Trotz der sommerlichen Hitze hatten sich gut 60 Teilnehmende eingeloggt, um den Vortrag zu verfolgen. Zu Beginn berichtete Laura Müller, Mitarbeiterin am Institut für Physische Geographie in der Arbeitsgruppe Hydrologie, von Ergebnissen des hydrologischen Projektteils. Es werde davon ausgegangen, dass sich der Klimawandel auf die Verfügbarkeit von Wasser auswirken wird. Die mögliche Entwicklung der künftigen Wasserverfügbarkeit für die Rhön lasse sich anhand verschiedener Klimamodelle und Emissionsszenarien abschätzen. Ein Ergebnis: Bis zum Jahr 2100 werde wahrscheinlich in den Sommermonaten eher weniger, in den Wintermonaten eher mehr Grundwasserneubildung stattfinden. Niederschlag werde es in den Sommermonaten voraussichtlich weniger geben, in den Wintermonaten mehr – allerdings nicht als Schnee, sondern wegen wärmerer Temperaturen eher als Regen. Weniger Wasser, vor allem im Sommer, werde sich langfristig auf alle Bereiche des Lebens und Arbeitens auswirken.
Wie die Rhöner Bevölkerung und die regionalen Akteure Veränderungen der Wasserverfügbarkeit wahrnehmen und wie bereit sie sind sich daran anzupassen, darum ging es im sozialwissenschaftlichen Teil des Projektes. Die Ergebnisse der Befragung der Öffentlichkeit und Gruppendiskussionen stellte Prof. Dr. Birgit Blättel-Mink vor, Professorin des Schwerpunkts Industrie- und Organisationssoziologie.
Die Bevölkerungsbefragung von 2020 ergab unter anderem, dass bereits 85 Prozent der befragten Rhöner*innen in den vergangenen drei Jahren generell eine Abnahme der Wasserverfügbarkeit festgestellt haben. Fast zwei Drittel der Befragten sehen die Bedrohung durch weniger Wasser für ihren zukünftigen Alltag als groß bzw. sehr groß an. Was die Akzeptanz notwendiger Anpassungsmaßnahmen betrifft, so verwies die Referentin darauf, dass unterschiedliche individuelle Arten des Umgangs mit Natur auch unterschiedliche Steuerungsmaßnahmen erfordern. Wer etwa glaube, die Natur sei unendlich ausbeutbar, könne nur durch Gesetze dazu gebracht werden, sich nachhaltiger zu verhalten. Wer hingegen davon ausgehe, dass die Grenzen der Belastbarkeit von Natur erreicht sind, sei eher bereit, sich über mögliche Maßnahmen zu informieren (Stichwort: Bildung für Nachhaltigkeit) und konsequent gegen den Wassermangel vorzugehen.
In den insgesamt fünf Workshops im partizipativen Prozess des Projekts KlimaRhön wurden mit Vertreter*innen aus Land- und Forstwirtschaft, Natur- und Hochwasserschutz, Wasserwirtschaft, Getränkeindustrie, Politik und Tourismus Anpassungsbedarfe ermittelt, Maßnahmen erarbeitet und auch diskutiert, wie man diese – mit Akzeptanz der relevanten Akteure wie z. B. Wasserversorgungsunternehmen, Landwirt*innen und der Bürger*innen – umsetzen kann. Alle Ergebnisse inklusive einer ausführlichen Liste aller erarbeiteten Maßnahmen und Handlungsempfehlungen werden im Abschlussbericht dargestellt.
Die beiden Referentinnen hoben die gute Zusammenarbeit mit den Akteuren vor Ort und den Verwaltungsstellen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön hervor. Dies habe sehr zum Gelingen des Projektes beigetragen. Gleichzeitig bedauerten sie, dass zum Ende des Projekts unklar ist, ob die im Projekt entwickelte Umsetzungsideen durch die Akteure verwirklicht werden können. Als Beispiel nannten sie die Erfassung des Trockenfallens von Quellen durch die Mitarbeit von Bürger*innen und via einer eigens dafür entwickelten App.
Im Herbst wird nun ein Abschlussbericht erarbeitet, der im Anschluss auf der Webseite des Biosphärenreservats veröffentlicht wird.
Save the date: „Lebensraum Kirchturm“ (21. September, 19.30 Uhr)
Weiter geht die Vortragsreihe am Donnerstag, 21. September 2023, um 19.30 Uhr mit einem Online-Vortrag von Karola Marbach (Thüringer Verwaltung UNESCO-Biosphärenreservat Rhön). Die Referentin wird die Zuhörer*innen mitnehmen in das Zuhause zahlreicher Vogel- und Fledermausarten. Denn Kirchtürme bieten zahlreiche Brutmöglichkeiten als Ersatz für natürliche Nistplätze. Details und Infos zur Anmeldung finden Interessierte ab August im Bereich „Veranstaltungen“.