Walter Uloth wurde am 6. Dezember 1934 in Seligenthal im Thüringer Wald geboren und besuchte dort von 1941 bis 1949 die Grundschule. Danach schloss sich der Besuch der Oberschule bis 1951 an. Von 1951 bis 1954 studierte WALTER ULOTH am Institut für Lehrerbildung in Meiningen und erwarb den Abschluss als Unterstufenlehrer. Als Fernstudent an der Pädagogischen Hochschule in Erfurt qualifizierte er sich von 1967 bis 1970 zum Diplomlehrer für Biologie. Seine Diplomarbeit schrieb er „Zur Geschichte der Verbreitung, Einbürgerung und Verkreuzung des Tyrrhenis-Mufflons in Europa und Übersee“.
Ab 1970 wohnte er mit seiner Ehefrau in Seeba in der Rhön.
Nach einem viertel Jahrhundert Schuldienst begann WALTER ULOTH 1979 seine Tätigkeit als Bezirkssekretär für Natur und Umwelt beim Kulturbund der DDR in Suhl, wo er bis 1990 arbeitete. In diese Zeit fallen auch die drei regionalen Landschaftstage RHÖN (Herpf 1983; Kaltennordheim 1986 und Roßdorf 1989), die er sehr intensiv mit vorbereitete und gestaltete. Eine der „Spätfolgen“ dieser Landschaftstage war die Zusammenfassung der drei bestehenden Landschaftsschutzgebiete in der Rhön zu einem großen Gebiet, was am 21. Dezember 1989 in der letzten Sitzung des Bezirkstages Suhl zur Ausweisung des „Landschaftsschutzgebietes RHÖN“ führte.
Von Oktober 1990 bis Ende 1991 arbeitete WALTER ULOTH als einer der ersten wissenschaftlichen Mitarbeiter im damaligen thüringischen Aufbaustab des Biosphärenreservats Rhön. Seine Tätigkeitsbereiche waren der Artenschutz, die Landschaftspflege, die Regionalgeschichte und die Öffentlichkeitsarbeit. WALTER ULOTH war auch Gründungsmitglied des durch den Aufbaustab des Biosphärenreservats am 11. Juli 1991 auf dem Katzenstein gegründeten „Landschaftspflegeverband BR Thüringische Rhön e. V.“ Sein ganz besonderes Interesse galt, neben den Vögeln, vor allem den Säugetieren und der Wildtier- und Jagdforschung. Folgerichtig wurde er daher 1991 einer der Gründungsmitglieder der „Gesellschaft für Wildtier- und Jagdforschung“. Unzählige Beiträge hat er auf diesem Gebiet in wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert.
WALTER ULOTH gebührt der Verdienst der Herausgabe einer Biosphärenreservats- „Fachzeitschrift“: den „Mitteilungen aus dem Biosphärenreservat Rhön/Thüringen“, deren erstes Jahresheft 1996 erschien. Das letzte der 24 Jahreshefte erschien 2019. Diese Schriftenreihe umfasst weiterhin 11 Beihefte (unter anderem zu den Themen „Interessante Wanderziele“, „Sammlungen von Reden und Aufsätzen“ und „Botanik“) sowie 10 Monografien.
Als Landschaftsführer, als ausgezeichneter Kenner der Rhön und des Henneberger Landes, hat sich WALTER ULOTH bei den Naturfreunden in der Region einen bleibenden Namen erworben, wobei der Hohen Geba und der Diesburg seine ganz besondere Liebe galten. So widmete er 1998 das erste Beiheft („Wanderziele im Biosphärenreservat Rhön/Thüringen“) innerhalb der Publikationsserie „Mitteilungen aus dem Biosphärenreservat Rhön“ dem Thema „Im Banne der Diesburg“.
Auch weitere Beihefte, z. B. „Heinrich Cotta“ (1999), „Rund um den Neuberg bei Stedtlingen“ (2000), „Das Obere Feldagebiet mit Zella/Rhön“ (2000), „Würdigung der wissenschaftlichen Leistungen des Geisaer Apothekers, Moosforschers und Künstlers Adalbert Geheeb” (2002), „Die Eibe als Wald- und Parkbaum zwischen Rhön und Thüringer Wald“ (2003), „Moritz Goldschmidt, Erinnerungsband der Gedenkveranstaltung zur Würdigung der wissenschaftlichen Leistungen des Geisaer Lehrers und Botanikers“ (2003) und „Gärten und Parks“ (2007), wurden von WALTER ULOTH geschrieben oder sind mit seinen Beiträgen bzw. mit seiner Unterstützung entstanden.
Als Vortragsredner war WALTER ULOTH in der Region sehr bekannt. In unzähligen spannenden Vorträgen zur Heimatgeschichte, zu Wildtieren und Pflanzen der Rhön sowie zur Namensforschung hat er sein Publikum für die Einmaligkeit und Schönheit der Rhön begeistert. Sein Wissen und seine literarischen Recherchen zum Muffelwild, die er im In- und Ausland führte, fasste Herr ULOTH zusammen und publizierte im Jahre 2000 gemeinsam mit HOLGER PIEGERT das Buch „Der Europäische Mufflon.“ Insgesamt veröffentlichte Herr Uloth mehr als 80 Fachbeiträge in den unterschiedlichsten Schriftenreihen zum Artenschutz, zur Wildtierforschung, zur Heimatforschung oder zur Wissenschaftsgeschichte.
Nicht ungenannt sollen die musikalischen Qualitäten von WALTER ULOTH bleiben. Er spielte Zerrwanzt (Harmonika) und rief zum Jubiläum „1175 Jahre Seeba“ im Jahre 2005 den Seebaer Frauenchor „Die Ölberg-Krähen“ ins Leben. (Für diesen Namen stimmte die Dorfgemeinschaft.)
Besondere Erwähnung verdienen die vielfältigen Aktivitäten WALTER ULOTHS bei der Erforschung des Lebens und Schaffens von JOHANN MATTHÄUS BECHSTEIN (1757-1822). Seit der von ihm 1981 mitorganisierten Ornithologen-Tagung in Mengersgereuth-Hämmern beschäftigte er sich ganz intensiv mit diesem Forstwissenschaftler. Genannt werden sollen hier auch das Kolloquium „Zur Würdigung der wissenschaftlichen Leistungen von J. M. BECHSTEIN“ 1988 in der einstigen Forstakademie zu Dreißigacker, oder auch das vom „Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins e. V.“ gestaltete zweite Bechstein-Symposium 2007 in Meiningen.
Das jüngste von WALTER ULOTH mitgestaltete Symposium zu J. M. BECHSTEIN fand im September 2013 in Henneberg mit anschließender Eröffnung und Begehung des Johann-Matthäus-Bechstein-Naturlehrpfades an der Fasanerie bei Hermannsfeld statt. So kann heute ganz sicher gesagt werden, dass WALTER ULOTH einer der besten Kenner des Lebens und Wirkens des Forstwissenschaftlers J. M. BECHSTEIN war.
Als Anerkennung der Verdienste Herrn ULOTHS bei der Erforschung der Regionalgeschichte widmeten ihm die Forstbetriebsgemeinschaft Hermannsfeld, der Förderverein „Naturerlebnispark Fasanerie“ und die thüringische Verwaltung des Biosphärenreservats Rhön im Jahre 2016 eine Ehrenlinde am Naturlehrpfad „Johann Matthäus Bechstein“ an der Fasanerie. Im 200. Jubiläumsjahr des Todes von J. M. BECHSTEIN plante Herr ULOTH für 2022 eine Gedenkveranstaltung, die er jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr organisieren konnte.
Herr Walter Uloth verstarb am 23. September 2022 im Altenpflegezentrum „Werrauaue“ in Walldorf.
„Wenn ein in die Jahre gekommener Mensch stirbt, verbrennt eine Bibliothek“, so sagt es ein Sprichwort. Dies trifft für WALTER ULOTH in ganz besonderer Weise zu. Sein Wissen um Publikationen zu den unterschiedlichsten Themen war stets beeindruckend. Er konnte beispielsweise ganz spontan und aus dem Stegreif Literaturstellen zu gesuchten Veröffentlichungen mit Titel, Autor, Ausgabejahr und Verlag benennen. Er war ein großartiger Literaturkenner und besaß eine sehr umfangreiche Bibliothek.
In tiefer Dankbarkeit und mit großer Hochachtung denke ich als Freund und als sein ehemaliger Chef der thüringischen Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön an WALTER ULOTH.
Lieber Walter, danke für Deine vielseitige und umfangreiche Arbeit, für Deine Unterstützung und Deine Ideen bei der Gestaltung von Projekten zur nachhaltigen Entwicklung unserer Heimat.