Zum Hauptinhalt springen
Biosphärenreservat Rhön
mensch, natur, einklang,

Putzhilfen säubern Wochenstube des Großen Mausohrs im Kirchendach in Neidhartshausen

Seit den 1960er Jahren ist bekannt, dass das Große Mausohr (Myotis myotis) das Kirchendach in Neidhartshausen gern als Wochenstube – also als Quartier, in dem die Weibchen ihre Jungtiere zur Welt bringen – nutzt. Anfangs waren es nur wenige Exemplare, heute finden sich im Kirchendach jedes Jahr über 1.000 erwachsene Weibchen zusammen. Damit diese sich auch in dieser Saison wieder wohlfühlen, sind die Interessengemeinschaft Fledermausschutz und -forschung Thüringen e.V. (IFT), der Landschaftspflegeverband „Thüringer Rhön“ e. V. (LPV), die Naturschutzgroßprojekt „Thüringer Kuppenrhön“ gGmbH und die Thüringer Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön im Januar zu einem gemeinsamen Putzeinsatz angerückt.

Viel los in der Wochenstube in Neidhartshausen. / Archivfoto: Julia Gombert
Das Große Mausohr gilt im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön länderübergreifend als Ziel-art und somit als besonders schützenswert. / Foto: Julia Gombert
Corinna Hoßfeld, Martin Biedermann und Volker Bauer bei der diesjährigen Beräumung der Hinterlassenschaften des Großen Mausohrs auf dem Dachboden der Kirche in Neidharts-hausen. / Foto: Julia Gombert
Der Dachboden der Kirche in Neidhartshausen wird vom Großen Mausohr seit vielen Jahr-zehnten als Wochenstube genutzt. / Foto: Volker Bauer

Dass sich der Dermbacher Ortsteil Neidhartshausen auch „Fledermausdorf“ nennt, kommt nicht von ungefähr. Das Kirchendach zählt zu den größten Fledermaus-Quartieren Thüringens und wurde wegen seiner besonderen Bedeutung für den Artenschutz im Jahr 2008 als ein sogenanntes Flora-Fauna-Habitat-Objekt ins europaweite Netzwerk Natura 2000 aufgenommen. Dass sich das Große Mausohr hier so wohlfühlt, ist der Zusammenarbeit von Kirchengemeinde, IFT, NABU, LPV und Thüringer Biosphärenreservatsverwaltung zu verdanken. Die IFT betreut den Standort seit den 2000er Jahren. Seitdem ist die Zahl der Fledermäuse von einigen Hundert Exemplaren auf mittlerweile bis zu 1.000 pro Saison gewachsen. Das zeigen regelmäßige Zählungen, die vor und nach den Geburten durchgeführt werden.

Es bleibt nicht aus, dass es durch die Tiere zu Kotablagerungen kommt – daher muss der Boden des Kirchendachs regelmäßig gesäubert werden. Diesmal packten Julia Gombert und Ralf Linse vom LPV, Martin Biedermann von der IFT, Corinna Hoßfeld vom Naturschutzgroßprojekt „Thüringer Kuppenrhön“ und Volker Bauer von der Thüringer Biosphärenreservatverwaltung mit an.  „Das Fledermausdorf Neidhartshausen beweist, wie gut sich Naturschutz, Denkmalschutz und Kultur vereinen lassen“, sagt Volker Bauer. Die Instandhaltung des Quartiers sei auch für die öffentliche Akzeptanz des Standorts als FFH-Objekt wichtig, erklärt Julia Gombert, IFT-Mitglied und Geschäftsführerin des LPV. „Hierbei arbeiten IFT und die Natura 2000-Station „Rhön“ eng zusammen.“ Der LPV ist Träger der Natura 2000-Station „Rhön“ und als solche verantwortlich für das FFH-Objekt in Neidhartshausen.

Die Wochenstube ist nach dem Saubermachen und der Beseitigung von ca. 150 Kilo Guano – so wird der Fledermauskot bezeichnet – nun wieder bezugsfertig. „Die Menge des anfallenden Kots und der Aufwand für die Reinigung halten sich im Rahmen, wenn man es regelmäßig macht und genügend helfende Hände mit anpacken“, bilanziert Julia Gombert.  Im Frühjahr werden die Großen Mausohren nach und nach aus ihrem Winterquartier zurück in die Kirche kommen und „ihren“ Dachboden beziehen. Im Juni bekommen dann die Weibchen ihren Nachwuchs – pro Jahr ein Jungtier. Nach drei bis vier Wochen werden diese flügge und selbstständiger. Im August verlassen die Mausohr-Mütter ihre Jungen und den Dachboden, im September löst sich die Wochenstube dann vollständig auf.

Nicht in die Tonne, sondern auf die Wiese

Die „Entsorgung“ des Kots besteht in einer nützlichen Weiterverwendung: Wegen seiner Zusammensetzung ist Guano ein sehr guter natürlicher Dünger. Neben Stickstoff und Phosphor ist er reich an Mineralien wie Magnesium, Kalium und Calcium. Der Kot aus der Kirche Neidhartshausen wird zur Düngung der Apfelbäume im „Sortengarten Dörrensolz“, einer Streuobstwiese des LPV, verwendet.