Deutsches Segelflug-Museum mit Modellflug

Nicht ohne Grund befindet sich das größte Museum der Welt rund ums Segelfliegen auf der Wasserkuppe, gilt doch Hessens höchster Berg als „Geburtsstätte des Segelfluges“.

Im Jahre 1911 entdeckten Darmstädter Studenten der Technischen Hochschule die besondere Eignung der freien Wiesenmatten auf der Wasserkuppe für den Segelflug. Bei diesen ersten Flugversuchen handelte es sich noch eher um „Hopsereien“ mit Gleitern, die unten offen waren, damit man am Hang mit den Füßen Anlauf nehmen konnte. Mit einem solchen „Lilienthal-Gleiter“ beginnt die chronologisch aufgebaute Ausstellung von insgesamt etwa 80 Segelflugzeugen auf 4000 Quadratmetern Fläche.

Doch vor allem die auf der Wasserkuppe vollbrachten Pionierleistungen der Erforschung und Entwicklung des motorlosen Fliegens in den 1920er und 1930er Jahren brachten dem Rhöner Berg einen Weltruf als „Berg der Flieger“ ein. Weder durch das raue Klima noch durch Widrigkeiten wie Mäuseplagen ließen sich die „tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“ entmutigen. Das unstete Wetter bescherte einem Piloten unfreiwillig den Beinamen „Gewitter-Maxe“. Sogar die ersten Raketenflüge der Menschheit fanden laut einer Infotafel des Museums 1928 auf der Wasserkuppe statt, wobei beim zweiten Versuch eine Rakete explodierte. Zum Glück konnte der unverletzt gebliebene Pilot die brennende Maschine landen.

Dass Besucher die Raketen-Ente bestaunen können, ist dem Werkstatt-Team des Segelflugmuseums zu verdanken, welches das Flugzeug nach Zeichnungen rekonstruiert hat. In der „lebendigen Werkstatt“ im Untergeschoss des Museums kann man übrigens nach vorheriger Absprache dem Werkstatt-Team bei seiner Arbeit über die Schulter schauen.

Neben der Geschichte wird die Technik des Segelflugs erläutert. Den Grundstein dafür legte Otto Lilienthal im ausgehenden 19. Jahrhundert nach intensiven Beobachtungen des Vogelflugs.

Eine große Abteilung im Mittelbau befasst sich mit dem Modellflug, denn zum einen flog das erste ferngesteuerte Flugmodell ebenfalls auf der Wasserkuppe. Es ist als Nachbau zu sehen. Und zum anderen hat der Modellflug den Segelflug massiv mitgeprägt, wie das Beispiel der Gebrüder Horten zeigt. Diese begannen mit Modellflug und bestimmten später die Entwicklung des Nurflüglers maßgeblich mit. Zur Ausstellung gehören Original-Modellflugzeuge der Brüder und weitere Raritäten, etwa ein Originalmodell mit eingebauter Kamera, das Tierforscher Bernhard Grzimek für seine Tieraufnahmen verwendete.