Management der Stauden‐Lupine: Erhalt der Artenvielfalt in den Bergwiesen

Die invasive Stauden-Lupine (Lupinus polyphyllus Lindl.) bedroht die Biodiversität der artenreichen Bergwiesen im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön. Im Rahmen eines interdisziplinären Projekts der Universitäten Gießen und Kassel werden Konzepte für die langfristige Erhaltung der Artenvielfalt der Bergwiesen erarbeitet. Gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), erprobt das Projektteam Maßnahmen zur Bergwiesen-Restituierung, innovative Techniken zur energetischen Verwertung von Biomassen und die störungsfreie Erfassung der Vegetation mittels Fernerkundung. Ziel ist es, das Maßnahmenspektrum des Naturschutzes in invadiertem Grünland zu erweitern.

In der Rhön wurde die Stauden-Lupine bereits in den 1930er Jahren großflächig zur Standortverbesserung eingebracht (Volz 2003). Insbesondere wurde sie dabei als Untersaat in neu angelegten Fichtenwäldern und zur Befestigung von Straßenrändern verwendet (Volz 2003). Dass sie sich seit zwei Jahrzehnten verstärkt in den Bergwiesen der Rhön ausbreitet, hängt mit einem Nutzungswandel in der Grünlandbewirtschaftung zusammen.

Die Stauden-Lupine konnte insbesondere vom Brachfallen zahlreicher Flächen, einer verminderten Beweidungsintensität und einer zum Bodenbrüterschutz angeordnete späteren Mahd (ab 10. Juli) profitieren (Otte & Maul 2005; Volz 2003). Kartierungen der Verbreitung der Stauden-Lupine zwischen 1998 und 2016 haben das Ausmaß der Invasion verdeutlicht: So hat sich die durch Lupinen invadierte Fläche in der Langen Rhön innerhalb von 18 Jahren etwa verdoppelt (Klinger et al. 2019).

Warum Handlungsbedarf?

  • Die schnelle Ausbreitung der Lupine liegt unter anderem in ihrem hohen Potential zur Selbstausbreitung begründet. Sie ist in der Lage, ihre Samen selbstständig bis zu sechs Meter weit zu schleudern (Volz 2003).
  • Eine Analyse der Verbreitungsmuster in der Landschaft ergab zudem, dass Randbereiche von Straßen und Wegen wichtige Quellhabitate für die Art darstellen (Klinger et al. 2019).
  • In invadiertem Grünland verdrängt die Stauden-Lupine typische, niedrigwüchsige Arten (Thiele et al. 2010) und begünstigt das Vorkommen hochwüchsiger Generalisten (Hansen et al. 2020).
  • Zudem verschlechtert die Stauden-Lupine die Futterqualität des Bergwiesenheus erheblich und kann es unbrauchbar als Futter für Pferde, Rinder und andere Nutztiere machen.

Aufgrund ihrer negativen Auswirkungen ist die Stauden-Lupine auf der Managementliste für eingebürgerte gebietsfremde Arten in Deutschland (Nehring et al. 2013) gelistet. Dadurch ergibt sich ein dringender Handlungsbedarf bei der Einschränkung der weiteren Ausbreitung der Art und die Notwendigkeit, negative Einflüsse auf geschützte Lebensräume und Arten zu minimieren.

Problem und Perspektiven

Somit besteht für die Rhön, wie für viele Regionen Europas, die Herausforderung, alternative Konzepte für die Bewirtschaftung extensiver Grünlandflächen und für die Nutzung der dabei anfallenden, als Raufutter nicht mehr geeigneten Biomasse zu entwickeln. Die energetische Verwertung der Grünlandaufwüchse bietet vielversprechende Perspektiven für eine ökonomische Bewirtschaftung, die gleichzeitig den Erhalt der ökologisch wertvollen Borstgrasrasen und Goldhaferwiesen sicherstellt. 

Zudem stellt sich die Frage, wie man die Diversität bereits invadierter Flächen möglicherweise wiederherstellen und gleichzeitig die Lupine langfristig aus den Bergwiesen entfernen kann. Hierzu wurden im Rahmen des Projekts verschiedene Restituierungsmethoden kombiniert und die Entwicklung der Vegetation über mehrere Jahre beobachtet.

Ein problematischer Aspekt bei der Eindämmung der Bestände der Stauden-Lupine ist die Weitläufigkeit und teilweise schwere Zugänglichkeit der extensiven Grünlandbestände. Eine automatische Erfassung von Lupinenbeständen über Drohnen oder Satelliten stellt deswegen ein wichtiges Monitoring-Werkzeug dar. Über mehrere Jahre kann so auch der Erfolg von Bekämpfungsmaßnahmen überprüft werden.

Das interdisziplinäre Projekt hat in den vergangenen vier Jahren die Erhaltung und Wiederherstellung der artenreichen Bergwiesen in der Rhön untersucht.