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Biosphärenreservat Rhön
mensch, natur, einklang,

Länderübergreifender Pflegezonentag am 18. Oktober – Spannende Mitmachaktionen in Bayern, Hessen und Thüringen

Sanfte Hügel, blühende Bergwiesen und naturnahe Wälder: In den sogenannten Pflegezonen im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön wird die Natur – anders als in den Kernzonen – nicht sich selbst überlassen, sondern verantwortungsvoll von Menschenhand gepflegt, um ihre Vielfalt zu bewahren. Die Verwaltungsstellen des Biosphärenreservats laden am Freitag, den 18. Oktober im Rahmen des länderübergreifenden Pflegezonentags zu verschiedenen Workshops und Mitmachaktionen ein. Mit dem länderübergreifenden Pflegezonentag wollen sie auf die Pflegebedürftigkeit der Streuobstbestände in der bayerischen, hessischen und thüringischen Rhön hinweisen und für deren Erhaltung und Pflege werben.

Beim länderübergreifenden Pflegezonentag im vergangenen Jahr wurde in der Hessischen Rhön ein Baumschnitt im Sinne von naturschutzfachlichen Aspekten durchgeführt. Foto: Lea Hohmann
Die Streuobstwiesen der Rhön werden durch die Weiße Mistel bedroht – ein Halbparasit, der immer mehr Bäume befällt. Besonders gefährdet sind Streuobstwiesen, die nicht mehr gepflegt werden. Foto: Lea Hohmann
In den Pflegezonen, wie hier in der Wiesenthaler Schweiz in der Thüringer Rhön, geht es um ein ausgeglichenes Miteinander von Naturschutz und menschlichen Ansprüchen. Foto: Arnulf Müller

Der Pflegezonentag komplettiert die Reihe der jährlichen länderübergreifenden Aktionstage Kernzonentag und Entwicklungszonentag. Die Pflegezonen umgeben die Kernzonen, um diese von äußeren Beeinträchtigungen „abzuschirmen“. Hier geht der Mensch umsichtig mit der Natur um – zum Beispiel für ökologisch orientierte Land- und Forstwirtschaft, Landschaftspflege oder Maßnahmen zur Umweltbildung:
 

Bayern: Vorführung im Misteln schneiden in Ostheim

In der bayerischen Rhön stellen die Biosphärenreservatsranger und ausgebildete Baumwarte die Mistel vor und zeigen, wie von Misteln befallene Obstbäume fachgerecht gepflegt werden müssen, um den pflanzlichen Halbparasiten loszuwerden. Auch kann direkt Werkzeug mitgebracht und unter fachlicher Anleitung mitgemacht werden. Um 10 Uhr beginnt der Aktionstag, Treffpunkt ist in der Burgstraße in Ostheim, ca. 300 unterhalb des Wasserwerkes. Es ist gut sichtbar ein Info-Pavillon des UNESCO-Biosphärenreservats aufgestellt. Eine Anmeldung für die offene Veranstaltung ist nicht erforderlich. Die Aktion dauert voraussichtlich bis 15 Uhr und möchte auch auf das Dienstleistungsangebot der vom Biosphärenreservat länderübergreifend zertifizierten Baumwarte aufmerksam machen. Mitbringen sollten die Teilnehmenden in Anbetracht der Jahreszeit robuste wetterfeste Bekleidung sowie feste hohe Wanderstiefel oder Gummistiefel sowie, wer möchte, eigenes Werkzeug zum Mitanpacken (Astsäge, Schneidgiraffe). Für Fragen steht das Sekretariat der Bayerischen Verwaltungsstelle unter Tel. 0931-380 1665 gerne zur Verfügung. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
 

Hessen: Workshop „Streuobst naturschutzfachlich sinnvoll pflegen“ (AUSGEBUCHT)

Im hessischen Teil der Rhön geht es bei einem ganztägigen Workshop um das Thema „Streuobst naturschutzfachlich sinnvoll pflegen“. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Forstamt Hofbieber auf einer Streuobstwiese mit älteren Apfel-, Birnen- und Kirschbäumen statt. Unter der fachkundigen Anleitung des Streuobst-Baumwartes Martin Trabert und den Rhön-Rangern erhalten die Teilnehmenden zunächst eine theoretische Einführung, bevor es dann auf der naheliegenden Obstbaumfläche in die Praxis geht. Ziel ist es, den Teilnehmenden wichtiges Grundlagenwissen zu vermitteln und bei den ersten Schritten des Selbermachens zu helfen.

Im Vordergrund steht dabei nicht die Ertragsmaximierung sondern ein Baumschnitt im Sinne von naturschutzfachlichen Aspekten und Langlebigkeit. Die Veranstaltung ist kostenfrei und dauert voraussichtlich von 10 bis 16 Uhr (witterungsabhängig). Treffpunkt ist um 10 Uhr am Forstamt Hofbieber, Thiergarten 2, 36145 Hofbieber. Nach der theoretischen Einführung im Forstamt wird in Fahrgemeinschaften zur nahe gelegenen Streuobstwiese gefahren.

Mitbringen sollten die Teilnehmenden in Anbetracht der Jahreszeit robuste wetterfeste Bekleidung. Feste hohe Wanderstiefel oder Gummistiefel sowie Arbeitshandschuhe sind angebracht. Sofern vorhanden, sollten auch Astscheren und Sägen mitgebracht werden. Eine Anmeldung ist unter Tel. 0661-6006 7800 oder info@br-rhoen.de bis zum 8. November erforderlich, da die Teilnehmerzahl beschränkt ist.

 

Thüringen: Mitmachaktion zur Entfernung von Misteln

Auch im Thüringer Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön erwartet Interessierte am 18. Oktober ein spannendes Programm. Gemeinsam wird am länderübergreifenden Pflegezonentag eine Thüringer Streuobstwiese in Hümpfershausen von Misteln befreit. Interessierte sind herzlich eingeladen, sich für den Erhalt dieser naturschutzfachlich so wertvollen Lebensräume einzusetzen. Mit einem zertifizierten Baumwart werden Grundlagen des Mistelschnitts eingeführt. Mit dem Wissen werden im Anschluss die Obstbäume vor Ort beschnitten.

Mitzubringen sind: Handschuhe, Astscheren und Handsägen sowie gutes Wetter. Leitern und weiteres Equipment werden gestellt. Anmeldung wird erbeten über poststelle.rhoen@nnl.thueringen.de bzw. telefonisch unter 0361 57 392 3330. Oder auch über die Veranstaltungsseite "Aktiv gegen Misteln und Co."

 

Hintergrund Streuobstwiesen

Die Streuobstwiesen der Rhön sind ein charakteristisches Merkmal der historisch gewachsenen Landschaft im UNESCO-Biosphärenreservat. Streuobstwiesen gelten als Arche Noah für alte Obstsorten und gehören zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropas Kulturlandschaft. An den Rändern vieler Dörfer hat sich diese Struktur erhalten können. Sie prägen das Landschaftsbild, sind Erholungsraum, Klimaausgleich und haben günstige Auswirkungen auf Boden- und Wasserschutz.

Eine artenreiche Wiesenflora wurde bei der klassischen Nutzungsweise vor allem durch extensive Beweidung von Schafen und Rindern begünstigt. In alten Streuobstbäumen befinden sich wichtige Wohn- und Brutbereiche für Singvögel, verschiedene Spechts- und Eulenarten, aber auch für den Siebenschläfer. Eine Vielzahl an Schmetterlingsarten, Hummeln, Bienen, Wespen und Käfer finden in den artenreichen Wiesen Nahrung.

Jedoch sind die Streuobstbäume, vor allem jene, die nicht mehr regelmäßig gepflegt werden, stark u. a. durch eine Zunahme der Weißen Mistel bedroht. Diese zwar dekorative und heimische Pflanze ist ein sogenannter Halbparasit und wächst auch in der Rhön auf immer mehr Bäumen zu großen Exemplaren heran. Ein starker Befall kann Bäume schwächen und sogar zum Absterben bringen. Im Rahmen der Obstbaumpflege sollen die Streuobstbäume von Misteln befreit werden, auch um einem Befall weiterer Bäume vorzubeugen.

 

Die Pflegezonen in der Rhön

UNESCO-Biosphärenreservate sind in Kern-, Pflege- und Entwicklungszonen eingeteilt. Während in den Kernzonenflächen die Natur ihrer eigenen Entwicklung überlassen wird und dort keine wirtschaftliche Nutzung mehr stattfindet, geht es in den Pflegezonen um eine  Landnutzung, die Zielen des Arten- und Biotopschutzes besonders dient. Die geschützten Pflegezonen (zusammen mit den Kernzonen mindestens 20 Prozent der Fläche) werden vom Menschen umsichtig genutzt und gepflegt. Zum Beispiel für ökologisch orientierte Land- und Forstwirtschaft, arten-/ und biotopschutzorientierte Landschaftspflege, Maßnahmen zur Umweltbildung oder für naturschonenden Tourismus.

Streuobstwiesen mit ihrer hohen Artenvielfalt aber auch den berechtigten Nutzungsansprüchen des Menschen sind ein typischer Lebensraum für Pflegezonen, finden sich erfreulicherweise aber auch in der Entwicklungszone des UNESCO-Biosphärenreservats, wo es in allen Nutzungsbereichen darum geht, möglichst nachhaltige Wirtschaftsweisen zu etablieren.

Mit dem länderübergreifenden Pflegezonentag wollen die Verwaltungsstellen des Biosphärenreservats in der bayerischen, hessischen und thüringischen Rhön in diesem Jahr wieder auf die Pflegebedürftigkeit aller Streuobstbestände hinweisen und für deren Erhaltung und regelmäßige, fachgerechte Pflege werben.

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