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Biosphärenreservat Rhön
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Nachruf Reinhard Braun

Am Montag, dem 23. Oktober 2023, verstarb überraschend unser geschätzter Kollege Reinhard Braun, der vom 1. Juli 1991 bis 31. Mai 2021 in der Thüringer Verwaltung UNESCO-Biosphärenreservat Rhön beschäftigt war. Mit diesem Nachruf nehmen wir in tiefer Betroffenheit Abschied.

Reinhard Braun (1955-2023) arbeitete von 1991 bis 2021 in der Thüringer Biosphärenreservatsverwaltung Rhön (Fotos: Ulrike Schade, Karl-Friedrich Abe)

Reinhard Braun wurde am 26. August 1955 in Kaltensundheim geboren. Von Kind an half er gerne in der Getreidemühle seiner Eltern. Es war für ihn ein Abenteuerspielplatz, und später unterstützte er seinen Vater bei der zum Teil schweren körperlichen Arbeit eines Müllers. Viel Freude hatte er stets beim Ausfahren des Mehls an die Bäckereien in der Rhön und im Thüringer Wald. Von 1962 bis 1970 war Reinhard Braun Schüler der Polytechnischen Oberschule in Kaltensundheim. Die Klassen 9 bis 12 absolvierte er auf der Erweiterten Oberschule (EOS) in Meiningen und erwarb dort mit dem Abitur die Hochschulreife. Im Anschluss an seinen dreijährigen Dienst bei der damaligen Nationalen Volksarmee folgte das Studium an der Technischen Hochschule Ilmenau mit dem Abschluss als Diplom-Ingenieur für Gerätetechnik. 1982 nahm Reinhard Braun seine Tätigkeit als Programmierer bei der Firma VEB Robotron-Elektronik Meiningen/Zella-Mehlis, später arbeitete er in einem lederverarbeitenden Betrieb in Kaltensundheim.

Am 01. September 1990 begann die Arbeit des Aufbaustabes der Thüringer Biosphärenreservatsverwaltung in Kaltensundheim. Über das damalige Bundesumweltministerium bekamen alle Aufbaustäbe der neuen Großschutzgebiete, die durch das Nationalparkprogramm der DDR ausgewiesen worden waren, ein Geografisches Informationssystem (GIS). Die entsprechende Hardware wurde in den Büroräumen des Aufbaustabes abgestellt und würdevoll bestaunt. Denn niemand der bis dahin eingestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnte diese bedienen. Also begann die Suche nach geeignetem Fachpersonal. Karl-Friedrich Abe erinnerte sich an seinen Schulkameraden Reinhard Braun, der gerade auf der Suche nach einer neuen Beschäftigung war. So führte dieser Zufall umgehend zu einer überaus praktikablen Lösung. Reinhard Braun war vom 01. Juli 1991 bis 31.01.1993 zunächst über das Arbeitsbeschaffungsprogramm (ABM) mit der Aufgabe des Aufbaus eines Datenverarbeitungs- und Geografischen Informationssystems für die Rhön eingestellt. Im Februar 1993 wurde aus dieser Beschäftigung dann ein unbefristeter Arbeitsplatz.

Nach der Anerkennung der Rhön mit den Landesteilen Bayern, Hessen und Thüringen als Biosphärenreservat der UNESCO 1991 wurde aus dem GIS im thüringischen Teil der Rhön das länderübergreifende Geografische Informationssystem und die zentrale Stelle für geografisches Datenmanagement. Diese Aufwertung ist vor allem den hervorragenden Sach- und Fachkenntnissen von Reinhard Braun zu verdanken.

In den folgenden Jahren wurden immer mehr Daten in das System eingepflegt. Beispielsweise entstand die erste länderübergreifende geologische Landkarte der Rhön. Unendlich viele technische Schwierigkeiten und eine Anpassung unterschiedlichster Qualitäten von Rohdaten waren notwendig. Diese Herausforderungen meisterte Reinhard Braun ebenfalls bestens. Auch durch seine Zuarbeit von Daten und spezifischen Karten konnten die periodischen Überprüfungen des Biosphärenreservats durch die UNESCO (Evaluierungen) in den Jahren 2003 und 2013 unterstützt und mit sehr guten Ergebnissen abgeschlossen werden.

Zu erwähnen ist besonders Reinhard Brauns Einsatz beim Umzug der Thüringer Biosphärenreservatsverwaltung aus dem Kulturhaus von Kaltensundheim in die altehrwürdigen Räume der Propstei in Zella (2009). Die empfindliche Technik demontierte er nach einer intensiven Planung selbstständig ab, transportierte sie vorsichtig und baute auf dem Dachboden der Propstei alle Serverschränke mit allen Datenleitungen neu auf. Innerhalb eines Tages war die Verwaltung wieder am Netz und das Tagesgeschäft konnte fortgesetzt werden.

Reinhard Braun war auf Grund seiner hervorragenden fachlichen Kenntnisse auch zuständig für die Informationstechnik fast aller Thüringer Großschutzgebiete. Von seinem Schreibtisch aus konnte er helfen, wenn etwa in der Belegschaft selbst im entfernten Naturpark „Schiefergebirge/Obere Saale“ der Computer nicht funktionierte. Eine sehr umfangreiche Arbeit stellte die Neuzonierung der Kern- und Pflegezonen im Thüringer Teil des Biosphärenreservats dar, beginnend im November 2011. Unzählige Gespräche zu Flächeneigentum, Landnutzungen und mit Interessenvertretungen sowie die stetige Anpassung der Flächen an die Ergebnisse dieser Besprechungen - eine gigantische Arbeit, die Reinhard Braun zuverlässig in hoher Qualität leistete.

Selbst den personellen Wechsel in der Dienststellenleitung und die damit verbundenen letzten 1,5 Jahre im Dienstverhältnis mit dem Freistaat Thüringen verband Reinhard Braun mit ambitionierten Plänen zur Weiterentwicklung des länderübergreifenden Datenmanagements. So wollte er der nachfolgenden Generation einen gemeinsamen länderübergreifenden Geo-Datenserver für die drei Verwaltungsstellen aufbauen.

Aber im Juni 2020 wurde Reinhard Braun ganz plötzlich krankheitsbedingt aus dem aktiven Leben gerissen ­-  eine überaus schwere Zeit für Familie und Freunde. Auch die Thüringer Biosphärenreservatsverwaltung Rhön hatte viel mehr als nur einen geschätzten Arbeitskollegen verloren. Seine Aufrichtigkeit, Lebenslust, Freude an Lösungen für Probleme, Tatendrang, Geradlinigkeit und Teamfähigkeit fehlten in den Büroräumen der Propstei der Landesbehörde.

Bis zu seinem Tode am 23. Oktober 2023 wurde er im Seniorenpark „Haus Hermesgarten“ in Kaltennordheim betreut. Große Achtung und Bewunderung gebührt insbesondere seiner Ehefrau Marina Braun, die sich in all der Zeit aufopferungsvoll und liebevoll um ihn kümmerte. Auch seinen beiden Söhnen und deren Familien sowie seiner Schwester und allen Freunden und Bekannten, die Reinhard Braun in der schweren Zeit nach seinem Schicksalsschlag besuchten, gilt unsere Anerkennung.

Wir, der ehemalige Leiter der Thüringer Verwaltung UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, Karl-Friedrich Abe (bis 2019), und die heutige Leiterin Ulrike Schade, sowie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trauern um einen hervorragenden Fachmann und um einen lebensfrohen Freund. Wir nehmen großen Anteil an der Trauer der Familie und werden uns an "unseren Reinhard" immer mit Hochachtung erinnern.

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