Partnerschaft zur nachhaltigen Landnutzung mit Biosphärenreservat in Peru
Ökologische Landwirtschaft, bodenschonende Bewirtschaftung, sozial orientierte Wertschöpfung, fairer Handel und Inklusion: Das sind Ziele und Bestandteile der Projektpartnerschaft des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön mit dem UNESCO-Biosphärenreservat Oxapampa-Ashánika-Yánesha (BIOAY) in Peru.
Tropischer Regenwald und Rhöner Buchenwald, Tapir und Rhönschaf, Andenfelsenhahn und Rotmilan, Jaguar und Wolf – zwischen den Partnerreservaten BIOAY und Rhön liegen mehr als 10.000 Kilometer Entfernung; Land und Leute, Flora und Fauna sind ganz unterschiedlich geprägt. Gemeinsam ist den beiden Gebieten ihr Modellcharakter: Das harmonische Zusammenleben von Mensch und Natur wird in BIOAY ebenso bespielhaft umgesetzt wie in der Rhön.
Das BIOAY
Das Biosphärenreservat Oxapampa-Asháninka-Yánesha (BIOAY) befindet sich im Departement Pasco in Zentralperu. Hier findet man die letzten ungestörten Ökosysteme im zentralen Dschungel des Landes. BIOAY ist repräsentativ für die peruanische Waldregion des oberen Amazonas (tropische Anden). Der Übergang vom Amazonas-Niedrigwald zum montanen Nebelwald mit seinen ungleichmäßigen physiografischen Eigenschaften und hohen Niederschlägen hat zu einer komplexen Flora geführt – ob Epiphyten, Lianen, Gräser, Sträucher oder Bäume.
Beispiele für die reiche Tierwelt in der Region sind der Andenhahn (Rupicola peruvianus), der Weißlippen-Pekari (Tayassu pecari), der südamerikanische Tapir (Tapirus terrestris), der Brillenbär (Tremarctos ornatus) und der Jaguar (Panthera onca) sowie der Harpyienadler (Harpia harpyja) – das größte Raubtier der Baumkronenfauna und ein Indikator für die Integrität mehrerer Ökosysteme. Der Frosch Ctenophryne barbatula ist eine sogenannte endemische Art und kommt nur im Biosphärenreservat vor.
Einen Einblick in die Landschaft, in Flora, Fauna und Kultur von BIOAY sowie die Unterschiede im Vergleich zur Rhön erhalten Sie hier.
Oxapampa ist der Name der Provinz, in der Nachkommen europäischer Siedler, Andenmigranten und Küstenmigranten mit den örtlichen, indigenen Gemeinschaften zusammenleben. Die indigenen Gemeinschaften Yanesha, Asháninka und Ashéninka leben seit jeher in der Region.

Foto: Yan Axel Arteaga
In den höheren Lagen wird Kaffeeanbau betrieben, in den niedrigeren Lagen werden unter anderem Obst, Kakao und Heilpflanzen angebaut. Neben der Landwirtschaft ist auch der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle für die Region. Was die indigenen Gemeinschaften verbindet ist die Bewahrung ihrer Kultur, Sprache und der traditionellen, nachhaltigen Bewirtschaftungsweisen.
Vom Menschen verursachter Druck, der die biologische Vielfalt des Schutzgebiets bedroht, gefährdet auch seine Lebensweise, da die natürlichen Ressourcen abnehmen und die Katastrophenrisiken zunehmen. Zu diesen Risiken zählen Erdrutsche, Überschwemmungen und die intensive Nutzung von Land und aquatischen Ressourcen.
UNESCO-Biosphärenreservat Rhön | BIOAY | |
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Größe | 2.433,23 km2 | 17.740 km² |
Einwohner | 218.751 (2015) | 99.464 (2018) |
Höhe | 180 – 950 (max) m ü. NN | 276 (min) – 4.500 (max) m ü. NN |
UNESCO-Anerkennung | 1991 | 2010 |
Gemeinsames Ziel
Im April 2021 haben die drei Verwaltungen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön eine länderübergreifende Partnerschaft mit dem technischen Sekretariat von BIOAY geschlossen. Ziel ist gemäß der Partnerschaftsvereinbarung der Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe zu Nachhaltigkeitsthemen: Hierbei geht es um Anbau und Verarbeitung, Wertschöpfung und Konsum, Bildung für Nachhaltigkeit und Partizipation der lokalen Bevölkerung.

Kaffee "Biosphäre² – Peru trifft Rhön" als Symbol
Symbolhaftes Beispiel für partnerschaftlich gelebte Nachhaltigkeit ist der Kaffee "Biosphäre² – Peru trifft Rhön" (Biosphäre BIOAY x Biosphäre Rhön). Der Kaffee aus Peru, den man in der Rhön genießen kann, soll dazu ermuntern, bei Einkauf und Konsum auf nachhaltig erzeugte Produkte zu achten und sich für die Geschichte und die Menschen hinter einem Produkt zu interessieren. Das Thema wird sukzessive in die Bildungsarbeit (BNE) für Jugendliche und Erwachsene im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön integriert.
Hintergrund war das gemeinsame Ziel der Rhön GmbH, der Biosphären-Verwaltungen und Rhön Kaffee - Bühners Rösterei, in der Rhön einen nachhaltigen „Kaffee mit Gesicht“ zu etablieren, dessen Ursprung in einer Region liegt, die auch den Titel UNESCO-Biosphärenreservat trägt. Durch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) konnte der Kontakt zu BIOAY in Peru hergestellt werden.

Foto: Anna-Lena Bieneck
In Provinz Pasco gibt es verschiedene Kooperativen, die sich gemeinsam mit der regionalen Landwirtschaftsdirektion für den nachhaltigen Anbau und die Vermarktung des Kaffees auf nationaler und internationaler Ebene einsetzen. Ein herausragendes Beispiel bildet die 2010 gegründete Kaffeekooperative CEPRO Yanesha ("C.A.C. CEPRO YANESHA“), von der die Kaffeebohnen für den Biosphären-Kaffee stammt. Die Kooperative umfasst sieben indigene Yánesha-Gemeinden mit 118 Familien. Diese bauen ihren Kaffee auf Höhen zwischen 700 und 1900 Metern über dem Meeresspiegel mit besonderem Wert auf Nachhaltigkeit an. CEPRO Yanesha unterstützt die Mitglieder durch technische Beratung und Schulungen zur Qualitäts- und Produktivitätssteigerung, der Herstellung von Spezialkaffees und der Vermarktung.
Der Rohkaffee der CEPRO Yanesha Kooperative wird in der Kaffeerösterei Bühner in der Rhön geröstet und von dort vermarktet. Für mehr Infos zur Rösterei und zum Online-Shop für eine Kostprobe gelangen Sie hier.
Ein rundum nachhaltiges Produkt
Der Biosphären-Kaffee wird nicht nur fair gehandelt und biologisch angebaut, er ist auch ökonomisch und sozial nachhaltig. Die Wertschöpfung bleibt vollständig in den beiden Regionen, in der Rösterei Bühner und bei der CEPRO Yanesha-Initiative. Er unterstützt die indigene Gruppe der Yanesha und die Rösterei Bühner ist ein Inklusions-Betrieb, der Menschen mit Behinderung beschäftigt.
Wer noch mehr über den Biosphären-Kaffee erfahren möchte, findet einen kurzen Film hier.
Weltweit wird in mindestens 26 Regionen, die als UNESCO-Biosphärenreservat anerkannt sind, Kaffee angebaut. Eine Zusammenarbeit mit BIOAY in Peru bot sich besonders an durch:
- vorhandene Etablierung international zertifizierten, nachhaltigen Kaffeeanbaus (bio/fair) in der Region
- bestehende Kooperativen, in denen sich Kleinbauern, die ethnische Minderheiten vertreten, zusammengeschlossen haben
- bestehende Handelsbeziehungen nach Europa
- enge Zusammenarbeit der Kaffeebauern und deren Kooperativen mit der Biosphären-Verwaltung von BIOAY
- gegenseitiges Interesse an einem Erfahrungsaustausch und der Zusammenarbeit zu Nachhaltigkeitsthemen; Inwertsetzung und Vermarktung regionaler Produkte
- Engagement Deutschlands in der Region Oxapampa durch die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
- historische kulturelle Anknüpfung an das deutschsprachige Europa durch ehemalige Auswanderer aus Österreich/Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts in die Region Oxapampa (v.a. Gemeinde Pozuzo bzw Gemeinde Oxapampa)
Mit dem Freiwilligenprogramm "weltwärts" ins BIOAY
Junge Menschen zwischen 18 und 28 Jahren können sich für den Freiwilligendienst „weltwärts“ anmelden, der im BIOAY geleistet werden kann. Ausführliche Informationen finden Interessierte hier.
Der erste Einsatz im BIOAY startete 2021: Für Lena Gräfenschnell (18) und Maja Büttner (19) aus Bad Neustadt ging es am 17. Oktober für ein Jahr nach Peru. Den Blog von Maja Büttner finden Sie hier.
Von September 2023 bis August 2024 konnte erstmals ein Freiwilliger aus den Partner-Biosphärenreservaten die Verwaltungen des Biosphärenreservats Rhön unterstützen. Yan Axel Arteaga aus BIOAY war für ein Jahr in der Rhön, in der bayerischen Verwaltungsstelle eingesetzt.
Link zum Interview mit Yan Axel zum Lesen: Vom peruanischen Regenwald ins „Land der offenen Fernen“: Yan Axel Arteaga leistet Freiwilligendienst im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön | Biosphärenreservat Rhön
Sie möchten lieber hören, wie es Yan Axel in der Rhön gefallen hat, dann gelangen Sie hier zu unserem Biosphären-Podcast, in dem Yan Axel zu Gast war.
Yan Axel war außerdem als Referent in unserer Vortragsreihe „In der Rhön – für die Rhön“. Dort gibt er einen Einblick in das peruanische Partner-Biosphärenreservat. Hier gelangen Sie zu unserem Youtube-Kanal und der Aufzeichnung des Vortrags (zum Teil in deutscher und zum Teil in englischer Sprache).

Foto: Axel Arteaga