Die Folgen des Klimawandels auf die Wasserverfügbarkeit und -qualität werden langfristig alle Bereiche des (öffentlichen) Lebens und Arbeitens beeinflussen. An dem transdisziplinären Forschungsprojekt, das die Goethe-Universität Frankfurt am Main in enger Kooperation mit den drei Verwaltungen des UNSECO-Biosphärenreservats Rhön in Bayern, Hessen und Thüringen durchführt, sind daher unterschiedliche Interessensgruppen beteiligt – darunter Landwirtschaft, Naturschutz, Wasserwirtschaft, Getränkeindustrie und Politik. Auftakt des Projekts war eine öffentliche Online-Umfrage im Sommer 2020, an der sich rund 350 Rhönerinnen und Rhöner beteiligt hatten. Bei der Umfrage wurde unter anderem deutlich, dass ein Großteil der Befragten bereits eine Einschränkung der Wasserverfügbarkeit bemerkt.
Streutal und Oberes Ulstertal als Pilotregionen
Im Februar 2021 war dann der partizipative Teil des Projekts gestartet. Im Rahmen von Interviews und Gruppendiskussionen mit lokalen Akteurinnen und Akteuren und darauf aufbauend bei vier Workshops ging es um Risikobewertung und Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen im Wassermanagement im Biosphärenreservat. Zunächst definierten die Workshop-Teilnehmenden zwei Anpassungsfelder: den Erhalt der natürlichen Ökosysteme – insbesondere von Quellen und kleinen Fließgewässern – trotz der sich verändernden Wasserverfügbarkeit sowie die Sicherstellung der Wasserversorgung von Haushalten, Industrie und Landwirtschaft, vorwiegend aus Grundwasser. Um Anpassungsbedarfe in diesen Bereichen konkretisieren zu können, fokussierten sich die Teilnehmenden auf zwei exemplarische Pilotregionen im Biosphärenreservat: für das Anpassungsfeld Schutz der Ökosysteme auf das Obere Ulstertal, für Wasserversorgung auf das Streutal. Für jeden Bereich identifizierten die Arbeitsgruppen dann mögliche Anpassungsmaßnahmen.
Bezüglich der wasserbezogenen Ökosysteme diskutierten die Teilnehmenden über die Umsetzung von Gewässerrandstreifen sowie das Konfliktfeld Quellschutz und Landwirtschaft. Ein Problem ist, dass viele Quellaustritte auf Weideflächen liegen und zur Wasserversorgung der Tiere genutzt werden. Verrohrung und Viehtritt können den wertvollen Lebensraum Quelle jedoch schnell zerstören. Die Einrichtung einer Beratungsstelle, die über Fördermaßnahmen, naturschutzfachlichen Nutzen und mögliche Vorteile, die sich aus der Umsetzung für die landwirtschaftlichen Betriebe ergeben, wurde als zentrale Maßnahme bewertet. Hinsichtlich der Wasserversorgung konkretisierte die zweite Arbeitsgruppe die Vernetzung kleiner Wasserversorger innerhalb eines Gebietes als sinnvolle Maßnahme. Außerdem wurde die Einführung einer „Wasserampel“ vorgeschlagen, durch die drohende Wasserknappheit früher erkannt und gegengesteuert werden kann.
Akzeptanz in der Bevölkerung als wichtigste Grundlage
Mensch und Natur brauchen Wasser zum Leben und Überleben – einen Plan B gibt es nicht. Sich an den Klimawandel und seine Folgen anzupassen, wird in Zukunft unumgänglich sein. Hierfür braucht es in der Bevölkerung noch viel Aufklärungsarbeit, Anpassungsmaßnahmen benötigen eine breite Akzeptanz. Wie diese Akzeptanz für die herausgearbeiteten Maßnahmenvorschläge in der Bevölkerung, aufseiten der Wasserversorger sowie im Bereich Naturschutz und Landwirtschaft erreicht werden kann, wurde im vierten Workshop im Sommer 2022 diskutiert. Um die mögliche Realisierung in den Pilotregionen – und im gesamten Biosphärenreservat – wird es im fünften und letzten Workshop im November gehen.
Nächste Schritte im Projekt werden dann die öffentliche Verbreitung der Ergebnisse und weitere Gruppendiskussionen, unter anderem auch mit Schülerinnen und Schülern, sein. Die Umsetzung der entwickelten Pilotprojekte ist ab Mitte 2023 geplant, falls das Forschungsprojekt KlimaRhön weiterfinanziert werden kann.