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Biosphärenreservat Rhön
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Neue Broschüren zu umweltverträglicher Außenbeleuchtung

Der natürlich dunkle Nachthimmel ist zunehmend zu einem schützenswerten Kulturgut geworden. Auch im Sternenpark Rhön wird eine umweltverträgliche Beleuchtung angestrebt, um die Artenvielfalt und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Mit vier neuen Broschüren geben die Verwaltungen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön in Kooperation mit den Rhöner Landkreisen nun Privatleuten, Kommunen und Unternehmen wissenschaftlich fundierte Planungshilfen für umweltverträgliche Außenbeleuchtung an die Hand.

Präsentieren die neuen Planungshilfen für umweltverträgliche Beleuchtung in der Thüringischen Rhön (von links): Ulrike Schade (Leiterin Thüringer Verwaltung UNESCO-Biosphärenreservat Rhön), Ulrike Steinmetz (Wirtschaftsförderung, Landratsamt Schmalkalden-Meiningen), Landrat Reinhard Krebs (Wartburgkreis) und Landrätin Peggy Greiser (Landkreis Schmalkalden-Meiningen). Foto: Anna-Lena Bieneck
Präsentieren die neuen Planungshilfen für umweltverträgliche Beleuchtung in der Bayerischen Rhön (von links): Julia Rösch (Bayerische Verwaltung UNESCO-Biosphärenreservat Rhön), Herbert Bötsch (Kreis-baumeister Rhön-Grabfeld), Landrat Thomas Habermann (Rhön-Grabfeld), Landrat Thomas Bold (Bad Kissingen), Anke Barthel (Regionalentwicklung Bad Kissingen) und Mi-chael Geier (Bayerische Verwaltung UNESCO-Biosphärenreservat Rhön). Foto: Sophia Mohr

Zahlreiche Kommunen haben entsprechend den Anforderungen des Sternenparks Rhön mit der Umrüstung auf umweltverträgliche Beleuchtung an Straßen, Wegen und Parkplätzen begonnen oder diese bereits umgesetzt. Auch viele Privathaushalte und Unternehmen sind bei ihrer Außenbeleuchtung auf LED umgestiegen – mit dem Fokus auf Energieeffizienz. Dabei werden aber für die Umweltverträglichkeit wichtige Parameter wie zielgerichtete Lichtlenkung, angepasste Lichtmengen, bedarfsorientierte Beleuchtung und warme Lichtfarben oft nicht berücksichtigt.

So kann nächtliches Kunstlicht gemäß dem Bundesimmissionsschutzgesetz je nach Ausmaß zu einer schädlichen Umwelteinwirkung werden. Die Folgen: Insekten verlassen ihre eigentlichen Lebensräume und können nicht mehr der Nahrungs- und Partnersuche nachgehen. Andere Tiere wie Igel, Vögel und Amphibien verlieren mit dem zunehmenden Insektensterben ihre Nahrungsgrundlage, Zugvögel werden durch künstliche Lichtquellen vom Weg abgebracht. Der Deutsche Bundestag formuliert es in einem wissenschaftlichen Schreiben so: Menschen und tagaktive Tiere brauchen die Dunkelheit zum Schlafen, Astronomen zur Beobachtung des Sternenhimmels und Glühwürmchen für die Fortpflanzung. 

Vier neue Broschüren der Verwaltungen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön zum Thema Umweltfreundliche Außenbeleuchtung enthalten anwendungsspezifische Planungshilfen, die die Parameter Lichtlenkung, -menge und -farbe umfassen und dabei einschlägige Normen wie zum Beispiel die Technischen Regeln für Arbeitsstätten einbeziehen. Die Vorgaben basieren auf den Hinweisen der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz (LAI), den Empfehlungen der Hessischen Landesregierung sowie auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Erfahrungen in Kommunen der internationalen Sternenparks. Die Broschüren richten sich nicht nur an Haus- und Gartenbesitzer, sondern ebenfalls an Unternehmen sowie an Kommunen und an zuständige Behörden zur Integration in Bebauungspläne, Bauleitpläne und Dorferneuerungsmaßnahmen. Gerade in Gewerbegebieten gibt es noch viel Potenzial für die Optimierung der Beleuchtungs- und Werbeanlagen. Sie beeinflussen über viele Kilometer die nächtliche Landschaft im Sternenpark Rhön. 

Thüringen

Im Landratsamt in Meiningen sind die neuen Broschüren von Landrätin Peggy Greiser, ihrem Amtskollegen Reinhard Krebs (Wartburgkreis) und Ulrike Schade, Leiterin der Thüringer Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön, vorgestellt worden. „Die Entscheidung zu umweltfreundlicherer Beleuchtung kann nur nach Maßgabe der Möglichkeiten stattfinden – Gewerbegebiete beispielsweise benötigen Licht“, erklärte Landrat Krebs. „Die neuen Broschüren helfen aber dabei, notwendige Außenbeleuchtungen umweltfreundlicher zu gestalten und zeigen zugleich attraktive Wege auf, Energie zu sparen.“ Peggy Greiser ergänzte: „Die Hohe Geba und viele andere Aussichtspunkte des Sternenparks Rhön gewähren Aussicht auf beeindruckende Nachtlandschaften und einzigartige Naturphänomene wie das Zodiakallicht, die es zu schützen gilt. Ein Ziel, das wir mit den neuen Broschüren als Planungshilfen unterstreichen wollen.“

Bayern

Im Landratsamt in Bad Neustadt sind die neuen Broschüren von den Landräten Thomas Habermann (Rhön-Grabfeld) und Thomas Bold (Bad Kissingen), Anke Barthel (Regionalentwicklung Bad Kissingen), Herbert Bötsch (Kreisbaumeister Rhön-Grabfeld) sowie Julia Rösch und Michael Geier von der Bayerischen Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön vorgestellt worden. „Die natürlichen Nachtlandschaften in unserem Sternenpark Rhön müssen geschützt werden“, betont Thomas Habermann. Es gelte, das Bewusstsein für Lichtverschmutzung zu stärken und die Bedeutung für das Ökosystem in den Mittelpunkt zu stellen. „Durch einfache Maßnahmen kann die Lichtverschmutzung reduziert werden – und jeder Einzelne kann sich daran beteiligen." Die Planungshilfen unterstützten Privatleute, Kommunen und Unternehmen bei der Einrichtung umweltverträglicher Außenbeleuchtung. „Zudem steht das Landratsamt Bauplanern jederzeit in beratender Funktion zur Verfügung.“ Habermanns Amtskollege Thomas Bold ergänzt: „Hier in der Rhön sind noch Blicke in die Tiefen des Weltalls möglich, wie in nur wenigen Regionen Deutschlands. Eines der Ziele des Sternenparks ist es, langfristig die schädlichen Aspekte der Lichtverschmutzung zu reduzieren und umweltverträglichere Beleuchtungslösungen zu kultivieren.“ Die neuen Planungshilfen geben praxisnahe und fundierte Unterstützung und viele Anregungen, so Bold. „Denn für die Erhaltung unserer natürlichen Nachtlandschaft brauchen wir das Engagement auf allen Ebenen – hier sind Gartenbesitzer, Bauherren, Gewerbetreibende und Kommunen gleichermaßen gefragt.“

In Sachen gesetzliche Regelungen zur Eingrenzung von Lichtimmissionen ist Bayern dem Rest der Rhön einen Schritt voraus. Gemäß einer Änderung im Bayerischen Immissionsschutzgesetz zum 1. Januar 2020 ist die Beleuchtung von Fassaden öffentlicher Gebäude – sofern nicht anders vorgeschrieben – nach 23 Uhr verboten. Auch beleuchtete oder lichtemittierende Werbeanlagen müssen nach 23 Uhr im Außenbereich abgeschaltet sein. „Zahlreiche Kommunen im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön gehen noch weiter und schalten zusätzlich ihre Straßenbeleuchtung nachts aus – und das bereits seit Jahren“, erklärt Michael Geier, Leiter der Bayerischen Verwaltung. Mit den neuen Planungshilfen sei ein weiterer wichtiger Schritt zur Erfüllung der Ziele im Sternenpark Rhön getan.

Vier Ausführungen

Herausgegeben werden die Planungshilfen für die Bereiche

  • Haus und Garten (für Privatleute)
  • Arbeitsstätten, Parkplätze und Wege (für Unternehmen)
  • öffentliche Straßen, Wege und Parkplätze (für Kommunen) sowie
  • Sportstätten (für Kommunen und Betreiber)

von den Verwaltungen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön und den Rhön-Landratsämtern.

 

In Thüringen sind die Broschüren kostenfrei in der Verwaltung in der Propstei Zella (Goethestraße 1, 36452 Zella/Rhön), im Landratsamt Schmalkalden-Meiningen (Obertshäuser Pl. 1, 98617 Meiningen) und im Landratsamt Wartburgkreis (Erzberger Allee 14, 36433 Bad Salzungen) erhältlich.

In Hessen sind die Broschüren kostenfrei in der Verwaltung im Groenhoff-Haus auf der Wasserkuppe sowie im Landratsamt Fulda (Wörthstraße 15) erhältlich.

In Bayern sind die Broschüren kostenfrei in der Verwaltung im Managementzentrum, Oberwaldbehrunger Str. 4, 97656 Oberelsbach, sowie im Biosphärenzentrum Haus der Langen Rhön (gegenüber) erhältlich. 

 

Zudem stehen sie hier zum Download bereit.

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