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Biosphärenreservat Rhön
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Einsatz gegen Lichtimmissionen bei Gewerbe und Industrie markiert den Start für den „Sternenpark 2.0“

Das Gewerbe im Landkreis Fulda trägt eine große Verantwortung im Kampf gegen Lichtimmissionen – das wurde jetzt auf dem Betriebsgelände von RhönSprudel deutlich. Der Mineralbrunnen im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön hat als erstes Unternehmen im Landkreis seine komplette Außenbeleuchtung nicht nur energieeffizient, sondern umweltfreundlich umgerüstet und somit die Vorgaben des Sternenpark Rhön umgesetzt. Diese Vorgaben sind in neuen Sternenpark-Broschüren „Planungshilfen für umweltverträgliche Beleuchtung“ festgehalten, die Fuldas Landrat Bernd Woide und der Hessische Umwelt-Staatssekretär Oliver Conz auf dem Betriebsgelände von RhönSprudel nun vorgestellt haben.

Gemeinsam im Kampf gegen Lichtimmissionen (von links): Peter Ebert und Michael Breidung (RhönSprudel), Torsten Raab (UNESCO-Biosphärenreservat Rhön), Michael Konow (IHK Fulda), Christian Schindel (RhönSprudel), Sabine Frank (Sternenpark Rhön), Oliver Conz (Hessischer Staatssekretär), Bernd Woide (Landrat Kreis Fulda) und Markus Hofmann (MdL). Das Unternehmen RhönSprudel hat die komplette Außenbeleuchtung des Betriebsgeländes Sternenpark-konform umgerüstet. Foto: Anna-Lena Bieneck

Der Mineralbrunnen, der auch nachts produziert, hat auf dem 150.000 Quadratmeter großen Betriebsgelände 110 Leuchten umgerüstet beziehungsweise neu installiert. „So sparen wir 30.000 Kilowattstunden pro Jahr und reduzieren den CO2-Ausstoß um 13.000 Kilogramm“, erklärte der geschäftsführende Gesellschafter Christian Schindel. Ein nachhaltiges, umweltfreundliches Wirtschaften steht bei dem Unternehmen im Vordergrund. Der langjährige Partner und Sponsor des Biosphärenreservats unterstützt jedes Jahr zahlreiche Natur- und Artenschutzprojekte. Mit den neuen Amber-LED-Leuchten auf dem Betriebsgelände ist nun dafür gesorgt, dass Insekten, aber auch andere nacht- und tagaktive Tiere so wenig wie möglich gestört werden.

Der Hessische Umwelt-Staatssekretär Oliver Conz, der im Rahmen seiner Sommertour Halt im Sternenpark machte, gratulierte RhönSprudel zu dem gelungenen Beitrag zum Schutz der Nacht. „Im Sternenpark Rhön kann man sehen, wie man Lichtverschmutzung reduzieren kann. Durch moderne Außenbeleuchtung wird hier ein Beitrag zum Naturschutz geleistet und gleichzeitig deutlich Energie eingespart, was wiederum dem Klimaschutz zugutekommt.“ Der Staatssekretär dankte Sternenpark-Koordinatorin Sabine Frank, die sich „auf beeindruckende Weise für dieses Projekt engagiert“.

„Können nichts aufzwingen – aber aufklären und informieren“

Seit der Auszeichnung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön als internationaler Sternenpark im Jahr 2014 berät Frank zum Thema umweltverträgliche Beleuchtung. Ihr Ziel: der Schutz der Nacht. Ein erster großer Schritt sei die Zusammenarbeit mit den Kommunen gewesen, sagte Frank. Zahlreiche Gemeinden im länderübergreifenden Sternenpark, aber auch die Stadt Fulda als Deutschlands erste Sternenstadt haben ihre öffentlichen Beleuchtungsanlagen hinsichtlich Lichtlenkung, -menge und -farbe bereits umgerüstet. Dass nun RhönSprudel als erstes Unternehmen diesen Schritt gegangen sei, sei ein „wichtiges Signal an Gewerbe und Industrie. Das vorbildliche Vorangehen von RhönSprudel ist der Start für unseren Sternenpark 2.0.“

„Nun gilt es, die Aktivitäten fortzusetzen“, sagte Fuldas Landrat Bernd Woide. Die neuen Broschüren liefern dazu konkrete Empfehlungen, die ohne weiteres in die Bebauungspläne der Kommunen einbezogen werden könnten. „Bei der Reduzierung von Lichtimmissionen geht es nicht nur um den Schutz der Natur – es geht auch um uns selbst“, sagte Woide. Der natürliche Wechsel von Tag und Nacht, von hell und dunkel, sei ein wichtiger Gesundheitsfaktor. „Der Sternenpark ist daher in jeder Hinsicht ein sehr aktuelles Zukunftsthema“, so der Landrat. Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der IHK Fulda, bezeichnete den Sternenpark als „wichtigen Tourismus- und Wirtschaftsfaktor im Landkreis, der die Region attraktiv macht.“ Die IHK werde sich für das Thema Beleuchtung starkmachen und Sabine Frank unterstützend zur Seite stehen, betonte Konow. „Wir können nichts aufzwingen – aber wir können aufklären und informieren.“

Die Planungshilfen

Nächtliches Kunstlicht kann gemäß dem Bundesimmissionsschutzgesetz je nach Ausmaß zu einer schädlichen Umwelteinwirkung werden. Die Folgen: Insekten verlassen ihre eigentlichen Lebensräume und können nicht mehr der Nahrungs- und Partnersuche nachgehen. Andere Tiere wie Igel, Vögel und Amphibien verlieren mit dem zunehmenden Insektensterben ihre Nahrungsgrundlage, Zugvögel werden durch künstliche Lichtquellen vom Weg abgebracht. Der Deutsche Bundestag formuliert es in einem wissenschaftlichen Schreiben so: Menschen und tagaktive Tiere brauchen die Dunkelheit zum Schlafen, Astronomen zur Beobachtung des Sternenhimmels und Glühwürmchen für die Fortpflanzung.

Vier neue Broschüren der Verwaltungen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön zum Thema umweltverträgliche Beleuchtung enthalten anwendungsspezifische Planungshilfen, die die Parameter Lichtlenkung, -menge und -farbe umfassen und dabei einschlägige Normen wie zum Beispiel die Technischen Regeln für Arbeitsstätten einbeziehen. Die Vorgaben basieren auf den Hinweisen der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz (LAI), den Empfehlungen der Hessischen Landesregierung sowie auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Erfahrungen in Kommunen der internationalen Sternenparks. Herausgegeben werden die Planungshilfen für die Bereiche Haus und Garten, öffentliche Straßen, Wege und Parkplätze, Sportstätten sowie Arbeitsstätten, Parkplätze und Wege von den drei Verwaltungen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön in Bayern, Hessen und Thüringen sowie den Rhön-Landratsämtern. In Hessen sind die Broschüren kostenfrei im Landratsamt Fulda und in der Verwaltung es Biosphärenreservats in Hilders erhältlich.

Die Planungshilfen zum Downloaden finden Sie hier

 

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