In den vergangenen zwei Jahren wurden in Thüringen bereits die Einrichtungen in Urnshausen und Gehaus im Wartburgkreis ausgezeichnet. Das Projekt, das an eine bundesweite Auszeichnung der Nationalen Naturlandschaften e. V. angegliedert ist, unterstützt die partnerschaftliche Kooperation zwischen den Verwaltungen und Trägervereinen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön mit Schulen und Kindertageseinrichtungen in Bayern, Hessen und Thüringen. Gemeinsam verfolgen sie das Ziel, Vorschulkindern, Schülerinnen und Schülern originäre Natur-, Kultur- und Heimaterfahrungen in ihrem direkten Umfeld zu ermöglichen.
„Bei uns ist das einfach normal. Wir gestalten den Kindergarten-Alltag schon ganz lange so“, stellt Katja Schramm, die Erzieherin der Vorschulgruppe, stolz fest. Auch Hausleiterin Madlen Wagner pflichtet ihr bei: „Für uns ist der Titel ,Biosphären-Kita‘ eine Würdigung der jahrzehntelangen Arbeit, die mehrere Generationen von Erzieherinnen geprägt haben.“ Dass es den beiden eine Herzensangelegenheit ist, die Kinder auf vielfältige Art und Weise an die Natur und ihre Heimat heranzuführen, zeigte sich auch bei der herzlichen Begrüßung. Verkleidet als Herbstwind, Apfel, Birne, Pflaume, Kastanie, Kürbis, Sonnenblume und Tanne machte die Kindergruppe „Wilde Pferde“ ihrem Namen alle Ehre und wirbelte zu einem Herbstlied umher. Natürlich durfte auch ein selbst komponiertes Rhönlied nicht fehlen.
Im Anschluss überreichte Nils Hinkel, Projektverantwortlicher bei der Thüringer Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön, die Ernennungsurkunde mit der Zertifizierung in den Bereichen Ernährung, Soziales & Kooperation und Bauliche Maßnahmen. Damit hat die Einrichtung die Zertifizierung in drei von fünf Bereichen erreicht. Hinkel hob insbesondere die hauseigene Küche für die Mittagsverpflegung, „so wie sie leider nur noch sehr selten zu finden ist“, und die Kinderküche hervor. Dort mahlen die Vorschulkinder unter anderem mit der Getreidemühle selbst Mehl, um es dann gleich anhand eines bebilderten Rezepts zu einem leckeren Ameisen-Apfelkuchen zu verarbeiten. „Die Kinder für ihre eigene gesunde Ernährung und regionale Produktkreisläufe und Wertschöpfung zu sensibilisieren, ist elementar wichtig. Ein richtiges Vorzeigeprojekt“, findet auch Ulrike Schade, Leiterin der Thüringer Verwaltung.
Natürlich gab es den Kuchen und frisch gebackenes Brot mit selbst zubereiteten Brotaufstrichen als Kostprobe. Bei einem gemeinsamen Rundgang über das weitläufige Außengelände fiel insbesondere der naturbelassene Entdecker-Bereich mit zahlreichen Sträuchern und Beeten ins Auge. „Hier können die Kinder nach Herzenslust herumtoben und selbst mitbestimmen, was angepflanzt werden soll“, freute sich Michael Orf, der Gesamtleiter der Kindergärten der Stadt Kaltennordheim. „Auch mit Unterstützung des Fördervereins konnte das Gelände weiter aufgewertet und beispielsweise um ein Vordach ergänzt werden.“ An Plänen für die nächsten Jahre mangelt es keineswegs: Neben dem bereits fest etablierten Waldtag sollen weitere nachhaltige Projekte und Themen in Angriff genommen werden. „Energetisch wird sich auch einiges tun: Das ,Haus der Entdecker‘ wird inklusive Nebengebäude an das Fernwärmenetz angeschlossen“, verkündete Bürgermeister Erik Thürmer. Beste Voraussetzungen also für die Rezertifizierung in drei Jahren.