Bildung für nachhaltige Entwicklung als Auftrag der Verwaltungen und Vereine
UNESCO-Biosphärenreservate sind Modellregionen für eine nachhaltige Entwicklung. Mit der „SEVILLA-Strategie“ wurde unter anderem beschlossen, die Umweltbildung als eine zentrale Aufgabe von Biosphärenreservaten zu benennen. Das deutsche MAB-Nationalkomitee hat 2014 in einem Positionspapier BNE als das geeignete Bildungskonzept für UNESCO-Biosphärenreservate herausgearbeitet.
BNE stellt demnach Zusammenhänge „zwischen der Natur und Umweltproblemen, mit dem alltäglichen Denken und Handeln, mit der Wirtschaftsweise, mit sozialen Fragen und kulturellen Leitbildern her und kann so dazu beitragen, neue innovative Strategien zum langfristigen Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen und der Lebensqualität von Menschen zu finden“ (MAB-NK 2014). In Bezug auf die lokalen Besonderheiten sollen UNESCO-Biosphärenreservate Schutz und Nutzung als gemeinsame Aufgabe darstellen, Erfahrungen von Naturverbundenheit ermöglichen und Menschen befähigen, eine nachhaltige Entwicklung zu gestalten.
Das Zonierungskonzept im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön sorgt für den Ausgleich der Interessen und ermöglicht gleichzeitig der Bildungsarbeit, diesen Prozess darzustellen. Bei einer Waldexkursion wird dementsprechend die Rolle als Lebensraum für Pflanzen und Tiere genauso thematisiert wie die Holznutzung oder in der Pflegezone die Schaffung und Erhaltung eines wertvollen Biotops durch die menschliche Nutzung gezeigt. Die aktuelle Befragung der Rhöner Bevölkerung belegt, dass im Bildungsbereich nach wie vor die Nachfrage nicht gedeckt ist. Das umfangreiche Angebot an Bildungsinfrastruktur und Bildungseinheiten kann noch nicht flächendeckend wahrgenommen werden.
Ein Ausbau der Kapazitäten und des Angebotes, auch für neue Zielgruppen, ist also notwendig. Einige der Bildungsmodule und -projekte wurden als Projekte der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet (DEKADE 2017):
- Frühstücken: Gesund - Regional - Nachhaltig! (NBR e. V.): 2006/2007 und 2008/2009
- Projekt zum bewussten, nachhaltigen Konsum – und was konsumierst Du? (NBR e. V.): 2010/2011
- Schuhgröße XXL (NBR e. V.): 2011/2012
- Rhöniversum - Lebensraum Mensch und Kultur (Umweltbildungsstätte Oberelsbach: 2013/2014
Eine vollständige Fundierung des Bildungskonzeptes auf der Grundlage von BNE muss aber noch vorangebracht werden. Die Bildungsverantwortlichen der drei Verwaltungsstellen und des Naturparks und Biosphärenreservats Bayerische Rhön e. V. vertreten die Überzeugung, dass zur Schaffung eines grundlegenden Naturverständnisses auch die klassische Umweltbildung seinen festen Platz in der Bildungslandschaft des UNESCO-Biosphärenreservates hat. Umweltbildung und BNE ergänzen sich so gegenseitig.
Eigenes Bildungsangebot
Das Bildungsprogramm im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön umfasst alle Themen der Nachhaltigen Entwicklung
- Wald und Holz
- Siedlung und Soziales
- Ernährung und Landwirtschaft
- Nachhaltiger Konsum
- Naturschutz und Landschaftspflege
- Energie und Klimawandel
mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Manche Einrichtungen, wie zum Beispiel das Energiehaus am Schullandheim Thüringer Hütte (Einrichtungsverbund Rhöniversum), haben sich auf gewisse Themen spezialisiert und sind entsprechend ausgestattet. Ein Gesamtüberblick über die Bildungsthemen zeigt aber, dass die „grünen Themen“ überwiegen. Bildungseinheiten aus dem Bereich Ökologie zu Ernährung und Landwirtschaft, Wald und Holz oder Landschaftspflege sind zahlreich vorhanden.
Die Bereiche Ökonomie und Soziales sind dagegen unterrepräsentiert. Vereinzelte Angebote zum Demografischen Wandel, betrieblichen Umweltschutz oder zu globaler Gerechtigkeit (Planspiel Ökologischer Fußabdruck) wurden bereits entwickelt, werden aber deutlich weniger nachgefragt als „klassische“ Umweltthemen. Bildungseinheiten zu Geld, Mobilität oder Umgang mit wissenschaftlichen Daten fehlen fast vollständig. Allerdings fehlen in diesen Bereichen oft entsprechende Kompetenzen der Anbieterseite.
Auch die Teilnehmer der Bildungsangebote wählen weniger häufig Themen, die sich schwerpunktmäßig auf die Dimensionen Ökonomie und Soziales beziehen. Dies läuft auch parallel zur öffentlichen Wahrnehmung des UNESCO-Biosphärenreservates Rhön: In der Online-Befragung ist die ökologische Dimension höher als die beiden anderen bewertet (BRRV 2016) und bei den Zielen des UNESCO-Biosphärenreservates Rhön ist Schutz der Natur und Landschaft an erster (19,12 %) und Biologische Vielfalt an vierter Stelle (13,41 %) zu finden. Dazwischen liegen Wandern und Heimat (BRRV 2016).
Angebot und Nachfrage bedingen sich also gegenseitig. Werden naturkundliche Themen von Einheimischen und Gästen nachgefragt, stärkt das die Angebote in diesem Bereich. Innovative Angebote aus den anderen Dimensionen wurden wegen mangelnder Buchung teilweise wieder eingestellt. Alle drei Verwaltungsstellen bzw. der Verein Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön e. V. (NBR e. V.) geben jährlich jeder ein eigenes Bildungsprogramm in gedruckter Form heraus, in das auch inhaltlich passende Angebote von kompetenten Partnern (Zertifizierte Natur- und Landschaftsführer) und Einrichtungen aufgenommen werden. Diese vier Programme sind zusammen auch online verfügbar bzw. über Veranstaltungshinweise in der Presse auffindbar.