Vor dem Hintergrund der bevorstehenden neuen EU-Förderperiode nahm auch die Frage, wie eine Förderung ländlicher Räume in Hessen zukünftig noch besser und für Projektträger unbürokratischer gestaltet werden könnte, breiten Raum ein. Dass ländliche Regionalentwicklung erfolgreich ist, zeigte Regionalmanagerin Ute Raband unter anderem anhand der finanziellen Förderung von 37 Projekten auf, die in der laufenden Förderperiode unterstützt werden konnten. Profitiert haben insbesondere Kleinunternehmen in der Hessischen Rhön, wobei es sich meist um Handwerksbetriebe handelte. Auch wurden Maßnahmen zur touristischen Entwicklung wie Ferienwohnungen gefördert. Ein dritter wichtiger Förderbereich waren Projekte zur Stärkung des sozialen Zusammenlebens, wobei es meist um die Abmilderung der Folgen des demografischen Wandels ging. Raband: „Unsere Analyse zeigt, dass jeder Euro an Fördermitteln rund drei Euro an Investitionen auslöst! Damit geht eine erhebliche regionale Wertschöpfung einher, die nicht zuletzt zur Schaffung und Absicherung von Arbeitsplätzen beiträgt.“
Bedauert wurde die aktuelle Entwicklung, dass LEADER viel von seinem innovativen Ansatz eingebüßt hat. Die Vielzahl der Kontrollebenen und -institutionen hat u. a. dazu geführt, dass LEADER heute lieber für „leichte“ Standardprojekte eingesetzt wird. Kritisch sehen die Rhöner Akteure auch die Entwicklung, dass das EU-Programm entgegen der ausdrücklichen Zielsetzung kaum für länderübergreifende Projekte genutzt werden kann, da die Bundesländer ihre jeweiligen Richtlinien derart unterschiedlich ausgestalten, dass gemeinsame Projekte wie der Sternenpark nicht umsetzbar sind.
Bewährt hat sich, darin stimmen der Staatsekretär und die Verantwortlichen des VNLR überein, der Button-up-Ansatz bei LEADER. Dies bedeutet, dass in der Region ehrenamtliche Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Sozialbereich die grundlegende Förderwürdigkeit von Projekten diskutieren und beschließen. So wird sichergestellt, dass sich die Projekte am Leitbild des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön orientieren.
Basisarbeit vor Ort
Anschaulich wurden die Erfahrungen mit dem EU-Förderprogramm LEADER bei der Besichtigung des Rhönhofs in Tann. Stephan Koch von der AKTIV STIFTUNG machte deutlich, dass dieses Projekt ohne öffentliche Förderung nicht hätte umgesetzt werden können. Vor dem Verfall gerettet, verbindet der Rhönhof heute aktiven Denkmalschutz mit der Rettung eines Kulturdenkmals, in dem Menschen mit geistiger und psychischer Behinderung Wohnraum finden, in Gemeinschaft leben, lernen, sich gegenseitig helfen und dabei auch Eigenständigkeit und Alltagsnormalität erfahren können. Unterstützt werden die Bewohner von der Tanner Diakonie. Der AKTIV STIFTUNG als Projektträger und Eigentümer ist die Rettung des Rhönhofs der zu verdanken. Ziel ist es, vor allem denkmalgeschützte Immobilien zu retten und auf Dauer der Gesellschaft und den Menschen vor Ort zu gemeinwohlorientierten Zwecken wieder zurückzugeben. Angesprochen wurde hier auch die Herausforderung, vor denen überwiegend ehrenamtlich tätige Einrichtungen wie die AKTIV STIFTUNG antrags- und abwicklungstechnisch dann stehen, wenn Fördermittel aus unterschiedlichen Fördertöpfen genutzt werden sollen.
Einig waren sich alle Beteiligten, dass für eine zukunftsfähige Gestaltung der ländlichen Räume Hessens auch künftig Förderprogramme erforderlich sind, die Arbeitsplätze schaffen und Lebensqualität stärken. Das LEADER-Programm leistet hier einen wichtigen und seit vielen Jahren bewährten Beitrag.
Als ein weiteres LEADER-Projekt besuchte Mark Weinmeister das Haus am Roten Moor. Am Nachmittag ließ es sich der Staatssekretär nicht nehmen, an einer Sitzung des Entscheidungsgremiums des VNLR teilzunehmen, um sich direkt ein Bild über die Basisarbeit vor Ort zu machen. Nicht zuletzt erlebte der Staatssekretär eine lebhafte Sitzung, die von einem verantwortungsvollen Ringen um die Förderwürdigkeit einer ganzen Reihe von Projekten geprägt war.
Informationen zu Fördermöglichkeiten des ländlichen Raums erhalten Sie beim Verein Natur- und Lebensraum Rhön e.V. (Regionalmanagerin Ute Raband, Tel. 06681 91745-15, E-Mail: ute.raband@vnlr.de)