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Biosphärenreservat Rhön
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Aufzeichnung des Vortrags "Blockhalden in der Rhön – Relikte der Eiszeit" noch bis zum 22. Mai online anschauen

In einem Online-Vortrag der Reihe „In der Rhön – für die Rhön“ hat Peter Kriegel (Universität Würzburg) 45 begeisterten Teilnehmenden einen Einblick in ein Forschungsprojekt zu den Blockhalden im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön gegeben. Wer den Vortrag verpasst hat, kann sich die Aufzeichnung der Veranstaltung noch bis zum 22. Mai auf der Webseite des Biosphärenreservats anschauen.

Blockhalde am Schafstein. / Foto: Anna-Lena Bieneck
Der Referent Peter Kriegel bei einer winterlichen Untersuchung in einer Rhöner Blockhalde. / Foto: Georgi Mamadashvilli

„Blockhalden sind ganz besondere Lebensräume“, erläuterte Peter Kriegel, der seit dem vergangenen Jahr im Forschungsprojekt mitarbeitet. „Über die Artenzusammensetzung auf Blockhalden weiß man allerdings bisher noch sehr wenig.“ Deshalb hat die Bayerische Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön das im Jahr 2020 gestartete Forschungsprojekt beauftragt, das vom Bayerischen Umweltministerium finanziert wird. Anhand einer Erhebung von Flechten, Moosen, Spinnen und Käfern wird die Artenzusammensetzung in den Blockhalden untersucht – auch populationsgenetische Analysen des Gartenschläfers, ein typischer Blockhalden-Bewohner, werden mittels Haarproben durchgeführt.

Entstanden sind die Blockhalden bereits im letzten Eiszeitalter, dem Pleistozän, durch Frostsprengung. Das bedeutet, dass Wasser in kleinen Spalten im Gestein zu Eis gefriert und dadurch im Laufe der Zeit sprichwörtlich Gesteinsbrocken „auseinandersprengt“. In diesen waldfreien, vom Menschen weitgehend unbeeinflussten Ökosystemen herrscht ein ganz erstaunliches, eigenes Mikroklima. Innerhalb der Blockhalde zirkulieren Luftströme, so dass an einem heißen Sommertag am Haldenfuß nur kühle 5 Grad herrschen. Im Winter ist es umgekehrt: Durch nach oben steigende warme Luft schmilzt der Schnee in den oberen Bereichen der Blockhalde. Durch dieses besondere Mikroklima könnte sogar ein Permafrostboden bis heute unter der Halde erhalten geblieben sein.

Das besondere Klima ermöglicht es, dass viele Eiszeit-Reliktarten, die typischerweise ihren Verbreitungsschwerpunt in alpinen und polaren Zonen haben, dort einen Raum zum Überleben finden. Die genauen Auswertungen der Artzusammensetzung sind derzeit noch in Arbeit. Kriegel konnte aber bereits berichten, dass 185 Arten in der Moos- und Flechten-Schicht nachgewiesen werden konnten. Außerdem wurden 64 Spinnen- und 133 Käferarten gefunden. Wer es genauer wissen möchte, darf gespannt sein auf den Abschlussbericht und nachfolgende Publikationen, die Ende des Jahres veröffentlicht werden.

Die Zukunft der Blockhalden, wie wir sie heute kennen, ist ungewiss. Der Klimawandel wird auch hier seinen Einfluss zeigen. Kriegel appellierte in seinem Schlusswort, dass jede und jeder Einzelne gefordert sei, mitzuhelfen, die Auswirkungen des Klimawandels soweit es geht einzuschränken. „Zum Wohle für uns alle und um besondere Lebensräume wie die Blockhalden zu erhalten.“

Sabine Klenk, Forschungskoordination bei der Bayerischen Verwaltungsstelle, dankte dem Referenten für den spannenden Vortrag.

Wo gibt es Blockhalden in der Rhön?

In Deutschland kommen Blockhalden außerhalb der Alpen nur in den Mittelgebirgen vor. In der Rhön findet man diese besonderen Lebensräume zum Bespiel in der Kernzone Roßberg bei Kranlucken (Thüringen), Milseburg und Schafstein (Hessen) sowie am Lösershag, am Gangolfsberg und im Eisgraben (Bayern). Zahlreiche Wanderwege führen entlang der Blockhalden. Wanderwege und Ausflugstipps finden Interessierte in der App „Biosphärenreservat Rhön“, die man sich kostenfrei in den App-Stores herunterladen kann.

Save the date: „Lebensraum Kirchturm“ (21. September, 19.30 Uhr)

Weiter geht die Vortragsreihe am Donnerstag, 21. September 2023, um 19.30 Uhr mit einem Online-Vortrag von Karola Marbach (Thüringer Verwaltung UNESCO-Biosphärenreservat Rhön). Die Referentin wird die Zuhörer*innen mitnehmen in das Zuhause zahlreicher Vogel- und Fledermausarten. Denn Kirchtürme bieten zahlreiche Brutmöglichkeiten als Ersatz für natürliche Nistplätze. Details und Infos zur Anmeldung finden Interessierte ab August auf der Webseite des Biosphärenreservats.