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Biosphärenreservat Rhön
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Es wird heiß und trocken: 110 Teilnehmer bei Symposium zum Thema "Klimaanpassung in der Landwirtschaft"

Wichtiges Thema, große Beteiligung: Rund 110 Teilnehmer, darunter zum großen Teil Landwirte und Landwirtinnen aus der Region, haben sich in einem zweitägigen Symposium zum Thema „Klimaanpassung in der Landwirtschaft“ informiert und kontroverse Fragen diskutiert. Auf Einladung der Bayerischen Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön, des Bayerischen Bauern-verbands, Kreisverbände Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld, und der Ökomo-dellregion Rhön-Grabfeld beleuchteten zahlreiche Referenten im Kloster Maria Bildhausen bei Münnerstadt verschiedene Facetten im Spannungsfeld zwi-schen Klimawandel und Chancen in der Landwirtschaft.

Die Organisatoren des Symposiums (von links): Edgar Thomas und Georg Scheuring (Bay-erischer Bauernverband, Kreisverband Bad Kissingen), Corinna Ullrich (Projektmanagerin Ökomodellregion Rhön-Grabfeld), Alana Steinbauer (Bayerische Verwaltung UNESCO-Biosphärenreservat Rhön) sowie Michael Diestel (Bayerischer Bauernverband, Kreisverband Rhön-Grabfeld). Foto: Anna-Lena Bieneck
Die Teilnehmer besichtigten die ökologische Landwirtschaft auf dem Gelände des Klosters Maria Bildhausen. Foto: Anna-Lena Bieneck
Rund 110 Teilnehmer, größtenteils Landwirte und Landwirtinnen, waren zu dem zweitägigen Symposium im Kloster Maria Bildhausen in Münnerstadt gekommen. Foto: Anna-Lena Bieneck

Dass die Folgen des Klimawandels in der Rhön bereits deutlich zu spüren sind, stellte der Klimatologe Prof. Heiko Paeth von der Universität Würzburg in einem kurzweiligen Vortrag eindrücklich dar. Unterfranken sei ein „Hot-Spot des Klimawandels“. In Zukunft würden Extremereignisse wie Starkregen, Hitzewellen und Trockenperioden deutlich zunehmen und die Landwirtschaft stark treffen. „Der Klimawandel ist nicht mehr vollständig aufzuhalten, aber wir können viel tun, um auf die sich ändernden klimatischen Bedingungen vorbereitet zu sein“, sagte Alana Steinbauer, Projektleiterin Klimawandel in der Bayerischen Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön. „Langfristig gedacht, lohnt es sich für die Landwirtschaft, die Problematik ernst zu nehmen und Lösungsideen umzusetzen.“

Die zentralen Fragestellungen des Symposiums waren dementsprechend vielfältig. Kann man Biodiversität und Landwirtschaft besser verbinden? Welche Rolle spielen Zwischenfrüchte, welche alternativen Feldfrüchte wurden bereits erfolgreich in der Region getestet? Gibt es nachhaltige Strategien und Maßnahmen für die Tierhaltung und das Grünland? Dass sich die Verantwortlichen in der Rhön mit Fragen wie diesen befassen, sei eine Kernaufgabe im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, sagte Thomas Habermann, Landrat des Landkreises Rhön-Grabfeld, der die Teilnehmer begrüßte. „In der aktuellen öffentlichen Diskussion gerät die Landwirtschaft schnell in einen negativen Fokus. Das ist so nicht gerechtfertigt“, betonte der Landrat. Es gelte, die Landwirte bei notwendigen Transformationsprozessen zu unterstützen, um in Zukunft nicht nur nachhaltigen Anbau, sondern auch sichere Erträge garantieren zu können. „Landwirte sind nicht nur Betroffene – sie können durch ihr Mitwirken an neuen Strategien auch die Lösung sein“, ergänzte Michael Geier, Leiter der Bayerischen Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön. Dass die Veranstaltung so gut besucht sei, sei ein Zeichen für die Dringlichkeit der Thematik Klimawandel und die Bereitschaft der Akteure.

Agroforst, Pflanzenkohle, Zwischenfrüchte

Großes Interesse bestand zum Beispiel am Thema Agroforst: Agroforstwirtschaft sind Landnutzungssysteme, bei denen Bäume oder Sträucher mit Ackerkulturen oder Tierhaltung so kombiniert werden, dass ökologische und ökonomische Vorteilswirkungen entstehen. Diese kombinierten Systeme sind durch einen positiven Einfluss auf die Produktvielfalt, Mikroklima, Boden, Pflanzenbau und Tierhaltung besser an das sich ändernde Klima angepasst. Was aber bisher fehlt, sind funktionierende und gut dokumentierte Praxisbeispiele von modernen Agroforstsystemen sowie eine Aufnahme ins Förderrecht. Im Block zum Thema „Anbaudiversifizierung“ wurde an verschiedenen Beispiele dargestellt, wie man das Risiko in der Produktion streuen kann. Für die Region wurde der Anbau von wärmeliebenden, hitzetoleranten und wassereffizienten Arten wie Sonnenblumen, Soja, Hirse, Sorghum und Sommergerste empfohlen. Breit diskutiert wurde das Thema Pflanzenkohle. Betont wurden hier die positiven Ökosystem-Funktionen wie Wasser-, Kohlenstoff- und Nährstoffspeicherung. Bisher ist der Einsatz von Biokohle in der konventionellen Landwirtschaft nicht erlaubt – Circular Carbon, ein Start-Up Unternehmen aus Würzburg, plant, Biokohle aus Resten der Schokoladenherstellung vermarkten.

Verdeutlicht wurde die wichtige Rolle von Zwischenfrüchten, mit denen Wasser über die erhöhte Infiltration bei Starkregenereignissen sprichwörtlich geerntet werden kann. Ein Humusaufbau kann durch Fruchtfolgen, angepasste Bodenbearbeitung und Düngung erfolgen. Neben der direkten Minderung der Treibhausgasemissionen über Speicherung von Kohlenstoff im Boden gibt es viele Vorteile für die Landwirtschaft wie eine Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit und eine verbesserte Wasserinfiltration und -speicherung. 

"Es braucht die Flucht nach vorne"

Die Tagung endete schließlich mit einem Aufruf an die Landwirte, mutig zu sein und auf dem eigenen Hof auszuprobieren und umzusetzen. Auch hinsichtlich der negativen Darstellung in der Öffentlichkeit brauche es nun die „Flucht nach vorne“, sagte Edgar Thomas vom Bayerischen Bauernverband, Kreisverband Bad Kissingen. „Wir sind alle aufgefordert, von der Diskussion ins Handeln zu kommen.“

Teil des Programms war auch eine Besichtigung des Geländes Maria Bildhausen, das zum Teil auch heute noch landwirtschaftlich genutzt wird. Im Jahr 2009 wurde mit der Übernahme durch Bio-Landwirt Michael Derleth aus Salz auf Ökolandbau umgestellt. Lokale Erzeugnisse wie Apfelsaft, Liköre und Schnäpse werden vor Ort im Klosterladen angeboten, in dem im Jahr 2017 auch ein Regal der Dachmarke Rhön eröffnet wurde.

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