„Die Bergwiesen im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön sind ein bedeutender Lebensraum. Hier findet man gefährdete Pflanzen wie Arnika, Küchenschelle und Silberdistel und selten gewordenen Vögel wie Wiesenpieper, Braunkehlchen und Wachtelkönig. Die auf diesen Wiesen lebenden Tier- und Pflanzenarten brauchen einen besonderen Schutz. Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass hier im Biosphärenreservat ein ehrgeiziges Projekt zum Schutz und Erhalt dieser gefährdeten typischen Rhöner Landschaft umgesetzt wird“, sagte Umweltministerin Priska Hinz. „Ich hoffe sehr, dass wir die bisherige gute Arbeit im Projekte erfolgreich fortsetzen können. Um dies zu unterstützen, hat Hessen sich bereit erklärt, die dazu notwenigen Personalkosten von rund 700.000 Euro bereitzustellen.“ Mit der Finanzierung durch das Land sind die Weichen für einen (erfolgreichen) Antrag bei der EU gestellt. Das Projekt, das offiziell im September 2022 ausläuft, soll um zwei Jahre verlängert werden.
Erste Station der Ministerin im Rahmen ihrer Sommerreise war das Eube-Plateau nördlich von Schachen bei Gersfeld. Nach der Begrüßung durch Landrat Bernd Woide gab LIFE-Projektmanager Elmar Herget Einblicke in aktuelle Maßnahmen. Seit 2016 verfolgt das Projekt unter anderem das Ziel, die inzwischen selten gewordenen artenreichen Bergmähwiesen in der hessischen Rhön zu erhalten. Im 135 Hektar großen Naturschutzgebiet Eube sind sie noch mit einigen Flächen vertreten. Aktuell findet hier ein von einem Gutachterbüro überwachter Parzellenversuch statt, der Klarheit bringen soll, wie sich jeweils veränderte Nutzungsformen – beispielsweise unterschiedliche Mahdzeitpunkte und Beweidungskonzepte – auf die Artenvielfalt der Bergwiesen auswirken. Einer der Landwirte, die im Auftrag des Projekts die Flächen auf der Eube nach speziellen Vorgaben bewirtschaften, ist Andreas Weber aus Gersfeld. Er berichtete den Anwesenden von seinen Erfahrungen.
Eine weitere Maßnahme ist die Neuschaffung von artenreichen Bergwiesen mittels Aussaat von Samenmaterial, das zuvor eigens auf heimischen Wiesen, so genannten Spenderflächen, geerntet wurde. Hierbei kommt auch der eBeetle zum Einsatz, den der Landkreis Fulda im Jahr 2018 für diese Zwecke angeschafft hatte. Wie der eBeetle funktioniert, führte Landwirt Martin Schiffhauer aus Ehrenberg den Anwesenden vor: Optisch eine Mischung aus Fahrradanhänger und Rasenmäher, bürstet das elektrisch angetriebene Gerät die ausgereiften Samen von den Wiesenpflanzen, bevor die Wiese zum Mähen freigegeben wird. Auch die Umweltministerin ließ es sich nicht nehmen, das Gerät zu testen. Durch die Aussaat der Samen auf anderen vorbereiteten Flächen konnten bereits 58 Hektar neue Bergwiesen geschaffen werden, wie Projektleiter Herget berichtete.
Kooperationen, Förderungen, Herausforderungen
Weitere Themen waren die Zusammenarbeit mit wichtigen Partnern im Naturschutz wie dem NABU – vor Ort vertreten durch Nico Flügel – sowie das HALM-Programm als wichtigstes Förderinstrument zur Sicherstellung der landwirtschaftlichen Nutzung und dessen Bedeutung für die Erhaltung der bedrohten Rhöner Bergwiesen. Seine Erfahrungen teilte Dr. Hubert Beier, Vorsitzender des VNLR und ehemaliger langjähriger Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Fulda-Hünfeld e. V.
Bei einem kurzen Spaziergang zu den Guckaifeldern ging es abschließend noch um das Thema Wasserkuppe. Jonas Thielen, Sachgebietsleiter Naturschutz bei der Hessischen Verwaltung des Biosphärenreservats, informierte über naturschutzfachlichen Besonderheiten auf Hessens höchstem Berg. Die Wasserkuppe beherbergt an ihrem Südhang Deutschlands größte zusammenhängende Borstgrasrasen außerhalb der Alpen und ist außerdem hessenweit ein bedeutendes Brutgebiet für Wiesenbrüter. Gleichzeitig gilt sie seit jeher als „Berg der Flieger“ und ist bei Segel- und Gleitschirmfliegern gleichermaßen beliebt. Nicht zuletzt boomen der Tourismus und die Freizeitnutzung. Die Ansprüche der verschiedenen Nutzergruppen sind nicht immer frei von Spannungen – hier wird seit Jahren an gemeinsamen Lösungen gearbeitet. Torsten Raab, Leiter der Hessischen Verwaltung des Biosphärenreservats, und Jonas Thielen berichteten über Herausforderungen, Ziele und bisherigen Erfolge in Sachen Besucherlenkung und landwirtschaftliche Nutzung der Grünlandflächen.