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Biosphärenreservat Rhön
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Bedrohtes Symbol für Glück und Liebe: Die Turteltaube ist Vogel des Jahres 2020

Sie gilt nicht nur als Botin des Frühlings, sondern auch als Sinnbild für Liebe und Glück: die Turteltaube, Vogel des Jahres 2020. Doch so romantisch wie ihr Ruf, so schlecht ist es um die Zukunft der Turteltaube bestellt. Seit 1990 sind fast 90 Prozent ihrer Bestände verloren gegangen.

Foto: Stefan Ott / Piclease

Ihren Namen gibt der Turteltaube ihr typischen tiefes "turrr, turrr, turrr"-Gurren. Der Ausdruck "turteln wie die Täubchen" entstand durch das besonders liebevoll erscheinende kosende Verhalten dieser Tauben. Wie ihre Verwandten hat auch die Turteltaube eine rundliche Gestalt mit kleinem Kopf – ist jedoch kleiner und graziler. Unverwechselbar macht die Turteltaube ihr farbenfrohes Gefieder. Vogelfreunde erkennen die Turteltaube gut an ihrem deutlich gestuften, dunklen Schwanz mit weißem Ende.

Turteltauben sind die einzigen Langstreckenzieher unter den Taubenarten Mitteleuropas. Sie verlassen zwischen Ende Juli und Anfang Oktober Europa, um südlich der Sahara zu überwintern. In der Rhön bevorzugt die Turteltaube dann die halboffenen Landschaften. Neben Waldrändern dienen ihr auch große Hecken und Sträucher wie Hasel, Weißdorn oder Holunder sowie Streuobstwiesen als Versteck oder Brutplatz. Man kann die in den Mittelgebirgen eher seltenen Vögel sogar in den störungsfreien, gehölzreicheren Teilen der Hochrhön beobachten.

EU-Aktionsplan zum Schutz

„Gern nimmt die Turteltaube an schönen Tagen ausgiebige Sonnenbäder, wobei das Gefieder gelockert und ausgebreitet wird, um die bestrahlte Oberfläche zu vergrößern", schreiben Dr. Franz Müller und Daniel G. Müller in ihrem 2006 erschienenen Buch „Wildbiologische Informationen für den Jäger, Band 2". Die Turteltaube braucht die Erreichbarkeit von Gewässern, weshalb sich die Nistplätze auf die Nähe der zahlreichen Rhöner Bächen und Quellen konzentrieren. „Am Nest sind Turteltauben sehr störanfällig, Vor allem mehrmalige Störungen führen leicht zur Aufgabe der Brut. Die Turteltaube zieht mit jeder Brut nur zwei Junge auf, Ablage der Eier ab Ende April, Anfang Mai – Bebrütung ca. 14 Tage. Da die Nester oft sehr niedrig (sogar in Büschen) sind, ist ihre Gefährdung groß.“

Die Turteltaube wird in Deutschland als stark gefährdet eingestuft. Die Intensivierung der Landwirtschaft, damit einhergehend der Verlust von Brachen, Ackersäumen, Feldgehölzen und Kleingewässern als Nistplätze sowie Nahrungs- und Trinkstellen, verschlechtert die Lebensbedingungen der kleinen Tauben enorm. Weitere Gefährdungsursachen für den Bestand sind die starke Wilderei im Mittelmeerraum sowie der Klimawandel, da Zugvögel besonders abhängig von Wasser- und Nahrungsquellen entlang der Zugrouten sind.

Das Überleben der Turteltaube ist maßgeblich von der Förderung pflanzenreicher, giftfreier und vielfältiger Kulturlandschaft abhängig und erfordert im Zusammenhang mit der Umsetzung von Schutzmaßnahmen insbesondere eine europaweite Neuausrichtung der entsprechenden Agrarpolitik. Aufgrund der Tatsache, dass die Bestände europaweit abstürzen, wurde im Mai 2018 auf einem Treffen der EU-Mitgliedsstaaten ein Aktionsplan zum Schutz der Europäischen Turteltaube verabschiedet. Die meisten Anstrengungen sollen dabei in den Erhalt und die Wiederherstellung von Lebensräumen und Nahrung im Brutgebiet fließen.

Stempel aus der Rhön

Die Thüringer Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön finanziert jährlich die Erstellung des Sonderstempels „Vogel des Jahres“. Gemeinsam mit dem Meininger Briefmarkensammelverein e. V. wird so auf die heimische Fauna aufmerksam gemacht. So gelangen die Rhön und ihre Artenvielfalt über den Postweg in die ganze Welt.