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Biosphärenreservat Rhön
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Neues aus dem LIFE-Projekt: Wiesenbrüter, Bergwiesenschutz und mobile Ausstellung – Delegation informiert sich über den aktuellen Projektstand

Das von der EU, dem Land Hessen und dem Landkreis Fulda geförderte LIFE-Projekt „Rhöner Bergwiesen“ steht kurz vor seiner Verlängerung. Über den aktuellen Projektstand und konkrete Naturschutzmaßnahmen im Projektgebiet informierte sich eine Delegation aus Vertreterinnen und Vertretern des Hessischen Umweltministeriums, des Regierungspräsidiums Kassel sowie der Agentur NEEMO, die im Auftrag der EU das LIFE-Projekt evaluiert.

Gemeinsam für ein großes Ziel (v. l. n. r.): Die Landwirte Stefan Hohmann und Moritz Weckbach, Simon Bruhn (Hessisches Umweltministerium), Torsten Raab (Hessische Verwaltungsstelle Biosphärenreservat Rhön), Dr. Jan Sliva (Agentur NEEMO), Jutta Katz (Hessisches Umweltministerium), Annika Hennemuth (LIFE-Projekt), Wiebke Büschel (Hessisches Umweltministerium), Kristine Schmitt, Elmar Herget, Nadja Moalem, Thomas Schreiner (alle LIFE-Projekt) und Heike Godt (Regierungspräsidium Kassel). Foto: Ulla Heckert
LIFE-Projektleiter Elmar Herget, Landrat Bernd Woide, Torsten Raab (Hessische Verwaltungsstelle Biosphärenreservat Rhön), Manfred Helfrich (Bürgermeister Gemeinde Poppenhausen) und Kristine Schmitt (LIFE-Projekt) vor dem neuen Infomobil (v. l. n. r.). Foto: Nadja Moalem
Mit neuen Infotafeln, wie hier am Buchschirm, macht das LIFE-Projekt auf die besonderen Lebensräume der Rhöner Bergwiesen aufmerksam. Foto: Nadja Moalem

Erste Station der Bereisung war eine mit Projektmitteln zum Nahrungsbiotop für den Schwarzstorch umgestaltete Teichanlage der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. (HGON) in der Gemeinde Poppenhausen. Projektleiter Elmar Herget gab Einblicke in die Maßnahmen zum Schutz des scheuen Waldbewohners, der die Feuchtwiesen und waldnahen Tümpel zur Nahrungsaufnahme aufsucht.

Auf der Wasserkuppe ging es um geplante Waldrodungen zur Herstellung von Verbindungskorridoren für Wiesenbrüter und die Neuentwicklung von Lebensraumtypen wie Bergmähwiesen und Borstgrasrasen, die im Schutzgebietsnetz Natura2000 im Fokus stehen. Auch kamen die unterschiedlichen Ansprüche der verschiedenen Nutzergruppen aus Flugsport, Tourismus und Naturschutz zur Sprache, für die jetzt im Rahmen des LIFE-Projekts ein neuer Prozess zum Interessenabgleich gestartet wird. 

Nächste Station war die Steinkopfhute. Das weitläufige Offenland um den Steinkopf und den Stirnberg stellt eins der wichtigsten Brutgebiete der hessischen Rhön für die Wiesenbrüter Braunkehlchen, Bekassine, Wachtelkönig und Wiesenpieper dar. Durch enge Zusammenarbeit mit Landwirten wie Stefan Hohmann und Moritz Weckbach wird sichergestellt, dass die Flächen offengehalten werden. Zum anderen werden sie durch die Einrichtung von Schonstreifen und Ansitzwarten im Sinne der Vögel optimiert. Um neue artenreiche Bergmähwiesen zu entwickeln, werden auf dem Plateau verschiedene Ansaatverfahren erprobt. Hierdurch sollen zusätzliche Lebensräume für Wiesenbrüter entstehen. Erste Erfolge stellen sich laut Elmar Herget bereits ein: „Auf den Ansaatflächen brüten schon Wiesenpieper und Baumpieper. Wir hoffen, dass von dem Maßnahmenpaket auch andere Vogelarten profitieren. Vielleicht kehrt sogar das Birkwild zurück, das hier schon häufiger in der Balzzeit gesichtet wurde.“

Zwei Highlights in diesem Jahr: Infomobil und neue Extratour

In seiner Begrüßung auf dem Rathausplatz in Wüstensachsen betonte Landrat Bernd Woide die Wichtigkeit des Bergwiesenschutzes in der Rhön: „Das Projekt hat schon jetzt gute Fortschritte für die bedrohten Grünlandlebensräume und Vogelarten unserer offenen Fernen erzielt. Auf dieser Ebene wollen wir weitermachen.“ Erstmals präsentierten die Projektverantwortlichen die neue mobile Ausstellung des LIFE-Projekts: In einem Anhänger untergebracht, zeigt sie auf kleiner Fläche alles, was es über die Rhöner Bergwiesen zu wissen gibt. „Das Angebot soll Groß und Klein Lust machen, sich über den einmaligen Schatz vor der Haustür zu informieren. Gleichzeitig möchten wir begreifbar machen, dass nur in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft die artenreichen Wiesen und Weiden der Rhön für künftige Generationen erhalten werden können,“ freut sich Elmar Herget. Für den Herbst kündigten die Projektverantwortlichen die Eröffnung einer neuen Extratour in der Gemeinde Ehrenberg (Rhön) an. „Der Wanderweg wird speziell die Hutungen rund um Ehrenberg in den Fokus rücken, die untrennbar mit der Geschichte unserer Dörfer verbunden sind. Zum 50. Geburtstag unserer Gemeinde können wir uns kein besseres Geschenk vorstellen“, betonte Bürgermeister Peter Kirchner.

Auch beim Besuch des Hilderser Buchschirms stand das Thema Öffentlichkeitsarbeit im Fokus. Mit einer Serie neuer Infotafeln im Projektgebiet soll auf die besonderen Lebensräume der Bergwiesen und Hutungen aufmerksam gemacht werden. Simone Guiducci, die gerade ihre Ausbildung als zertifizierte Naturführerin im Rahmen des LIFE-Projekts macht, zeigte anschaulich, wie sie bei ihren Führungen den Menschen die Bergwiesen näherbringt. Elmar Herget und Dr. Johanna Steger vom Fachdienst Natur und Landschaft des Landkreises Fulda betonten die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft. Christian Hohmann und Pascal Eichler sind zwei von drei Landwirten, die den Buchschirm bergmähwiesenfreundlich bewirtschaften und so einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt und der einzigartigen Lebensräume leisten.

Erhalt der Kalkmagerrasen in Nüsttal

Abschließend machte die Delegation noch Halt in Nüsttal. Hier steht der Erhalt der orchideenreichen Kalkmagerrasen im Fokus der LIFE-Maßnahmen. Aufwändige Entbuschungsarbeiten an den Standorten Krengelsberg und Linsberg haben in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass die artenreichen Kalkmagerrasen wieder für die Landwirtschaft, vor allem Schafhalterinnen und Schafhalter, nutzbar geworden sind. Die mit LIFE-Mitteln umgesetzte Extratour Ulmenstein trägt seit 2018 maßgeblich dazu bei, die Öffentlichkeit über die sensiblen Lebensräume aufzuklären und die Zusammenhänge zwischen landwirtschaftlicher Nutzung und Artenvielfalt begreifbar zu machen.

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