Heimatmuseum Dermbach

Das kleine Fachwerkhaus ist für die Vielzahl an Zeugnissen der heimatlichen Kultur- und Sozialgeschichte eigentlich viel zu eng, meint der Leiter des Museums der Thüringischen Rhön Dermbach, Dr. Hans Aschenbach. Aber es ist längst nicht so eng wie der Kasten, in den 1780 der Rhönpaulus, ein legendenumwobener „Robin Hood der Rhön“, gesperrt wurde, damit er auf dem Weg zu seiner Hinrichtungsstelle nicht – wie schon einmal zuvor – entkommen konnte. Dieser originale Kasten aus Eichenholz ist DIE Attraktion des Museums und nicht nur Schulkinder klettern gerne hinein – und erleichtert wieder heraus.

Aus Holz sind auch die zahlreichen Schnitzwerke – von kleinen Schachfiguren über Tabakspfeifen bis hin zu einer ganzen mit Schnitzereien verzierten Wohnzimmereinrichtung, bestehend aus Tisch, Stühlen, Sofa, Kommode und Kronleuchter. Die Holzschnitzerei war für die armen Bauern ein wichtiger Nebenerwerbszweig. Um die Erzeugnisse absetzen zu können, waren die Hersteller allerdings gezwungen, auf den Geschmack der Käufer Rücksicht zu nehmen, der durch die Menge verkitschter Industrieprodukte geprägt war. Als 1880 die Schnitzschule in Empfertshausen eröffnete, wurde der „Rhönkitsch“ etwas weniger und die künstlerische Qualität der Holzarbeiten verbesserte sich. Auch andere Heim- und Hausindustrie wie Leinenweberei und Blaudruck stellt das Museum als Erwerbsquellen der Bevölkerung in der thüringischen Rhön vor. Eine Dermbacher Besonderheit war die Herstellung von Waren aus Naturkork ab 1855. Außerdem werden die entlang der 1880 erbauten Feldabahnlinie entstandenen Industriezweige, wie die Porzellanherstellung in Stadtlengsfeld und der Kalibergbau in Merkers, vorgestellt.

Im deutschen Krieg 1866 diente das als Schule erbaute heutige Museumsgebäude als Lazarett für die verwundeten Soldaten. Auf die damaligen Gefechte zwischen Bayern und Preußen wird in der Ausstellung eingegangen. Auch der Bauernkrieg im 17. Jahrhundert ist aus regionalgeschichtlicher Perspektive beleuchtet.

Ständig wechselnde Sonderausstellungen geben einen Einblick in den Fundus des Museums oder präsentieren Werke von Künstlern aus der Region. Ein besonderer Anziehungspunkt ist die alljährliche Ostereierausstellung im Frühjahr.