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Biosphärenreservat Rhön
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Wertvolle Samen ernten, bevor gemäht wird: Der eBeetle ist in der Hessischen Rhön im Einsatz

Mit dem eBeetle, den der Landkreis Fulda im Jahr 2018 erworben hat, ist es auf den Grünlandflächen im Gebiet des LIFE-Projekts "Hessische Rhön" möglich, wertvollen Samen zu ernten, bevor das Heu gemäht wird. Die Samen von Pflanzen wie Klappertopf, Echtes Labkraut, Witwenblume und Weicher Pippau sind nun im Bereich Wasserkuppe geerntet worden. Die wertvollen Samen werden anschließend vom LIFE Team auf gerodeten Flächen ausgebracht. So sollen in der Rhön viele reich blühende Flächen neu entstehen.

Landwirt Stefan Weber am eBeetle. Foto: Ulla Heckert
Mit dem eBeetle werden wertvolle Samen geertet, bevor gemäht wird. Foto: Ulla Heckert
Die Samen sind auf Betttüchern gesammelt worden. Foto: Ulla Heckert
Projektmanager Elmar Herget erklärt bei einem Pressetermin, was mit den Samen anschließend geschehen soll. Foto: Ulla Heckert
Das LIFE-Team mit Martin Klein (Zweiter von rechts) und Stefan Weber (vorne). Foto: Michelle Tief

Der Umfang artenreichen Grünlandes ist in den letzten Jahrzehnten auch in der Rhön stark zurückgegangen. Die bunten Wiesen, die lange das Bild der Rhön geprägt haben, verschwinden zusehends. Intensive Bemühungen des Fachdienstes Natur und Landschaft und des Biosphärenreservats in Kooperation mit den Landwirten, die noch vorhandenen Bestände zu schützen, konnten den Rückgang verlangsamen und viele Flächen erhalten. „Aber es braucht mehr, um eine Kehrtwende zu schaffen und aus artenarmen Beständen artenreiches Grünland zu entwickeln“, sagt Martin Seuring, Leiter des Fachdienstes Natur und Landschaft beim Landkreis. Überdies sei es langfristiges Ziel, auch im weiteren Fuldaer Land vom Einheitsgrün wegzukommen und artenreiche Flächen zu initiieren – dort mit anderen wertigen Pflanzen. „Sukzessive werden wir in den nächsten Jahren auch die Flachland-Mähwiesen mit dem eBeetle beernten. Dann können wir auch im Flachland selten gewordene Pflanzengesellschaften wieder herstellen“, blickt Michael Köhler vom Fachdienst Natur und Landschaft bereits in die Zukunft.

Fast geräuschlos surrt der eBeetle, mit dem Stefan Weber, Biolandwirt aus Schwarzerden. Er hat langjährige Erfahrungen in Agrarumwelt- und anderen Naturschutzmaßnahmen, und sein Betrieb liegt außerdem räumlich günstig zu den entsprechenden Flächen. Für den Kreis ist er jetzt in den Höhenlagen der Rhön unterwegs, um die Samen bedrohter Arten zu sichern. Sie werden auf einem Tuch gesammelt, während der Trocknung mehrfach gewendet und vor der Aussaat im nächsten Jahr gesichtet. Hochwertiger Borstgrasrasen ist darunter, ebenfalls  Gold- und Glatthaferwiesen, die sich über Jahrhunderte durch landwirtschaftliche Nutzung entwickelt haben. Sie sind aus mehreren Gründen wertvoll, beispielsweise für viele  Insekten- und Vogelarten, die in stark gedüngten Vielschnittwiesen nicht existieren können.  Ihr Überleben hängt davon ab, dass es magere und artenreiche Wiesen gibt. 

Hintergrund

Landwirtschaftliche Nutzfläche (im FFH-Gebiet Hochrhön): 2.100 ha
Aktueller Bestand artenreicher Wiesen (im FFH-Gebiet Hochrhön):
Borstgrasrasen: 125 ha (etwa 20% Verlust seit 2000)
Berg-Mähwiesen: 200 ha (30 bis 40% Verlust seit 2000).
Das entspricht 13 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche.

(Ein Bericht zum eBeetle mit dem LIFE-Team, Martin Klein und Stefan Weber findet sich auch in der kommenden Herbst-Ausgabe 2020 des Rhön-Magazins)