„32 Jahre nach Mauerfall und Grenzöffnung steht das Kunstwerk da, wo einst der Eiserne Vorhang unser Land und ganz Europa auf das Schmerzlichste trennte“, sagte Ramelow. „Aus dem ehemaligen Grenzgebiet ist Deutschlands grüne Mitte geworden, aus dem Todesstreifen das Grüne Band. Darüber bin ich glücklich und unendlich dankbar.“ Die Rhön als einzigartige Naturlandschaft sei damals wieder ein Ganzes geworden. „So stehen 30 Jahre UNESCO-Biosphärenreservat Rhön auch für drei Jahrzehnte gelebte Wiedervereinigung und für eine nachhaltige Entwicklung von Mensch und Natur im Einklang.“
Die „Glasarche 3“ ist ein Gemeinschaftswerk von Ronald Fischer, Stefan Stangl, Jo Joachimsthaler und Alexander Wallner sowie Sergyi Dyschlevyy und Christian Schmidt. Letzterer formte mit Thüringer Holz eine fünf Meter große menschliche Hand, die die imposante Arche aus Glas trägt. In leicht geneigter Position verdeutlicht das Glas-Holz-Ensemble, dass die Bewahrung der Natur- und Kulturlandschaft in Menschenhand liegt. „Der Standort auf dem ehemaligen Todesstreifen ist bewusst gewählt. Neben der Zerbrechlichkeit der Natur können wir hier mit der Arche auch die Fragilität unseres demokratischen Systems und unseres Menschseins in den Blick nehmen“, sagte Sebastian Leitsch, Geschäftsführer der Point Alpha Stiftung, der die Gäste im Haus auf der Grenze begrüßte. Unter ihnen waren die Fuldaer Kreisbeigeordnete Mechthild Klee, die dem Biosphärenreservat Glückwünsche im Namen aller Rhön-Landkreise überbrachte, Bürgermeisterin Manuela Henkel und der Rasdorfer Bürgermeister Jürgen Hahn, die Hessischen Einheitsbotschafter Vera Vogt und Max Dudyka sowie zahlreiche Freunde des Biosphärenreservats und Familien, die das Kunstwerk kennenlernen wollten. Rainer Helms, Vorsitzender des Landschaftspflegevereins Mittleres Elstertal, erzählte vor Ort die Entstehungsgeschichte der „Glasarche 3“, die in der Rhön ihre mittlerweile 40. Station gefunden hat.
Passagiere: Rhönschaf, Silberdistel, Rotmilan
Die VerwaltungstellenleiterInnen des Biosphärenreservats Ulrike Schade (Thüringen), Torsten Raab (Hessen) und Michael Geier (Bayern) verglichen die Symbolik des Kunstwerks mit dem Auftrag und den Zielen im Biosphärenreservat. „Die Anerkennung durch die UNESCO war im Jahr 1991 die Schiffstaufe unserer Biosphärenarche“, sagte Torsten Raab. Das Biosphärenreservat habe einen ganz ähnlichen Auftrag wie Noah in der Schöpfungsgeschichte: Den gemeinsamen Fortbestand von Mensch und Natur für die Zukunft zu sichern. Seit 30 Jahren werde nun die Biosphärenarche beladen, ergänzte Michael Geier – ohne Aufnahmestopp. Rhönschaf, Rotmilan, Rhönquellschnecke, Silberdistel und Orchideen sind nur einige Beispiele für die unzähligen schützenswerten Arten an Bord. Genauso, wie die Glasarche nicht nur ein Natur-, sondern ein Handwerksprodukt ist, gehe es auch im Biosphärenreservat um das Zusammenspiel von Mensch und Natur. „Deshalb sitzen auf unserer Arche auch alle Rhönerinnen und Rhöner – von den Rhönschäferinnen und -schäfern über die unzähligen Ehrenamtlichen, die sich für das Biosphärenreservat engagieren, bis hin zu den Gastronominnen und Gastronomen, die unter Deck in der Küche für die Verpflegung der Besatzung sorgen.“
„Das nächste Ziel, das wir ansteuern, ist die Bewahrung klimasensibler Arten“, sagte Ulrike Schade. Der Klimawandel sei zwar keine apokalyptische Sintflut, bringe die Biosphärenarche aber doch in starke Turbulenzen. „Um diese zu überstehen, ist es unumgänglich, dass wir gemeinsam Anpassungsstrategien finden und umsetzen. Den Kurs zu halten geht aber nur, wenn alle Rhönerinnen und Rhöner mit im Boot sitzen.“ Schade dankte allen, die in den vergangenen 30 Jahren das Ruder mit in die Hand genommen haben.