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Biosphärenreservat Rhön
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Gewinnerinnen und Gewinner des Bastelwettbewerbs „Rhönschaf im Schuhkarton“ gekürt

Die Scheune des Biolandhofs Rönshausen im hessischen Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön musste Mitte Oktober spontan expandieren: Die Schaf- und Ziegenherde bekam einen Zuwachs von mehr als 100 Rhönschafen. Diese hatten Kinder aus Bayern, Hessen und Thüringen im Rahmen des länderübergreifenden Wettbewerbs „Rhönschaf im Schuhkarton“ gebastelt. Die vielfältigen Kunstwerke – mehr als 70 Schuhkartons waren eingereicht worden – begeisterten Hunderte Besucherinnen und Besucher. Gewinnerinnen und Gewinner des Bastelwettbewerbs sind das Kinderhaus St. Maria Geisa, die Sinnberg-Grundschule Bad Kissingen, der 10-jährige Robin aus Poppenhausen sowie die Schwestern Mira (9) und Anna (7) aus Oberelsbach.

Den Wettbewerb hatten der Verein Natur- und Lebensraum Rhön (VNLR), die Hessische Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön und die Rhön GmbH anlässlich der Rhönschaf-Genießerwochen organisiert. Diese fanden in diesem Jahr ihren krönenden Abschluss auf dem gut besuchten Hoffest anlässlich 40 Jahren Biolandhof Rönshausen, bei dem sich zahlreiche Partner mit vielfältigen Angeboten präsentierten. Herzstück war die in der Scheune aufgebaute Ausstellung aller Bastel-Kunstwerke. Viele der Künstlerinnen und Künstler waren mit ihren Familien zum Fest gekommen – aus allen Teilen der Rhön in Bayern, Hessen und Thüringen. „Wir waren überwältigt von der großen Resonanz“, sagte Janet Emig (VNLR) bei der Preisverleihung. „Ihr habt alle so viel Mühe und Kreativität investiert. Ihr habt alle gewonnen.“ Daher sollen alle Kinder ein Dankeschön für ihre Teilnahme erhalten.

„Es ist schön, dass sich Kinder dem Thema Rhönschaf angenommen haben und die Rhön auf ganz eigene Art entdecken können. Es wichtig sich mit Themen wie der Artenvielfalt und Nachhaltigkeit bereits in jungen Jahren auseinanderzusetzen“, ergänzte Martina Klüber-Wibelitz von der Rhön GmbH.

Da sich auch Kindergartengruppen und Schulklassen beteiligt hatten, hat sich die Jury kurzerhand entschlossen, einen Kindergarten- und einen Schulpreis zu vergeben. Den Kindergartenpreis übergaben Janet Emig und Martina Klüber-Wibelitz (Rhön GmbH) an das Kinderhaus St. Maria aus Geisa, das sich gleich mit mehreren Kartons am Wettbewerb beteiligt hatte. Die Einrichtung darf sich über ein Schaukelschaf aus Holz freuen – gefertigt von einer Rhöner Schreinerei. Der Schulpreis ging an die Klasse 2b der Sinnberg-Grundschule Bad Kissingen, die seit Mai 2021 Biosphären-Schule ist. Zertifiziert wurde die Schule in den Bereichen Ökologie und Ernährung. Symbolisch für den Bereich Ernährung steht das Rhönschaf – es ist den Kindern also bestens bekannt. Das war an den Kunstwerken deutlich zu erkennen: Die Kinder haben zwei Rhönschaf-Herden inklusive Stall gebastelt. Die Klasse darf sich nun auf einen Besuch des Rhöner Umweltmobils RUMpeL an der Schule freuen.

Den Einzelpreis in der Altersklasse 6 bis 9 ging an Mira und Anna aus Oberelsbach, deren Kunstwerk nicht nur mit liebevollen Details wie gehäkelten Schäfchen, sondern vor allem einem Schäferwagen überzeugte. In der höheren Altersklasse gewann Robin Trabert (10) aus Poppenhausen. Sein Schaf ist ein rundum recyceltes Kunstwerk – inklusive Haare des Familienhunds Elliot, die als Schafwolle dienen. Robin, Mira und Anna dürfen sich über einen Übernachtungsgutschein für ihre Familien im Rhöner Landgasthof-Hotel „Zur Guten Quelle“ freuen – die Kinder übernachten im Schäferwagen. Die Preise wurden von der Hessischen Verwaltung des Biosphärenreservats gestiftet.

Die Künstlerinnen und Künstler können sich ihre Kunstwerke wieder an den Stellen abholen, an denen sie abgegeben wurden. Eine Auswahl ist zudem noch eine Zeitlang im Haus der Langen Rhön in Oberelsbach zu sehen.

Die Rhönschaf-Genießerwochen

Die Verwaltungen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön, der Verein Natur- und Lebensraum Rhön und die Rhön GmbH haben es sich zu einer gemeinsamen Aufgabe gemacht, das Rhönschaf und die Rhönschäferinnen und -schäfer zu unterstützen. Jedes Jahr im Herbst finden daher seit 2018 länderübergreifend die Rhönschaf-Genießerwochen statt. Schäfereibetriebe, Produzenten, Gastronomen und Hoteliers aus dem Netzwerk der Dachmarke Rhön kreieren spezielle Angebote rund um das Rhönschaf. Auf dem Programm stehen anderem geführte Wanderungen, spezielle Übernachtungsangebote und Rhönschaf-Menüs.

Ein echtes Original: Warum das Rhönschaf für die Region so wichtig ist

Das Rhönschaf, unverkennbar anhand seines wollig-weißen Körpers, dem schwarzen Kopf und den weißen Beinen, ist heute aus dem UNESCO-Biosphärenreservat nicht mehr wegzudenken und gilt als Maskottchen der Region. Noch vor wenigen Jahrzehnten sah das anders aus, das Rhönschaf war fast ausgestorben. Dabei ist es ein echtes Original und hat hier seinen Ursprung: 1844 gab es die erste nachweisliche Erwähnung beim Dreiländereck von Bayern, Hessen und Thüringen. So ist das Rhönschaf eine der ältesten Landschafrassen und wohl die bekannteste alte Haustierrasse. Dank des Engagements von Naturschützern und Schäfern Ende der 90er Jahre konnte das Rhönschaf gerettet werden, sodass heute wieder rund 5000 Tiere im Land der offenen Fernen leben. Diese offene Fernen gebe es ohne die Schafhaltung nicht: Die artenreichen Rhöner Bergwiesen brauchen hungrige Schaf- und Ziegenherden, um nicht zu verbuschen. Verbuschen bedeutet: Die Flächen wachsen mit Büschen und Hecken zu, sodass zum Beispiel andere Pflanzen und auch bodenbrütende Vogelarten keinen Lebensraum mehr finden. Das Offenhalten der wertvollen Flächen wäre ohne Beweidung nicht leistbar. Das Rhönschaf, das mit den mageren Wiesen und dem rauen Klima in der Rhön bestens zurechtkommt, ist also Rasenmäher, Naturschützer und Landschaftspfleger in einem.

Auch in der Gastronomie spielt das Rhönschaf, das schon zu Zeiten Napoleons als Delikatesse galt, heute wieder eine zunehmend wichtige Rolle. Durch die ständige Bewegung des Schafs ist das Fleisch sehr zart und kurzfaserig, und die vielen Wildkräuter, die der Landschaftspfleger frisst, bilden den charakteristischen Geschmack. Der Verkauf des hochwertigen Fleischs ist für die Schäfereibetriebe trotzdem nicht einfach, da das Rhönschaf im Vergleich zu den typischen Fleischschafrassen nur wenig Fleisch liefert und gleichzeitig länger gehegt und gepflegt werden muss. Um den Schäferinnen und Schäfern beim Aufrechterhalten des Traditionshandwerks unter die Arme zu greifen, gibt es im länderübergreifenden Biosphärenreservat zahlreiche Projekte – darunter das Erfolgsprojekt „RhönWollets“, das aus dem Abfallprodukt Wolle wieder eine zusätzliche Einnahmequelle für die Betriebe ermöglicht.