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Biosphärenreservat Rhön
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Spinnen und Spinnentiere: Faszinierende Details und ein neuer Fund in der Rhön

Besonderer Gastvortrag im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön: Auf Einladung der Hessischen Verwaltung hat Referent Theo Blick unter dem Thema „Spinnen und Spinnentiere – global und regional“ eine Klasse in den Fokus gerückt, die sowohl in Deutschland als auch in der Rhön noch zum großen Teil unerforscht ist. Der Diplom-Biologe arbeitet europaweit an der Bestimmung von Spinnentieren und hat gemeinsam mit dem Quellen-Experten Stefan Zaenker auch in der Rhön eine neue Art entdeckt.  

Blockhalden-Stachelwolf (Acantholycosa norvegica sudetica valide). Foto: Theo Blick
Wespenspinne (Argiope bruennichi), auch Zebraspinne, Tigerspinne oder Seidenbandspinne genannt. Foto: Martin Kremer

Bereits auf der ersten länderübergreifenden Rhöner Biosphärentagung im Oktober 2019 hatte Blick selbst Spinnenphobiker begeistern können – mit seinem umfangreichen Wissen und seiner Faszination für die Arten, vor denen sich viele ekeln. Die Klasse der Spinnentiere umfasst weltweit mehr als 100.000 Arten, rund die Hälfte davon sind Spinnen. Zu den Spinnentieren zählen außerdem Weberknechte, Skorpione und Pseudoskorpione, Geißel- und Walzenspinnen, Geißelskorpione und Kapuzenspinnen sowie die Zwerggeißelskorpione und Tasterläufer. Es gibt Wasserspinnen, die unter Wasser leben, und Arten wie die Gewöhnliche Winterspinne, die im Winter aktiv ist und im Schnee beobachtet werden kann.

In Deutschland seien bisher rund 1.000 Spinnenarten sowie je 50 Weberknechte und sogenannte Pseudoskorpione nachgewiesen, erklärte Blick. Dabei machte der Diplom-Biologe aus Hummeltal (Landkreis Bayreuth) deutlich, dass es in Deutschland noch viele unerforschte Flecken gebe und mit weiteren Artfunden zu rechnen sei. Blick erforscht seit Jahrzehnten Spinnen und die mit ihnen verwandten Gruppen in Deutschland und Europa. Unter anderem hat er für das Senckenberg-Institut Fänge aus den hessischen Naturwaldreservaten untersucht. Aktuell arbeitet Blick unter anderem für das Naturhistorische Museum Bern am „World Spider Catalog“ – einer digitalen Erfassung der weltweiten Spinnenarten. Zudem bestimmt er die im Rahmen der Rhöner Quellenkartierung gefangenen Spinnen.

Typisch für alle Spinnentiere ist, dass sie acht Beine haben. Ihr Körperbau ist zweigliedrig, Vorder- und Hinterleib können je nach Spinnentiergruppe deutlich getrennt oder auch miteinander verwachsen sein. Anders als Insekten haben Spinnentiere keine Facetten-, sondern Punktaugen, die bei einigen Arten eine hohe Sehleistung aufweisen. Eine Information, die überraschte: Aufgrund der hohen Artenvielfalt – unter anderem bei Weberknechten – ist häufig eine abschließende Bestimmung ausschließlich über die Genitalien möglich. Eine Besonderheit, die Spinnen von den übrigen Spinnentieren unterscheidet, ist ihre Fähigkeit, Fäden und Netze zu spinnen. Hier zeigte Blick anhand zahlreicher Fotos, wie vielfältig die Varianten der Spinnennetze sind. Sie reichen von einzelnen klebrigen Fäden bis hin zu kunstvollen Trichternetzen. Zudem haben die Spinnen vielfältigste Lebensräume besiedelt: Im Wald und Offenland sind sie genauso anzutreffen wie in Mooren oder Blockhalden – und bekanntlich fühlen sich viele von ihnen auch im Keller oder im Wohnzimmer zuhause.

Bisher 449 Arten in der Rhön – neuer Fund soll 2020 beschrieben werden

Für die Rhön gibt es derzeit Nachweise für 449 Spinnenarten. Davon resultieren allein 183 Artnachweise aus der Erforschung der Quellen, Höhlen, Stollen und Keller – hervorgegangen aus der Zusammenarbeit des Rhöner Quellen-Experten Stefan Zaenker mit Theo Blick. Zu den nachgewiesenen Arten zählt auch der Fund einer neuen Spinnenart, deren wissenschaftliche Beschreibung für 2020 geplant ist.

Theo Blick verstand es in seinem Vortrag, eine faszinierende Welt der Spinnen zu zeigen, die eine wichtige Funktion im Netzwerk der Natur erfüllen. Wie bei den Insekten bereiten aber auch hier Artenverluste den Biologen Sorgen, erklärte der Referent. So seien in Deutschland mehr als 30 Prozent der Spinnen bestandsgefährdet. Martin Kremer von der Hessischen Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön betonte abschließend, in Zukunft eng mit Theo Blick zusammenarbeiten zu wollen, um vor allem in den speziellen Lebensräumen wie Mooren, Blockhalden und Kernzonen die Erfassung der Spinnentiere zu vervollständigen.

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