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Biosphärenreservat Rhön
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Erfolgreiche Premiere: 150 Naturschützer bei erster Biosphärentagung in der Rhön

150 Naturschützer haben sich am Freitag, 11. Oktober, auf Einladung der Hessischen Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön in Poppenhausen getroffen. Den gesamten Tag über stellten insgesamt 13 Referenten den aktuellen Stand aus zahlreichen Arten- und Naturschutzprojekten in der Rhön vor. Es war die erste länderübergreifende Biosphärentagung, die nicht nur einen aktuellen Überblick über Erfolge und Problemstellungen bot, sondern Engagierte aus Bayern, Hessen und Thüringen für einen Austausch zusammenbrachte.

Fotos: Anna-Lena Bieneck

Der Schutz von Rotmilan und Birkwild, das Management invasiver Arten wie der Lupine, die Folgen von Klimawandel und Landwirtschaft auf die Rhöner Gewässer und auf das artenreiche Berggrünland mit seinen Tieren und Pflanzen: Die Biosphärentagung bot einen Querschnitt durch die zahlreichen unterschiedlichen Forschungs- und Schutzprojekte im Dreiländereck. Referenten waren nicht nur Mitarbeiter der Verwaltungsstellen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön, sondern auch wichtige Partner des Biosphärenreservats – ob Fachexperten von den Universitäten Gießen und Kassel oder heimische Biologen. Auch ein in der Rhön noch wenig erforschtes Thema stand auf der Tagesordnung: In einem kurzweiligen Vortrag über Spinnen und Spinnentiere erfuhren die Teilnehmer von Diplom-Biologe Theo Blick aus Hummeltal, dass dieser in der Rhön eine komplett neue Spinnen-Art entdeckt hat, die es nun zu beschreiben gilt. Neben Rhönschaf und Rhönquellschnecke könnte es also bald auch eine Rhönspinne geben.

„Das Interesse übertrifft unsere Erwartungen. Wir haben mit 50 Teilnehmern gerechnet – 150 sind gekommen“, sagte Jonas Thielen, Sachgebietsleiter Naturschutz bei der Hessischen Verwaltungsstelle, der die Veranstaltung moderierte und einen Vortrag über das LIFE-Projekt Hessische Rhönhielt. Unter den Besuchern waren neben haupt- und ehrenamtlichen Naturschützern aus allen Teilen der Rhön unter anderem auch die Bürgermeister aus Hilders, Ehrenberg und Poppenhausen sowie Vertreter der Umweltministerien Hessen und Thüringen.

Lob für die Rhön als vorbildliche Region

Peter Stühlinger vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz betonte in seiner Begrüßung, das rege Interesse an der ersten länderübergreifenden Tagung dieser Art zeuge von dem großen Engagement, das die Rhön zu einer vorbildlichen Region für Arten- und Naturschutz mache. Auch die Gemeinde Poppenhausen meine es ernst mit der Kooperation, sagte Bürgermeister Manfred Helfrich in seinem Grußwort. „Nicht umsonst weht vor unserem Rathaus die Flagge des Biosphärenreservats.“

„Es gibt in der Rhön viele, die sich beruflich oder ehrenamtlich am Naturschutz beteiligen. Unser Ziel war es, diese Akteure zu vernetzen und ihre Arbeit im länderübergreifenden Kontext darzustellen“, sagte Torsten Raab, Leiter der Hessischen Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön. „Die Folgen von Klimawandel, Lichtverschmutzung und Insektensterben sind auch in der Rhön spürbar“, sagte Raab. Daher sei es wichtiger denn je, dass sich die Akteure weiter aktiv in die politische Diskussion einbringen – ein Appell, den auch Bernd Eckart, Mitglied des Fuldaer Kreisausschusses, in seinem Grußwort teilte.

An Tag zwei der Tagung konnten sich die Teilnehmer bei Exkursionen zu ausgewählten Flächen in Bayern, Hessen und Thüringen direkt vor Ort ein Bild von der Projektarbeit machen. Themen waren Waldnaturschutz und Waldumbau, die Vielfalt der Kalkmagerrasen und das LIFE-Projekt. Im Roten Moor berichteten der ehemalige Projektmanager Jonas Thielen und der Biologe Benno von Blanckenhagen von den Maßnahmen zur Offenhaltung der Flächen im Moor und den bedrohten Arten – darunter der Goldene Scheckenfalter –, die hiervon profitieren.

Tagungsthemen und Referenten:

LIFE-Projekt Hessische Rhön – Berggrünland, Hutungen und ihre Vögel (Jonas Thielen, Hessische Verwaltungsstelle UNESCO-Biosphärenreservat Rhön)

Die Natura-2000-Station „Rhön“ und ihr Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt (Julia Gombert, Landschaftspflegeverband BR Thüringische Rhön)

Situation der Gewässerfauna (Christoph Dümpelmann)

Libellen und Tagfalter des Roten Moores (Benno von Blanckenhagen)

Artenschutz im Wald (Bernd Mordziol-Stelzer, Forstamt Hofbieber)

Die artenreiche Flora der Rhön (Uwe Barth)

Die Neophytenproblematik am Beispiel der Lupine – Ausbreitungsprozesse, Regulierungsmöglichkeiten und Verwertungsoptionen (Prof. i. R. Dr. Dr. Annette Otte, Uni Gießen)

Berggrünland in Zeiten des globalen Wandels: Perspektiven und Handlungsoptionen für Arnika und Borstgrarasen in der Rhön (Nils Stanik, Uni Kassel)

Schutzmaßnahmen für die Population des Birkwilds in der Rhön (Torsten Kirchner, Wildland-Stiftung Bayern)

Forschung zur Biodiversität (Dr. Tobias Gerlach, Bayerische Verwaltungsstelle UNESCO-Biosphärenreservat Rhön)

Artenhilfsprojekt „Rotmilan in der Rhön“ (Julian Oymanns, Hessische Verwaltungsstelle UNESCO-Biosphärenreservat Rhön)

Spinnen(tiere): Artenvielfalt – global und regional (Theo Blick)

Quellenkartierungen auf den alten Huteflächen der Rhön (Stefan Zaenker, Landesverband für Höhlen- und Karstforschung Hessen e. V.)

 

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