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Biosphärenreservat Rhön
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Online-Vortrag: Hohe Artenvielfalt zahlt sich für Landwirtinnen und Landwirte aus

Dass sich der Erhalt bzw. die Förderung von Artenvielfalt in der Landschaft für Landwirte auch ökonomisch und betrieblich auszahlt, war eine der Erkenntnisse, die Prof. Dr. Emily Poppenborg Martin von der Leibniz Universität Hannover im Rahmen ihrer umfangreichen Forschungsarbeiten gewonnen hat. In der Vortragsreihe „In der Rhön, für die Rhön“ stellte sie die wichtigsten Ergebnisse ihrer Arbeit vor. Den Onlinevortrag „Wie Landwirtschaft von Artenvielfalt profitiert“, zu dem die Bayerische Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön geladen hatte, verfolgten rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Prof. Dr. Emily Poppenborg Martin referierte zum Thema Artenvielfalt und Landwirtschaft. / Fotos: privat, Tschumi

Eine Auswertung von Studien in 1515 Landschaftsausschnitten Europas habe ergeben, dass eine kleinstrukturierte Agrarlandschaft mit einer hohen sogenannten Randliniendichte („edge density“) die Vielfalt der vorhandenen Insekten deutlich erhöht und damit die Produktivität der Agrarökosysteme direkt positiv beeinflusst, erklärte die Professorin für Zoologische Biodiversität. Die (Wieder-)Herstellung einer solchen Landschaft sei deshalb für eine stabile landwirtschaftliche Produktion im Hinblick auf die sich bereits abzeichnenden Folgen des Klimawandels und die zu erwartenden Änderungen der Artenzusammenstellung von zentraler Bedeutung, so die Referentin.

Spinnentiere, Tausendfüßler sowie Insekten erbringen eine wichtige Ökosystemdienstleistung für die Landwirtschaft. Bienen, Fliegen, Wespen, Ameisen, Schmetterlinge, Nachtfalter und Käfer erfüllen die wichtige Funktion der Bestäubung der landwirtschaftlichen Kulturen. Laufkäfer, Marienkäfer, Kurz- und Netzflügler, Fliegen, Spinnen, Wespen, und Wanzen sowie die in der Nahrungskette eine Stufe höher stehenden Vögel und Fledermäuse erfüllen als natürliche Feinde die wichtige Funktion der Schädlingsregulierung, indem sie Schädlinge fressen, aussaugen oder parasitieren. „Natürlich gibt es unter diesen Tieren auch Kulturschädlinge, die bei großen Individuenzahlen wirtschaftlich relevante Schäden anrichten können“, sagte Prof. Dr. Poppenborg Martin. „Dies ist aber umso wahrscheinlicher, wenn die Ackerschläge sehr groß und nur mit einer Kultur bestellt sind.“ Eine solche Struktur biete oft nur noch wenigen Generalisten – dies sind wenig spezialisierte Tiere – als natürlichen Feinden einen Lebensraum. Schädlinge lebten dann in und von der landwirtschaftlichen Kulturpflanze und könnten sich in Abwesenheit natürlicher Feinde ungebremst vermehren.

„Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass die Vielfalt der Insektenarten mit zunehmender Distanz vom Feldrand immer weiter abnimmt, da Fliegen, Käfer und Bienen nur einen eingeschränkten Bewegungsradius haben. Dies hat zur Folge, dass große Ackerflächen verarmen –  selbst wenn es angrenzend Brachflächen, Heckenstrukturen oder eigens angelegte Blühwiesen gibt“, erläuterte die Agrar- und Landschaftsökologin weiter. „Wenn aber die Bestäubung nur durch eine Art, beispielsweise die Honigbiene, erbracht wird, tritt ein weitaus geringerer und auch weniger zuverlässiger Bestäubungserfolg ein, als wenn die Bestäubung durch mehrere Wildbienenarten und Schwebfliegen erfolgt. Der Artenschwund schlägt sich also direkt in einem Rückgang der Erträge nieder.“

Dem Erhalt und der Schaffung einer reich strukturierten Landschaft mit möglichst kleinteiligen Ackerschlägen und möglichst vielen und nah beieinanderliegenden „Rändern“ und „Feldgrenzen“ sei demnach – auch im ureigenen Interesse der landwirtschaftlichen Betriebe – höchste Priorität einzuräumen. Bei Grenzen und Säumen im Abstand von 200 Metern bewege sich die Artenvielfalt in einem guten Bereich, schloss die Referentin.

Wichtige AnsprechpartnerInnen in der Rhön und der Region zum Thema Artenvielfalt finden Sie hier (PDF).

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