Zum Hauptinhalt springen
Biosphärenreservat Rhön
mensch, natur, einklang,

Wiederherstellung bunter Bergwiesen in der Hessischen Rhön: Im Einsatz mit eBeetle, Corsar und Knickschlepper

Auf dem Stirnberg lässt es sich wunderbar wandern. Spaziergänger dürften sich allerdings vor kurzem über einige Fahrzeuge gewundert haben, die auf dem Ehrenberger Rundweg Nr. 5 unterwegs waren. Im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön testet das LIFE-Projekt „Hessische Rhön“ aktuell verschiedene Methoden zur Wiederherstellung bunter Bergwiesen.

Landwirt Moritz Weckbach und sein Claas Corsar im Einsatz. / Foto: Sandra Limpert
Elmar Herget (LIFE-Projekt) und Martin Klein vom Fachdienst Natur und Landschaft begutachten die von Moritz Weckbach beerntete Fläche. / Foto: Sandra Limpert
Die sauber von den Halmen gelösten Samen, die im Körnerbehälter des Mähdreschers von Moritz Weckbach landeten, sorgten für Begeisterung. / Foto: Sandra Limpert

Mit Rechen und einem Sack Wiesensamen im Kofferraum fuhr das Team des LIFE-Projekts zu Flächen, auf denen bereits ein Natur- und Landschaftspflegebetrieb aus Ostheim mit einem Holder Knickschlepper samt Anhänger und alpinem Steilhangladewagen bei der Arbeit war – und währenddessen ebenfalls Anlass zu Verwunderung bot: Denn statt Heu aufzuladen, entludt Landschaftspfleger Gerd Frickel eine Fuhre Mahdgut nach der anderen, das dann von seinen Mitarbeitern und dem LIFE-Team mit Gabeln auf der Wiese verteilt wurde. Die Fläche, die zuvor mit Fichten bewachsen war, gehört HessenForst. Nach der Rodung mussten die Baumstümpfe mit einem Forstmulcher abgefräst und der Boden mit einer Kreisel-Egge nachbehandelt werden.

Wofür der Aufwand? „Ein Schwerpunktthema des LIFE-Projekts ist neben dem Schutz und der Schaffung günstiger Rahmenbedingungen auch die Wiederherstellung von inzwischen seltenem Berggrünland“, erklärt LIFE-Projektmanager Elmar Herget. „Gleichzeitig werden die Lebensbedingungen für verschiedene Vogelarten – hier am Stirnberg speziell für das Birkwild und Wiesenpieper – verbessert.“ Dafür wurden von intakten Bergmähwiesen Samen geerntet. Besonders spannend: Auf dem 902 Meter hohen Stirnberg werden drei verschiedene Verfahren parallel angewendet, um nach der Aussaat zu beobachten, welches den größten Erfolg verspricht.

eBeetle im Einsatz

Bereits im dritten Jahr ist der eBeetle zum Einsatz gekommen. Dieses Gerät, das äußerlich an einen Fahrradanhänger erinnert und wie ein Rasenmäher geschoben wird, hat der Landkreis Fulda angeschafft. Biolandwirt Stefan Weber aus Schwarzerden ist mit der Samenernte beauftragt worden. „Bis zu 60 verschiedene Pflanzenarten finden sich auf intakten Bergwiesen“, unterstreicht Herget. Ein Teil der Fläche auf dem Stirnberg war mit den auf diese Weise gewonnenen Samen im März eingesät worden. Doch richtig zufrieden zeigt sich das LIFE-Team mit dem Ergebnis noch nicht: „Das Frühjahr war wie bereits in den letzten beiden Jahren wieder zu trocken. Wir werden daher auf Herbstaussaat umsteigen“, führt der Projektmanager aus, während Kristine Schmitt, Ulla Heckert und Praktikant Martin Schiffhauer auf den kahlen Flecken per Hand nachsäen.

Mahdgutübertragung

Bei der zweiten Methode wurde das Mahdgut von einer besonders artenreichen Wiese der unmittelbar östlich angrenzenden Langen Rhön (Bayern) auf die Versuchsfläche übertragen. Landschaftspfleger Gerd Frickel hatte es gemäht und am darauffolgenden Tag direkt auf die Versuchsfläche gebracht – eine in der Rhön zuvor noch nicht getestete Vorgehensweise. Zum Vergleich wurde zudem auf einem Teil der Versuchsfläche die Mahdgutübertragung mit ausgebrachten Samen aus der eBeetle-Ernte kombiniert.

Samen aus dem Mähdrescher

Auf einer angrenzenden, frisch geeggten Fläche wurde eine dritte Variante zur Schaffung artenreicher Bergwiesen getestet. Eigens dafür hatte der Wüstensachsener Landwirt Moritz Weckbach einen alten Claas „Corsar“ umgebaut und mit feineren Sieben und reduzierter Luftzufuhr ausgestattet. Die sauber von den Halmen gelösten Samen, die im Körnerbehälter landeten, sorgten für Begeisterung – sowohl beim LIFE-Team als auch bei Martin Klein vom Fachdienst Natur- und Landschaft, der extra auf die von Landwirt Claus Knacker bewirtschaftete Fläche am Mathesberg gekommen war, um der Premiere beizuwohnen. Wegen der guten Qualität der Samen konnte dieser im September maschinell ausgesät werden.

Bis sich eine artenreiche bunte Wiese etabliert hat, wird es einige Jahre dauern. Doch vielleicht lassen sich noch während der Projektlaufzeit bis September 2022 erste Ergebnisse begutachten.

Autor