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Biosphärenreservat Rhön
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Fördermaßnahmen, Biodiversitätsprojekt, Umzug: Verein Natur- und Lebensraum Rhön blickt zurück auf 2020

Trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie blickt der Verein Natur- und Lebensraum Rhön e.V., Trägerverein des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön auf Hessischer Seite, auf ein erfolgreiches Jahr 2020 zurück. Der Verein hat nun seinen Jahresbericht veröffentlicht.

Foto: studio v-zwoelf - stock.adobe.com
LEADER-Projekt Jugendzeltplatz Strutt (Gemeinde Poppenhausen/Wasserkuppe): Neubau des Versorgungsgebäudes. / Foto: Martin Kremer

Das Corona-Jahr 2020 hat auch beim Verein Natur- und Lebensraum Rhön e. V. (VNLR) tiefe Spuren hinterlassen. 2020 war das Jahr der ausgefallenen Termine: Regionalmessen, Jubiläen, Hessentag, Schäfereiexkursion u.v.m. mussten abgesagt werden. Auch die Gremienarbeit im Verein hat erheblich gelitten. Viele Beschlüsse mussten im Umlaufverfahren getroffen werden. Damit blieben nicht zuletzt persönliche Gespräche, wichtige Diskussionen und die Abwägung der unterschiedlichen Standpunkte auf der Strecke. Manche Projekte verzögerten sich. Zumindest konnte aber im Herbst noch eine Mitgliederversammlung durchgeführt werden. Dennoch wurde, so betont der 1. Vorsitzende Dr. Hubert Beier, auch und trotz Corona in 2020 viel erreicht. Einige Beispiele werden vom Verein als besonders beispielhaft benannt:

LEADER-Regionalförderung

Trotz Pandemie verzeichnete die Regionalmanagerin des VNLR, Ute Raband, eine große Nachfrage von potentiellen Projektträgern und Antragstellern. Mehr als 50 Förderprojekte wurden beraten. Zehn Projekte konnten mit einer Gesamtfördersumme von über 1 Mio. € einer Bewilligung zugeführt werden.

Auch beim Blick auf die gesamte Förderperiode 2014 – 2020 sind die Verantwortlichen beim VNLR stolz auf das Erreichte. Mit Stand 15.12.2020 wurden beim Verein knapp 2,8 Mio. € LEADER-Mittel gebunden. Damit liegt der VNLR rund 30 % über den ursprünglich zugewiesenen Mitteln für die gesamte Förderperiode. Hessenweit belegt die Rhön damit Platz 2 der gebundenen LEADER-Mittel.

Eine aktuelle Prüfung des Regionalmanagements im Dezember durch die WiBank Hessen bescheinigte dem Verein zudem eine vollständig beanstandungsfreie Arbeit.

Regionalbudget

Neben LEADER gehörte die Umsetzung des Regionalbudgets zu den Herausforderungen des Jahres 2020. Rund 170.000 € Fördermittel konnte der VNLR im vergangenen Jahr an Vereine und Kommunen weitergeben. Profitiert haben letztendlich 27 kleinere gemeinwohlorientierte Projekte, die jeweils mit einer 80 Prozent Förderung unterstützt wurden. Was das Regionalbudget ausmacht, sind ein vergleichsweise geringer bürokratischer Aufwand und die Stärkung heimischer Vereine sowie der sozialen Infrastruktur in den Kommunen. Gefördert wurden z. B. technische Ausstattungen für Sportvereine, Uniformen für eine Musikkapelle, Kinderspielplätze, ein Bauwagen für einen Waldkindergarten, aber auch die technische Aufwertung eines dörflichen Gefrierhauses. Besonders die geförderten Vereine bestätigen, dass sie mit dem Regionalbudget Investitionen tätigen konnten, die sie ohne die Förderung nicht oder erst viel später hätten umsetzen können. Dies gilt vielerorts auch dort, wo mit den Auswirkungen der Pandemie dem ein oder anderen Verein wichtige Einnahmequellen wegbrechen und gleichzeitig die Sorgen bzgl. der Finanzierung laufender Kosten steigen. Beim VNLR geht man aktuell davon aus, das Bund und Land auch in 2021 ein Regionalbudget zur Verfügung stellen werden.

Biodiversitätsprojekt Vielfältiges Fuldaer Land

Ein weiterer Meilenstein in 2020 war die Fertigstellung des Antrags für ein Biodiversitätsprojekt beim Bundesamt für Naturschutz (BfN). Die Landwirtschaftsberaterin Janet Emig hat dieses Projekt über Jahre vorbereitet, immer wieder abgestimmt und landkreisweit in die verschiedensten Gremien hinein kommuniziert. Landrat Bernd Woide hat nun zugestimmt, dass der Landkreis als Antragsteller des 3,1-Millionen-Projekts fungiert und der VNLR mit der Umsetzung betraut wird.

Mit dem Projekt soll insbesondere der Insektenschutz gefördert werden. Schwerpunkte des Projektes werden die Beratung der landwirtschaftlichen Betriebe und der Kommunen sowie Bildungs- und Schulungsangebote für die Bürgerschaft sein. Für die Projektvorbereitung konnte der Verein auf finanzielle Unterstützung des Umweltministeriums und der Biosphärenreservatsverwaltung zurückgreifen.

Wollpellets, Rhönschaf-Genießerwochen und Heumilch

Exemplarisch verweist der Geschäftsführer des Vereins, Martin Kremer, auf drei weitere Projekte im landwirtschaftlichen Bereich, die sich gut entwickeln und maßgelblich ebenfalls von Janet Emig betreut werden. So nimmt das Projekt der Düngepellets aus Schafwolle Fahrt auf. Gemeinsam mit den Schäfern der Region, der Rhön GmbH, dem Biosphärenreservat und einem Hersteller werden aktuell 2 t Rohwolle zu kleinen Wollpellets zu verarbeiten, die sowohl im Garten wie auch bei den Topfpflanzen auf der Fensterbank als Dünger zum Einsatz kommen können. Da Schafwolle inzwischen quasi wertlos ist, als Schlachtabfall gilt und kaum noch sinnvolle Verwendungen für Schafwolle bestehen, ist die Verwendung als Dünger eine Option, um Schäfern noch einen Erlös für die anfallende Wolle zu sichern.

Überaus erfolgreich waren auch die dritten Rhönschaf-Genießerwochen. Schäfer, Gastronomie, Metzger, Rhön GmbH und VNLR arbeiten hier eng zusammen. Die Nachfrage bei den Verbrauchern ist sehr gut und immer wieder waren im Herbst 2020 in einigen Restaurants die Lammgerichte ausverkauft. Schäfer und Gastronomie zeigen sich begeistert und zufrieden.

Gemeinsam mit der Ökomodellregion Landkreis Fulda wirbt der VNLR seit Jahren für ein Heumilchprojekt. Ziel ist die Trocknung von Gras in einem schnellen, schonenden Verfahren, um insbesondere das für die Milcherzeugung wichtige Eiweiß zu erhalten und ein hochwertiges regionales Futter zu gewinnen. Eine erste Anlage befindet sich in Mahlerts im Aufbau. Da bei der Heumilch auf die Fütterung von Soja verzichtet wird und sich die Heumilch einer stetig wachsenden Beliebtheit beim Verbraucher erfreut, verspricht man sich beim VNLR wirtschaftliche Chancen für die heimische Landwirtschaft.

Umzug von der Wasserkuppe nach Hilders

Als ein Kraftakt für die Geschäftsstelle erwies sich im Juni 2020 der Umzug von der Wasserkuppe nach Hilders. Rund 500 Umzugskartons wurden beim VNLR ein- und ausgepackt, Möbel abgebaut, verladen und neu aufgebaut. Der Umzug, so betont der Geschäftsführer, hat sich für den VNLR gelohnt. Die Büros sind großzügig und hell, und auch von Hilders lassen sich die Projekte gut betreuen. Ebenfalls wird am neuen Standort die bewährte Zusammenarbeit mit der Hessischen Verwaltung des Biosphärenreservats nahtlos fortgeführt.

Bildungsurlaub, Freizeiterlebnisangebot und Umweltpraktikanten

Zur Bilanz des Jahres 2020 gehört der erfolgreich durchgeführte Bildungsurlaub, der gemeinsam mit der Heimvolkshochschule Burg Fürsteneck angeboten und durchgeführt wurde. Behandelt wurden die Themen Landwirtschaft, Naturschutz und Regionalentwicklung im Biosphärenreservat. Auch für 2021 wird dieser Bildungsurlaub wieder in das Programm von Fürsteneck aufgenommen.

In der Fertigstellung befindet sich eine Neuauflage des „Freizeit und Erlebnisangebotes“, mit welchem der VNLR für die Natur- und Landschaftsführer, Gästeführer, Sternen- und Moorführer oder auch das Projekt „Bauernhof als Klassenzimmer“ werben möchte.

Nicht zuletzt war der VNLR auch in 2020 wieder Anlaufpunkt für zahlreiche studentische Praktikanten und Praktikantinnen. Insbesondere das von der Commerzbank finanziell geförderte Praktikum für die Umwelt erfreut sich einer großen Nachfrage. Für den Zeitraum von sechs Monaten haben Umweltpraktikantinnen letztes Jahr aktiv die verschiedenen Projekte im VNLR unterstützt.

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