch aus Übersee tat sein Übriges: Der Einzug der Synthetik Faser ließ die Wollverarbeitung in Deutschland zusammenbrechen. Das alles führte dazu, dass das Rhönschaf in den 80er Jahren vom Aussterben bedroht war.
Erst durch das beharrliche Festhalten einiger Schäfer an dem Rhönschaf, das gezielte Einsetzen der Rhönschafe in Naturschutzprojekten, die Unterstützung durch den BUND Naturschutz und das wieder Entdecken in der Gastronomie konnte die Anzahl der Tiere gesteigert werden. Der Bestand hat sich soweit erholt, dass es von der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Haustiere seit Anfang 2020 verschwunden ist.
Landschaftspfleger auf vier Beinen
Heute leben wieder rund 5000 Tiere im Land der offenen Fernen. Diese offene Fernen gebe es ohne die Schafhaltung nicht: Die artenreichen Rhöner Bergwiesen brauchen hungrige Schaf- und Ziegenherden, um nicht zu verbuschen. Verbuschen bedeutet: Die Flächen wachsen mit Büschen und Hecken zu, sodass zum Beispiel andere Pflanzen und auch bodenbrütende Vogelarten keinen Lebensraum mehr finden. Das Offenhalten der wertvollen Flächen wäre ohne Beweidung nicht leistbar. Das Rhönschaf, das mit den mageren Wiesen und dem rauen Klima in der Rhön bestens zurechtkommt, ist also Rasenmäher, Naturschützer und Landschaftspfleger in einem.
Auch in der Gastronomie spielt das Rhönschaf, das schon zu Zeiten Napoleons als Delikatesse galt, heute wieder eine zunehmend wichtige Rolle. Durch die viele Bewegung des Schafs ist das Fleisch sehr zart und kurzfaserig, und die vielen Wildkräuter, die der Landschaftspfleger frisst, bilden den charakteristischen Geschmack. Der Verkauf des hochwertigen Fleischs ist für die Schäfereibetriebe trotzdem nicht einfach, da das Rhönschaf im Vergleich zu den typischen Fleischschafrassen nur wenig Fleisch liefert und gleichzeitig länger gehegt und gepflegt werden muss.
Um den Schäferinnen und Schäfern beim Aufrechterhalten des Traditionshandwerks unter die Arme zu greifen, gibt es im länderübergreifenden Biosphärenreservat zahlreiche Projekte, die vom Verein Natur- und Lebensraum Rhön, den Verwaltungen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön und der Rhön GmbH gemeinsam vorangetrieben werden.