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Biosphärenreservat Rhön
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Ranger treffen sich in der Hessischen Rhön: Bundesweites Seminar zum Schutz der Nacht

Der Schutz der Nacht steht im Sternenpark Rhön an oberster Stelle. Auch die Bundesregierung hat in ihrem Immissionsschutzgesetz nächtliche künstliche Beleuchtung als schädliche Umwelteinwirkung und maßgebliche Ursache für das Insektensterben anerkannt. Auf Einladung der Hessischen Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön und des Bundesverbands Naturwacht haben sich nun Ranger und Mitarbeiter von deutschen Nationalparken, Biosphärenreservaten und Naturparken in der Hessischen Rhön getroffen, um sich über Auswirkungen von Lichtverschmutzung, Gegenmaßnahmen und rechtliche Vorgaben zu informieren.

Die Seminarteilnehmer besuchten unter anderem das „Sternendorf“ Silges. Foto: Sabine Frank

Die 15 Teilnehmer aus Eifel, Barnimer Land, Schwarzwald, Schwäbischer Alb und der Hessischen und Bayerischen Rhön trafen sich im „Fuldaer Haus“ an der Maulkuppe, um sich zum Thema Schutz der Nacht schulen zu lassen. Die meisten von ihnen – auch die Ranger im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön – übernehmen Aufgaben in der Umweltbildung und tragen daher eine besondere Verantwortung, alle Bereiche des Natur- und Artenschutzes zu vermitteln. Sabine Frank, Sternenpark-Koordinatorin beim Landkreis Fulda, informierte in dem dreitägigen Seminar umfänglich über die Folgen von schädlichen Lichtimmissionen. Bei zwei Exkursionen besuchten die Seminar-Teilnehmer den Musterleuchten-Park der RhönEnergie Fulda, das „Sternendorf“ Silges und die neuen Himmelsschauplätze in Hofaschenbach und Danzwiesen. Selbstverständlich gehörte auch eine nächtliche Sternenführung mit Sabine Frank zu dem anspruchsvollen Programm.

Als Expertin für den Schutz der Nacht machte Frank den Teilnehmern die Auswirkungen von Lichtverschmutzung deutlich. Da alles Leben auf der Erde eng an den Tag-Nacht-Rhythmus gekoppelt sei, könne nächtliche Beleuchtung in vielfacher Hinsicht negativ auf Menschen, Tiere und Pflanzen wirken. Beim Menschen könne durch das Zerstören des natürlichen hell-dunkel-Wechsels die Produktion des wichtigen Hormons Melatonin unterdrückt werden. Für Tiere werde nächtliches Kunstlicht oft lebensbedrohlich: „Insekten werden aus ihren natürlichen Lebensräumen gelockt und Zugvögel, von denen viele nachts fliegen, werden durch das Licht irritiert und verlieren die Orientierung“, erklärte Frank. „Vögel in hell erleuchteten Städten fangen bis zu drei Wochen früher an zu brüten als ihre Artgenossen in den Wäldern. Kommt es zu Spätfrost, erleiden sie dann empfindliche Verluste.“ Licht an Bächen, Teichen und Flüssen störe das gesamte Ökosystem des Gewässers, da es die nachtaktiven Arten verdränge. „Aber auch viele Pflanzen und Bäume sind nachtaktiv und auf nächtliche Bestäubung angewiesen“, machte Frank deutlich. Ein Beispiel hierfür sei der Schwarze Holunder, der vor allem nachts intensiv dufte und so Insekten anlocke.

Ihre Ausführungen unterstrich Frank mit Fotos von Bäumen in der Nähe von Straßenlaternen und Bodenstrahlern: Während Bäume und Sträucher im Umfeld bereits ihr Laub abgeworfen haben, weisen angestrahlten Bäume häufig noch ein dichtes Laubkleid im Bereich der Lampen auf. Frostschäden und sogar ein Absterben dieser Bäume, die viel zu spät ihr Laub abwerfen, können die Folge sein. Eindringlich warb die Referentin dafür, beim Naturschutz immer auch die Nacht mit einzubeziehen. „Nachtaktive Tiere wie der Igel und die meisten Fledermausarten benötigen dunkle Lebensräume“, betonte Frank. Dabei wies sie darauf hin, dass es inzwischen rechtliche Empfehlungen gibt, wie Lichtimmissionen seitens der Kommunen geregelt und eingeschränkt werden können. Auch in neuen Broschüren des Sternenparks Rhön sind diese als Planungshilfen für umweltverträgliche Beleuchtung zusammengefasst. Die Broschüren stehen unter www.biosphaerenreservat-rhoen.de/sternenpark zum Download bereit.

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