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Biosphärenreservat Rhön
mensch, natur, einklang,

Partnerschaft mit 10.000 Kilometer Abstand: Rhön unterzeichnet Vereinbarung mit Biosphärenreservat in Peru

Den beliebtesten Wachmacher der Welt nachhaltig genießen – wie das gelingen kann, zeigt der Kaffee „Biosphäre² – Peru trifft Rhön“. Er ist Symbol einer Projektpartnerschaft, die das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön jetzt mit dem Biosphärenreservat BIOAY in Peru geschlossen hat. Die beiden Gebiete wollen sich künftig bei Nachhaltigkeitsthemen eng vernetzen: Hierbei geht es um Anbau und Verarbeitung, Wertschöpfung und Konsum, Bildung für Nachhaltigkeit und Partizipation der lokalen Bevölkerung.

Partnerschaft über 10.000 Kilometer Entfernung: Die drei VerwaltungsstellenleiterInnen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön Ulrike Schade (Thüringen), Michael Geier (Bayern, oben rechts) und Torsten Raab (Hessen, unten rechts) sowie Juan Carlos La Torre (BIO-AY, Peru, oben links) haben in einer Videokonferenz die Vereinbarung unterzeichnet. / Screenshot: Anna-Lena Bieneck
Beim Verkosten des Partnerschafts-Kaffees „Biosphäre² – Peru trifft Rhön“ (von links): Dr. Doris Pokorny, Projektverantwortliche bei der Bayerischen Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön, Rainer Bühner (Rösterei Rhön Kaffee) und Stephanie Meinecke von der Rhön GmbH (in Vertretung der Projektverantwortlichen Nadja Schneider). / Foto: Anna-Lena Bieneck
Das Biosphärenreservat Oxapampa-Ashaninka-Yanesha (BIOAY) befindet sich im Departement Pasco in Zentralperu. Es besteht aus den letzten ungestörten Ökosystemen im zentralen Dschungel des Landes. / Foto: BIOAY - SERNANP - MPO, Perú
Messung des Zuckergehalts mit einem Refraktometer zur Analyse der Reife der Kaffeekirschen. / Foto: CAC CEPRO Yanesha, Peru

Tropischer Regenwald und Rhöner Buchenwald, Tapir und Rhönschaf, Andenfelsenhahn und Rotmilan, Jaguar und Wolf – zwischen den Partnerreservaten Oxapampa-Ashanika-Yanesha
(BIOAY) und Rhön liegen mehr als 10.000 Kilometer Luftlinie. Auch wenn Land und Leute, Flora und Fauna ganz unterschiedlich geprägt sind – gemein ist den beiden Gebieten ihr Modellcharakter. Das harmonische Zusammenleben von Mensch und Natur wird im BIOAY ebenso bespielhaft umgesetzt wie in der Rhön. Das Partnerreservat liegt im Departement Pasco in Zentralperu und beinhaltet neben der genutzten Kulturlandschaft auch die letzten ungestörten Ökosysteme im zentralen Dschungel des Landes. Die indigenen Gemeinschaften Yanesha und Asháninka leben seit jeher in der Region. Was sie verbindet, ist die Bewahrung ihrer Kultur, ihrer Sprache und der traditionellen, nachhaltigen Bewirtschaftungsweisen. Denn auch hier ist die biologische Vielfalt des Schutzgebiets bedroht – ein Problem: die intensive Nutzung von Land und aquatischen Ressourcen.

Die Themenfelder ökologische Landwirtschaft, bodenschonende Bewirtschaftung, sozial orientierte Wertschöpfung, fairer Handel und Inklusion sollen künftig Bestandteile der Projektpartnerschaft der beiden UNESCO-Biosphärenreservate sein. In einer Videokonferenz haben Ulrike Schade, Michael Geier und Torsten Raab für die drei Verwaltungen des Biosphärenreservats Rhön sowie Juan Carlos La Torre für das Biosphärenreservat BIOAY aus Peru die Vereinbarung unterzeichnet. Ein Grußwort sprach unter anderem Dr. Miguel Clüsener-Godt, Direktor der Abteilung für Ökologische und Erdwissenschaften der UNESCO und Sekretär des Programmes "Man and the Biosphere" (MAB) in Paris. Die Partnerschaftsvereinbarung sei ein „wunderbares Memorandum“ im Jubiläumsjahr des MAB-Programms, das vor 50 Jahren gestartet ist. „Die Zusammenarbeit ist nicht nur wichtiges Element im Erfahrungsaustausch und in der Ausbildung der Menschen, die in Biosphärenreservaten arbeiten. Indem bessere Produkte auf den Markt gebracht und Marktmöglichkeiten ausgelotet werden, entsteht auch ein direkter, ökonomischer Anreiz für die Biosphärenreservate“, betonte Dr. Clüsener-Godt.

Kaffee als Symbol für gelebte Nachhaltigkeit

Symbolhaftes Beispiel für partnerschaftlich gelebte Nachhaltigkeit ist der Kaffee "Biosphäre² – Peru trifft Rhön". Der Rohkaffee aus Peru ist Bio-und Fair-Trade-zertifiziert und wird in der Rösterei „Rhön Kaffee – Bühners Rösterei“ in Maria Bildhausen (Münnerstadt) geröstet und von dort vermarktet. „Wir wollen alle dazu ermuntern, bei Einkauf und Konsum auf nachhaltig erzeugte Produkte zu achten und sich für die Geschichte und die Menschen hinter einem Produkt zu interessieren“, erklärt Dr. Doris Pokorny, Projektverantwortliche bei der Bayerischen Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön. „Das Thema soll sukzessive in unsere Bildungsarbeit für Jugendliche und Erwachsene einfließen. Kaffee steht dabei als Symbol für ein viel zu wenig geschätztes Alltagsprodukt – und für gewichtige internationale Abhängigkeiten.“

Hintergrund war das gemeinsame Ziel der Rhön GmbH, der Biosphärenreservatsverwaltungen und der Rösterei von Rainer Bühner, in der Rhön einen nachhaltigen „Kaffee mit Gesicht“ zu etablieren, dessen Ursprung in einer Region liegt, die auch den Titel UNESCO-Biosphärenreservat trägt. Über die Bayerische Verwaltung des Biosphärenreservats konnte der Kontakt zum Biosphärenreservat BIOAY in Peru hergestellt werden. „Von der wertvollen Zusammenarbeit erhoffen wir uns auch einen Antrieb der wirtschaftlichen Entwicklung im BIOAY“, sagte Juan Carlos La Torre. „Vielleicht stehen neben Kaffee auch bald andere Produkte wie Kakao, Früchte und Honig im Fokus.“

In Provinz Pasco gibt es verschiedene Kooperativen, die sich gemeinsam mit der regionalen Landwirtschaftsdirektion für den nachhaltigen Anbau und die Vermarktung des Kaffees auf nationaler und internationaler Ebene einsetzen. Ein herausragendes Beispiel bildet die Kaffeekooperative CEPRO Yanesha, die sieben indigene Gemeinden mit 118 Familien umfasst. Diese bauen ihren Kaffee auf Höhen zwischen 700 und 1900 Metern über dem Meeresspeigel mit besonderem Wert auf Nachhaltigkeit an. CEPRO Yanesha unterstützt die Mitglieder durch technische Beratung und Schulungen zur Qualitäts- und Produktivitätssteigerung, der Herstellung von Spezialkaffees und der Vermarktung.

 „Dieses besondere Produkt zeigt, dass man auch bei Kaffee durchaus auf Herkunft, Anbau und Verarbeitung achten kann“, sagt Nadja Schneider, Projektverantwortliche bei der Rhön GmbH. „Der Partnerschafts-Kaffee erweitert das Angebot unserer Rhöner Gastronomiebetriebe um ein nachhaltiges Produkt aus einem anderen Biosphärenreservat. Damit gelingt es, die Philosophie der Rhöner Betriebe aus dem Netzwerk Dachmarke Rhön e.V. – mit dem Blick auf den regionalen und nachhaltigen Genuss – weiter zu stärken.“

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