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Biosphärenreservat Rhön
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Schnittstelle zwischen Naturschutz und Landwirtschaft: Neue Berater für Natura 2000 stellen sich Rhöner Betrieben vor

Zahlreiche Landwirte waren am 3. Juli 2019 zur Auftaktveranstaltung eines neuen Beratungsprogramms im LIFE-Projekt „Hessische Rhön – Berggrünland, Hutungen und ihre Vögel“ gekommen. Die Experten Tobias Pape und Andreas Kern bieten ab sofort eine gesamtbetriebliche Natura-2000-Beratung sowie Beratungen für Schaf- und Ziegenhalter an. Damit soll das breite Angebot für Landwirte im Landkreis Fulda ergänzt werden.

Foto: Die beiden Berater Tobias Pape und Andreas Kern (Dritter und Vierter von rechts) mit (von links) Dr. Hubert Beier (Kreisbauernverband), Jutta Katz (HMUKLV), Jonas Thielen, Ulla Heckert und Jan Hochstein (LIFE-Projekt). / Foto: Anna-Lena Bieneck

„Wir haben in der Rhön Arten verloren, die nicht mehr wiederkommen werden“, sagte LIFE-Projektmanager Jonas Thielen. „Die Situation ist äußerst kritisch, wir müssen handeln.“ Wichtige Lebensräume erhalten und wiederherstellen zu können, funktioniere aber nur im Zusammenspiel mit Landwirten. „Sie haben unser kulturhistorisches Grünland, das wir schützen wollen, geschaffen“, sagte Thielen. „Ohne die Landwirte ist Naturschutz im LIFE-Projekt nicht möglich“, betonte auch Dr. Hubert Beier, Vorsitzender des Vereins Natur- und Lebensraum Rhön e.V. und Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Fulda-Hünfeld e.V.. Mit dem neuen Beratungsangebot steige das LIFE-Projekt nun auf eine neue Stufe. Die beiden Experten hätten viel Erfahrung, von der die Rhön profitieren könne. Tobias Pape leitet ein Beratungsbüro in Baden-Württemberg und hat bereits zahlreiche Projekte zur Umsetzung von Natura-2000-Maßnahmen begleitet. Andreas Kern ist seit 15 Jahren als Berater tätig, zuvor war er Schafhalter im eigenen Familienbetrieb. Ihre Hilfe soll Landwirten die Möglichkeit bieten, naturschutzfachliche Anforderungen mit wirtschaftlich sinnvollen Modellen des Betriebs zu verbinden. Zudem soll die Ziegenhaltung auf den Hutungen der Rhön gefördert werden, da diese Tiere besonders geeignet sind, um Flächen von Gebüschen freizuhalten. Betriebe, die in die Haltung von Ziegen zur Landschaftspflege einsteigen möchten, sollen vor allem technische und tierhalterische Informationen erhalten.

Dass die Inanspruchnahme des kostenlosen Angebots freiwillig bleibe, sei richtig und gut, sagte Jutta Katz vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV). „Wir haben in Hessen das Ziel, Natura-2000-Maßnahmen möglichst im Einvernehmen durchzuführen.“ Allerdings sei die Bewahrung der Artenvielfalt im allseitigen Interesse, und auch die EU dränge mehr und mehr auf Umsetzung. „Vor Gericht will niemand – gleichzeitig gibt es aber nun mal das Verschlechterungsverbot für Grünland.“ Das neue Angebot im LIFE-Projekt sei daher ein wichtiger neuer Baustein im Landkreis Fulda, der zahlreiche unterschiedliche landwirtschaftliche Beratungen anbiete. „Bisher hat uns eine solche gefehlt, die Betrieb und Region gleichzeitig im Blick hat.“

Tobias Pape und Andreas Kern stellten sich den Gästen vor und betonten, es gehe ihnen um „partnerschaftliche Gespräche auf Augenhöhe“, angepasst auf die individuelle Situation und die Möglichkeiten der Betriebe. „Sie sagen, wo es brennt, wir suchen nach Lösungen. Flächen zu erhalten oder sie in einen guten Zustand zurückzuversetzen gelingt nur, wenn Ihr Betrieb eine langfristige Perspektive hat“, sagte Kern. Die Beratung könne Fragen zur Hofnachfolge und Fördermöglichkeiten ebenso umfassen wie Vermarktung und Betriebswirtschaft. Vor allem das Thema Vermarktung wurde an diesem Abend von den anwesenden Schaf- und Ziegenhaltern diskutiert. Einige kritisierten fehlende Zusammenarbeit und gescheiterte Versuche, eine Erzeugergemeinschaft zu gründen. Auch hierbei könne die Beratung helfen, sagte Kern: „Wir können die Situation neu bewerten und klären, warum es bisher nicht funktioniert hat.“ Der Trend zu regionalen Produkten sei spürbar, ergänzte Hubert Beier. „Die Gunst der Stunde sollte man nutzen.“ In diesem Zusammenhang wurde unter anderem ein Workshop zum Thema Vermarktung angeregt.

Betriebe, die an dem kostenlosen Beratungsangebot interessiert sind oder Anregungen für künftige Workshops haben, können sich an Ulla Heckert vom LIFE-Team wenden:
Telefon: (06654) 96120, E-Mail:
ulla.heckert@br-rhoen.de

Hintergrund: Natura 2000 ist ein EU-weites Netz von Schutzgebieten zur Erhaltung der biologischen Vielfalt. Die Mitgliedsstaaten verpflichten sich, diese Gebiete zu erhalten. In der Hessischen Rhön sind weite Teile als Flora-Fauna-Habitate (FFH-Gebiete) oder/und EU-Vogelschutzgebiete geschützt. Mit dem EU-Förderprogramm LIFE hat die Hessische Rhön ein Werkzeug an die Hand bekommen, den Verpflichtungen aus Natura 2000 im verstärkten Maße nachzukommen. Im Projektzeitraum von sechs Jahren – gestartet ist LIFE Ende 2016 – sollen mit Unterstützung der Landwirtschaft Beratungsangebote für Landwirte, Pflegekonzepte für das Berggrünland und Schutzkonzepte u.a. für bodenbrütende Vogelarten entwickelt werden.

 

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