Kloster Wechterswinkel

Ausgerechnet das älteste Gebäude im Landkreis Rhön-Grabfeld beherbergt das innovative Kreiskulturzentrum für bildende Kunst, Musik, Literatur und Lebensart. „Modern“ war es allerdings schon zu seiner Anfangszeit um 1140, handelte es sich doch um das erste Frauenkloster mit Zisterzienser-Identität innerhalb der heutigen deutschen Grenzen, und dies zu einer Epoche, als sich männliche Reformorden noch reserviert gegenüber der Aufnahme von Frauenkonventen zeigten.

Die Geschichte des Klosters wird im zweiten Obergeschoss dargestellt, neben Texttafeln ist dort das Fragment der Grabtafel der ersten, um 1200 verstorbenen Äbtissin Mechthild zu sehen und eine Kopie des Portraits der ehemaligen Priorin Maria Walburga Schisslerin, die 1601 Äbtissin in Oberschönenfeld wurde. Auch erfahren Interessierte, dass die bekannte Benediktinerinnen-Äbtissin Hildegard von Bingen vier Briefe an das Kloster Wechterswinkel verfasste oder dass der weltweit angesehene Sprachwissenschaftler Ernst Lewy 1914 die Propstei erwarb und zu seinem Wohnsitz machte, bevor er als Jude vor der Nazi-Herrschaft nach Irland floh. Nach Auflösung der Abtei diente das Kloster ab 1663 bis ins 20. Jahrhundert als Getreidespeicher.

Im Untergeschoss des altgotischen Baus finden wechselnde Ausstellungen mit einer großen Bandbreite statt. Als Schwerpunkt hat sich Bildhauerei herauskristallisiert. Das erste Stockwerk wird, genau wie die Kirche nebenan, vor allem für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Im Klostergarten entsteht nach und nach ein Skulpturengarten mit Werken zeitgenössischer Künstler.