„Mensch und Natur sollen in unserer Arbeit immer zusammengedacht und zusammengebracht werden“, fasste Felix Papsch, wissenschaftlicher Mitarbeiter des NEZ Rhön, einen der selbstgesteckten Grundsätze des Zentrums zusammen. Deswegen sei besonders ein Biosphärenreservat der ideale Ort für eine hochwertige Bildung für nachhaltige Entwicklung, da hier täglich unterschiedliche ökologische, soziale und ökonomische Interessen sichtbar gemacht, gegeneinander abgewogen und in Einklang gebracht werden müssen.
Fundierte und etablierte Modelle wie das Strukturmodell der Umweltkompetenz nach Roczen et al. (2004) stellen eine wichtige Grundlage für die Bildungs- und Forschungsarbeit des NEZ dar. Dieses identifiziert klassisches Systemwissen als notwendige, aber nicht ausreichende Voraussetzung, um Einfluss auf das individuelle Umweltverhalten zu nehmen. Neben weiteren Faktoren nimmt allerdings die Verbundenheit des Menschen zur Natur eine besondere Stellung ein. Diese messbare Größe hat einen besonderen Einfluss auf das individuelle Umweltverhalten und kann auf ganz unterschiedliche Weisen positiv beeinflusst werden. „Es ist also empirisch belegt: Rausgehen ist immer gut,“ so Papsch – eine schlichte, aber schöne Formel für die gemeinsame Arbeit mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der NEZ-Veranstaltungen.
Im Anschluss stellten Victoria Wunderle und Julia Tauer die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeiten vor, die sie in Zusammenarbeit mit dem NEZ Rhön angefertigt haben. Victoria Wunderle, Lehramtsstudentin der Universität Würzburg, hat Sternenparkführungen im Biosphärenreservat begleitet, um erste Erkenntnisse über mögliche Effekte dieser beliebten Veranstaltungen auf die Naturverbundenheit, das Wissen zur Nacht und die Bereitschaft zum Schutz der Nacht zu generieren. Ihre Fragebogen-gestützte Studie ergab dabei, dass besonders das Wissen zum Schutz der Nacht nach Sternenparkführungen positiv beeinflusst wird.
Julia Tauer, Studentin im Bereich Biodiversität & Umweltbildung der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, hat ein Bildungsangebot für Grundschulkinder im Wild-Park Klaushof zur menschlichen Beziehung zu Nutz- und Wildtieren geschaffen und dieses mit einer Interview-gestützten Studie begleitet. Ermittelt werden konnte dabei ein besonderes Interesse an den Wildtieren des Parks und ihren ökologischen Beziehungen sowie den Lebensbedingungen von Nutztieren.
Beide Forschungsprojekte liefern wichtige und spannende Ansatzpunkte für weitergehende Forschung im NEZ Rhön und die Ausgestaltung zukünftiger Bildungsangebote.
Seltene Schmetterlinge der Kalkmagerrasen und die letzten „Hexen“ in der Rhön
Ende September geht die Vortragsreihe weiter: Seltene Schmetterlinge der Rhöner Kalkmagerrasen bringen Benno von Blanckenhagen und Janina Ebert den Teilnehmenden am Donnerstag, 29. September, von 19.30 bis 21 Uhr, näher.
Die Rhön ist bekannt für ihre Vielgestaltigkeit: Bergwälder, Berg-Mähwiesen und Borstgrasrasen gehören ebenso zu den herausragenden Lebensräumen wie auch Moore und Kalkmagerrasen. Die Qualität der Biotope, ihre Größe und Vernetzung machen die Rhön zu einem Hotspot der biologischen Vielfalt, so auch für Schmetterlinge. Bedingt durch Biotopverluste, die Intensivierung der Landwirtschaft und den Klimawandel ist die Vielfalt der Tagfalter aber auch hier gefährdet. Besonders betroffen sind hochspezialisierte Falter wie die vom Aussterben bedrohte Berghexe (Chazara briseis), die am thüringischen Gebaberg ihr deutschlandweit größtes Vorkommen hat.
Benno von Blanckenhagen (Büro für ökologische Gutachten Marburg) unterstützt seit vielen Jahren das Monitoring der Tagfalter im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön. Janina Ebert (Institut für Landschaftsökologie und Ressourcenmanagement der Universität Gießen) hat sich im Rahmen einer Studie der Frage gewidmet, wie der rückläufige Berghexen-Bestand langfristig erhalten werden kann.
Der kostenfreie Vortrag findet auf der Online-Plattform Edudip statt. Nach der Anmeldung erhalten die Teilnehmenden ihren persönlichen Zugangslink. Hier geht es zur Anmeldung.