Rassige Raritäten: Alte Haus- und Nutztierrassen in der Rhön

Jeder weiß heute, dass viele wild lebende Tier- und Pflanzenarten in der freien Natur vom Aussterben bedroht sind oder schon ausgestorben sind. Doch den wenigstens ist bekannt, dass zahlreichen alten Haus- und Nutztierrassen in unserer unmittelbaren Umgebung – vor allem in der Landwirtschaft – ein ähnliches Schicksal droht. Über Jahrhunderte aufs Engste mit Land und Mensch tief verbunden, sind diese Tierrassen ein einzigartiges Kulturgut der Menschheit, das es zu erhalten gilt. Es ist deshalb selbstverständlich, dass sich das UNESCO Biosphärenreservat Rhön diesem wichtigen Thema widmet. 

Eine gemeinsame Bestandsaufnahme mit der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e. V. (GEH) und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat ergeben, dass in der Rhön noch eine relativ hohe Dichte an alten gefährdeten Haus- und Nutztierrassen vorhanden ist. Dabei zählen neben dem allseits bekannten Rhönschaf auch weitere Rassen wie der Coburger Fuchs, die Thüringer Waldziege, das Gelbvieh oder das Rote Höhenvieh dazu. Insgesamt wurden 42 alte gefährdete Nutztierrassen in 2013/2014 in der Rhön gezählt und erfasst. Im Vergleich mit anderen deutschen UNESCO-Biosphärenreservaten kann für die Rhön ein sehr gut dokumentierter und relativ hoher Bestand an alten Haustierrassen festgehalten werden.

Es ist jedoch anzumerken, dass eine wirtschaftliche Nutzung dieser Rassen kaum oder nur sehr eingeschränkt möglich ist. Daher finden diese Tiere oft nur bei Hobbyhaltern Verwendung oder aber auch in größerer Anzahl, wenn eine entsprechende staatliche Förderprämie (wie beispielsweise aktuell beim Rhönschaf) auch langfristig garantiert ist. Beispiele in der Region zeigen auch, dass landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe im Ökologischen Landbau mit alten Nutztierrassen (z. B. Gelbes Frankenvieh, Rotes Höhenvieh, Frankenziege) im Rahmen der Direktvermarktung wirtschaftlich erfolgreich arbeiten können.

Das Rhönschaf, Sympathieträger des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön, ist die bekannteste alte Haustierrasse. Es ist auf zahlreichen Wiesen und Weiden in der Rhön zuhause. Es gibt allerdings noch viel mehr alte oder bedrohte Haus- und Nutztierrassen in der Rhön. Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) hat in Ihrem Projekt im Jahr 2013 27 gefährdete Nutztierrassen und weitere alte Haustierrassen gefunden.

Einzelne Höfe haben sich in besonderer Weise dem Schutz alter Haus- und Nutztierrassen verschrieben. Die Arche-Höfe der GEH haben sich verpflichtet, mindestens drei vom Aussterben bedrohte Tierrassen dauerhaft zu halten. Der Schwalbenhof ist einer von ihnen.

Einige der Tiere und ihre Halter stellen wir Ihnen hier vor.