Jagd und Wildverwertung

Die Jagd erfüllt im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön gleich mehrere wichtige Aufgaben: Ein wesentliches Ziel ist es, die natürliche Verjüngung der Baumarten zu ermöglichen und die Biodiversität der Landschaft und der Tiere zu erhalten. Denn nur so bleibt auch die Gebietskulisse langfristig bestehen.

Gesetzlich ist das im Bundesjagdgesetz festgeschrieben: Es zählt, „einen artenreichen und gesunden Wildbestand“ zu erhalten und „die natürlichen Lebensgrundlagen des Wildes zu verbessern“. Es muss aber andererseits genauso sichergestellt sein, dass Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft nicht vom Wild beeinträchtigt werden.

Und das gestaltet sich im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön als eine Herausforderung, denn es müssen dabei einige Besonderheiten beachtet werden: Wald und Offenland sind extrem verzweigt, extensive Grünlandwirtschaft und intensiver Ackerbau wechseln sich ab. Vor allem die Nähe von sogenannten „Kernzonen“, also Flächen ungestörter Dynamik, zu Flächen der geregelten Land- und Forstwirtschaft in den „Pflege- und Entwicklungszonen“ macht die Jagd komplex und anspruchsvoll.

Konzepte und Abschusspläne regeln das Jagen in den Revieren

Ein revierübergreifendes Wildtiermanagement ist deshalb unverzichtbar. Die drei Länder des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön haben jeweils eigene Wildtiermanagementkonzepte, die das Jagen auf staatlichen Flächen regeln. Private Eigentümer müssen ihre Reviere ebenso hegen und pflegen, das ist gesetzlich festgeschrieben.

Gerade in den Kernzonen können sich Schwarz- und Rotwild stark konzentrieren. Das Problem daran: Schnell steigende Wildbestände führen in der Regel zu Schäden in Land- und Forstwirtschaft. Gemeinsam mit der Unteren Jagdschutzbehörde werden Drei-Jahres-Abschusspläne entwickelt, die die Abschusszahlen nach Wildart, Geschlecht und Altersklasse festlegen.

Wechselbeziehungen und Hobbysportler erschweren das Jagen

Die Vielzahl der Wildarten im Biosphärenreservat Rhön macht das Jagen besonders komplex, da zwischen den Wildarten auch Wechselbeziehungen bestehen. Für den Erhalt der Bodenbrüter ist es beispielsweise sehr wichtig, die Population von Füchsen, Waschbären und Mardern unter Kontrolle zu halten.

Ein zunehmendes Problem für die Jagd sind auch die Radfahrer und Wanderer — gerade zu Dämmerungs- und Nachtzeiten. Auch Hobbysportler, die abseits der Wege wandern oder Hundeschlitten fahren, machen es den Jägern zunehmend schwerer. Denn sie stören und verscheuchen das Wild. Darüber muss in Zukunft intensiver diskutiert werden. Denn das Wild benötigt ausreichend störungsfreie Zonen und Zeiten, um sich entwickeln zu können.

Über das Jagen zu informieren gehört dazu

Doch nicht nur das Jagen an sich ist wichtig, sondern auch die Kommunikation und das Informieren darüber. Die jagdlichen Interessen mit den Interessen der Landeskultur, dem Naturschutz und der Landschaftspflege auszugleichen, ist wichtig. Die Jäger erfüllen ökologische, aber eben auch kulturelle Aufgaben. Die Jägerschaft fungiert als Moderator, Umweltbildner der öffentlichen Hand und als Partner.

Bei „Waldspaziergängen“ mit Schulklassen erklären die Jäger ihre Arbeit, um Verständnis für die Notwendigkeit der Jagd zu schaffen. Zusätzlich sollten aber noch weitere Fortbildungs- und Qualifizierungsangebote geschaffen werden — für Lehrer, Erzieher, Jäger, Hundehalter, aber auch für Jagd- und Naturschutzverbände sowie Bauernverbände und weitere Genossenschaften.

Es wird auch gejagt, um zu essen

Natürlich dient das Jagen auch der Bereitstellung von hochwertigen Lebensmitteln. Die Dachmarke Rhön e.V. hat dafür eigens eine Zertifizierung eingeführt, die mehr und mehr umgesetzt wird. Die Verschärfung der Hygienevorschriften erschwert die Direktvermarktung allerdings. Da ist noch sehr viel Potenzial verborgen. Heimische Produzenten und Jäger sollten besser unterstützt und die bestehende Infrastruktur weiter ausgebaut werden.

Eine Herausforderung ist es, die bei der Jagd anfallenden Rohprodukte vollständig zu verwerten, darunter zählen zum Beispiel die Felle der erlegten Prädatoren wie Fuchs und Waschbär. Die heimischen Kürschner sollten deshalb besser unterstützt werden.