Zum Hauptinhalt springen
Biosphärenreservat Rhön
mensch, natur, einklang,

Bilanz nach erfolgreichen Maßnahmen im Rotmilanprojekt: Weitere Fördermöglichkeiten für Landwirtschaft wichtig

Feldfutter in rotmilangerechter Mahd, Anbau von Zwischenfrüchten oder die Anlage von „Rotmilanfenstern“: Im Rahmen des länderübergreifenden Artenhilfsprojekts „Rotmilan in der Rhön“ wurden unterschiedliche landwirtschaftliche Maßnahmen zum Schutz des Greifvogels getestet. Mehr als 40 Betriebe haben teilgenommen – mit einer Gesamtfläche von 500 Hektar. Nach sechs Jahren Projektlaufzeit ziehen die Verantwortlichen Bilanz.

Martin Loskorn (Zweiter von rechts), hier mit (von links) Martin Kremer und Heidi Witzmann (Hessische Verwaltung), Reinhard Krebs (Landrat des Wartburgkreises) und Karola Marbach (Thüringer Verwaltung). / Foto: Anna-Lena Bieneck

Nicht nur in der Rhön, sondern weltweit hat die Intensivierung der Landwirtschaft zu einer Verschlechterung der Nahrungssituation für den Rotmilan geführt. Ein großes Problem des Rhöner Charaktervogels: Die Bestände von Raps- und Maismonokulturen werden zu früh zu dicht und zu hoch, was die Jagd nach Beute erschwert oder gar unmöglich macht. Die Verbesserung der Nahrungssituation durch gezielte Maßnahmen in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft zählte daher zu den wichtigsten Zielen im Rhöner Rotmilanprojekt, dessen Förderung im Sommer 2020 ausgelaufen ist.

Martin Loskorn aus Geisa-Ketten zum Beispiel beteiligte sich mit der Maßnahme „Mehrjähriges Feldfutter in romtilangerechter Mahd“. Das bedeutet: Der Landwirt säte eine mehrjährige Leguminosen-Grasmischung an, die zwischen dem 1. Mai und 1. Juli zweimal gemäht wurde. In dieser wichtigen Zeit der Jungenaufzucht sollte so gewährleistet werden, dass der Rotmilan ausreichend Futter findet. Die Mahd wurde dabei mit einem Balkenmäher durchgeführt, der schonender für das Grünland und die dort lebenden Insekten arbeitet als die verbreiteten Kreiselmähwerke. Auf Düngung und Pflanzenschutzmittel und die Bekämpfung von Kleinsäugern, die eine wichtige Nahrungsgrundlage bieten, wurde verzichtet.

Bei einem Besuch des Betriebs haben sich Reinhard Krebs, Landrat des Wartburgkreises, und Projektverantwortliche des UNESCO-Biosphärenreservats bei Loskorn bedankt – stellvertretend für alle am Projekt beteiligten Landwirtinnen und Landwirte. „Wir sollten stolz auf unsere Rhöner Bauern sein“, sagte Landrat Krebs. Die Zusammenarbeit mit dem Naturschutz habe
nicht erst mit dem Rotmilanprojekt angefangen, betonte er. Krebs bewertete das Artenhilfsprojekt nicht nur als wichtige, sondern durchweg gelungene gemeinsame Errungenschaft der fünf Rhön-Landkreise, die das Projekt als ARGE Rhön auf den Weg gebracht hatten.

Kartierung geht weiter

„Wir leben von und mit der Natur – mit einer Zerstörung würden wir uns selbst unsere Grundlage nehmen“, sagte Martin Loskorn. Er habe sich gern am Projekt beteiligt, „ich würde es auch noch mal tun.“ Allerdings, sagte er, sei der teils enorme Mehraufwand vor allem für kleine Betriebe nicht ohne finanzielle Unterstützung umsetzbar. „Die Anschaffung eines Doppelmes-sermähwerkes zum Beispiel kann ich mir als kleiner Familienbetrieb nicht leisten.“ Vor diesem Hintergrund sei es nun Ziel, dass die wertvollen Erfahrungen hinsichtlich der Umsetzung von Agrarumweltprogrammen in der nächsten EU-Förderperiode berücksichtigt werden, erklärte Martin Kremer von der Hessischen Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön.

Denn, das haben die Untersuchungen im Projekt ergeben: Die Maßnahmen tragen Früchte. „Im Vergleich zu Kontrollflächen wurde die Nahrungsverfügbarkeit deutlich erhöht, und auch die Zahl der Feldvögel wie Rebhuhn und Feldlerche ist höher“, erklärte Projektmanagerin Heidi Witzmann. „Eine großflächige Umsetzung der getesteten Maßnahmen ist also erstrebenswert. Nur so kann eine nachhaltige Steigerung des Rotmilanbestands erfolgen.“ Witzmann lobte die unkomplizierte Zusammenarbeit und den sehr guten Austausch mit den Landwirtinnen und Landwirten. Witzmann, die im Dezember 2019 als Projektleiterin die Nachfolge von Bastian Sauer und Julian Oymanns übernommen hatte, hat im Oktober den Abschlussbericht an das Bundesamt für Naturschutz übergeben – das offizielle Ende des Projekts.

„Dank unseres großen Netzwerks an Ehrenamtlichen geht die Kartierung der Horste und Reviere aber weiter“, erklärte Karola Marbach von der Thüringer Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön. Gemeinsam mit je einem Kollegen aus der Bayerischen und der Hessischen Verwaltung wird sie die Kartierung künftig koordinieren. Wer hierbei mitwirken möchte, kann sich an die Verwaltungen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön wenden.

Autor