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Biosphärenreservat Rhön
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Mauersegler-Kartierung im Landkreis Fulda dank großer ehrenamtlicher Beteiligung erfolgreich abgeschlossen

Auf der Suche nach dem Mauersegler (Apus apus): Zwei Monate lang waren in 175 Gemeinden, Dörfern und Ortsteilen im Landkreis Fulda rund 20 Ehrenamtliche mit Fernglas und Karte unterwegs. Sie haben die Studentin Marlene Klisa bei der ersten großflächigen Mauersegler-Kartierung im Hessischen Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön und dem weiteren ländlichen Raum im Landkreis unterstützt. Nach dem Abschluss der Kartierung zieht die 24-Jährige ein erstes positives Resümee: „Wir haben viel mehr Mauersegler entdeckt als erwartet.“ Nun gilt es, die Daten auszuwerten.

Foto: Glader, Hans / piclease

Mit ihren schrillen Rufen und rasanten Flugmanövern gehören Mauersegler vielerorts zum Stadtbild – vor allem in den Abendstunden. Da Städte das Hauptverbreitungsgebiet des Felsenbrüters darstellen, konzentrieren sich bisherige Studien vor allem auf Städte und Stadtgebiete. Wie es jedoch im ländlichen Raum um den Mauersegler bestellt ist, will Marlene Klisa im Rahmen ihrer Masterarbeit zum Thema „Die Charakterisierung von Brutplätzen des Mauerseglers (Apus apus) im ländlichen Raum im Rahmen eines Citizen-Science-Projektes im Landkreis Fulda“ an der Uni Wien herausfinden. Mit reichlich Verspätung aufgrund der Corona-Pandemie konnte sie Anfang Juni mit der Kartierung starten. Bis dahin waren bei der Hessischen Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön bereits zahlreiche Hinweise auf Fundstellen eingegangen. „Insgesamt habe ich 70 Meldungen von aufmerksamen Bürgerinnen und Bürgern erhalten. 20 von ihnen haben dann angeboten, mich bei der Kartierung zu unterstützen“, erzählt Klisa, die den Ehrenamtlichen für ihre Mithilfe dankt. „Ohne sie wären nur einzelne Stichproben möglich gewesen“. Klisa hatte den Landkreis in Quadranten aufgeteilt und den Helferinnen und Helfern zugewiesen. „Gemeinsam konnten wir insgesamt 175 Ortslagen erfassen.“

Für das genaue Vorgehen beim Kartieren hatte die Studentin einen Leitfaden erstellt. Die 24-Jährige ist beeindruckt von dem großen Engagement. „Die Kartiererinnen und Kartierer waren mit großer Begeisterung dabei – egal ob jung oder alt. Manche von ihnen waren Anfang 20, andere im Rentenalter. Sie haben ihre Enkel mit zum Kartieren genommen.“ Auch die Rückmeldung aus der Bevölkerung sei durchaus positiv gewesen. „Einige haben nachgefragt, warum ihr Haus oder ihre Straße so genau beobachtet wird“, sagt Klisa. „Als wir dann über das Projekt aufgeklärt haben, war die Überraschung oft groß: Viele wussten gar nicht, dass die Vögel, die jeden Abend um ihre Häuser fliegen, keine Schwalben, sondern Mauersegler sind.“ Dank der Gespräche mit den Anwohnern sei es auch möglich gewesen, Brutplätze zu finden, die von der Straße aus zunächst nicht sichtbar, sondern gut versteckt waren. „Zudem sind wir auf Nistkästen für den Mauersegler gestoßen, die einige an ihrem Haus angebracht haben.“

Gibt es ein Charakteristikum der Brutstätten?

Nach zwei Monaten sind nun insgesamt 300 Meldungen über Mauersegler-Vorkommen zusammengekommen – eine solide Datengrundlage. Nun gilt es, die Angaben der Kartierer auszuwerten. Sie haben die ausgewählten Gebiete anhand folgender Kriterien erfasst: Gibt es Mauersegler und wenn ja wie viele? Gibt es einen Punkt, den sie besonders oft überfliegen – zum Beispiel ein Gebäude? Aus welcher Richtung und aus welcher Höhe fliegen sie ihre Brutstätten an? Ziel ist einerseits, herauszufinden, auf welche Gebiete sich das Mauersegler-Vorkommen konzentriert, und andererseits, an welchen Häusern bevorzugt gebrütet wird – ob es also ein Charakteristikum gibt. Klisa geht in ihrer Auswertung außerdem der Frage nach, welche Auswirkungen Parameter wie die Beschaffenheit des umgebenden Lands, die Dorfform, die Höhenlage oder die Nähe zu offenen Gewässern auf das Brutverhalten haben.

„Die flächendeckende Übersicht über die Verbreitung der Mauersegler bietet die Voraussetzung für mögliche folgende Schutzmaßnahmen“, erklärt Jonas Thielen, Sachgebietsleiter Naturschutz bei der Hessischen Verwaltung des UNESCO-Bioshärenreservats Rhön. Als ehemaligen Felsenbrüter finden Mauersegler unter den Dächern und in winzigen Gebäudenischen und -löchern geeignete Brutstätten. Neben dem schwindenden Nahrungsangebot durch das Insektensterben stellen Sanierungsarbeiten an Gebäuden und Neubauten eine der größten Gefahren dar.

Für gewöhnlich machen sich Mauersegler schon Anfang August auf den Weg in Richtung Winterquartier, einige wenige sind allerdings noch bis in den September hinein zu beobachten. Wer derzeit noch Mauersegler entdeckt, kann sich per Mail an die Hessische Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön unter (0661) 6006 7800 wenden.

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