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Biosphärenreservat Rhön
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Rhöner Landwirtinnen und Landwirte schaffen im Projekt "BROMMI" Lebensraum für Insekten

Auf Wiesen und Äckern im Markt Oberelsbach, in Wollbach und Lebenhan blüht es derzeit stellenweise kunterbunt. Diese Blüh-, Wiesen oder Kleegrasstreifen bieten Wildbienen, Schmetterlingen und Heuschrecken Nahrung – und Platz für ihre Kinderstube. Was aussieht, als wäre den Landwirtinnen und Landwirten beim Mähen die Lust ausgegangen, ist als aktive Maßnahme Teil eines deutschlandweiten Projekts zum Insektenschutz. Wiltrud Fischer vom WWF Deutschland, die das „BROMMI“-Projekt im bayerischen Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön betreut, ist begeistert von der Anzahl der Insekten, die an sonnigen Tagen auf diesen Flächen flattern und kreuchen: „Die Streifen zeigen Wirkung!“

Ungemähter Streifen im Kleegras. Foto: Frank Gottwald

Im Projekt BROMMI – Biosphärenreservate als Modelllandschaften für den Insektenschutz – wird in fünf deutschen Biosphärenreservaten in enger Zusammenarbeit mit den Landnutzenden untersucht, wie die Integration von Insektenlebensraum in die Bewirtschaftung gut und effizient gelingen kann. Ziel ist es, dass Insektenreichtum wieder selbstverständlicher Teil der Landwirtschaft wird. Auch der bayerische Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön gehört zur Kulisse des Anfang 2021 gestarteten Projekts. Im Fokus stehen im Landkreis Rhön-Grabfeld Oberelsbach, Unterelsbach, Sondernau, Wollbach und Lebenhan sowie im Landkreis Bad Kissingen Poppenroth, Stralsbach und Schlimpfhof.

Aktuell engagieren sich insbesondere Biobauern in dem Projekt – unter ihnen Theo Heimgärtner aus Oberelsbach. Er schwärmt von den „Insektenwolken“, die dank eines speziellen Mähwerks bei der Mahd unverletzt davonfliegen. Und Eberhard Räder aus Bastheim hat sich getraut, den wohl ersten Insektenwall in der Rhön zu pflügen. Insektenwälle sind rund 50 Zentimeter hohe und etwa drei Meter breite Wälle, die mit Horstgräsern und Blühmischungen eingesät werden. Die Idee kommt aus England, wo die Wälle zur Förderung der Insektenvielfalt erprobt sind. Ebenso wie Eberhard Räder setzen Klaus Zimmer aus Wollbach und Cindy Pörtner aus Oberelsbach auf ihren Feldern eine Vielzahl von Maßnahmen um – unter anderem artenreiche Untersaaten und Blühstreifen mit heimischem Arten wie Wiesen-Kümmel, Kornblume und Wiesen-Flockenblume. Diese sind zwar etwas unscheinbarer als solche mit mediterranen Arten und Kulturpflanzen wie Sonnenblumen, sind jedoch für eine Vielzahl von Insekten immens wertvoll.

Unterwegs mit dem Kescher: Insekten werden gezählt

Um den Erfolg all dieser Maßnahmen zu messen, haben sich die Projektverantwortlichen Unterstützung von Expertinnen und Experten geholt, die die Entwicklung der Insektenzahlen auf den Flächen mit und ohne Maßnahmen beobachten. Auf Wiesen und Kleegrasflächen zählen sie Tagfalter und Heuschrecken – mit Keschern und einem Isolationsquadrat, einer nach unten offene Kiste, die mit einem weißen Tuch bespannt ist und auf das Feld gesetzt wird. Die ersten Ergebnisse werden im Herbst erwartet.

„Im nächsten Schritt wollen wir für das Projekt verstärkt auch die konventionelle Landwirtschaft gewinnen“, sagt Dr. Tobias Gerlach, der das Projekt als Partner aus der bayerischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats betreut. „Um die Insektenvielfalt wiederherstellen und schützen zu können, brauchen wir alle Landwirtinnen und Landwirte.“

Das Projekt wird vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) im Rahmen der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt und dem Aktionsprogramm Insektenschutz gefördert.