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Biosphärenreservat Rhön
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Astro-Adventskalender zum Abschied: Roland Müller legt nach sechs Jahren „Himmelsvorschau“ die Feder nieder

Welche Himmelsphänomene erwarten uns in den kommenden Wochen? Wann lohnt es sich ganz besonders, wach zu bleiben und in die Sterne zu schauen? Seit mehr als sechs Jahren beantwortet das der Verein Sternenpark Rhön e. V. mit einem ganz besonderen „Service“: mit einer monatlichen Himmelsvorschau. Die Texte stammten aus der Feder des „Sternenpoeten“ Roland Müller, der für den Dezember 2021 mit Nummer 77 nun seine letzte Himmelsvorschau geschrieben hat. Zum Abschied gibt es einen astronomischen Adventskalender.

Roland Müller – rechts, hier mit Sternenpark-Koordinatorin Sabine Frank, Tourismusreferent Gerhard Nägler (Bischofsheim) und Simon Manger (Verein Sternenpark Rhön e. V.) bei der „Nacht der Poesie“ 2017 auf dem Kreuzberg – fühlt sich der Rhön und ihrem Sternenpark tief verbunden und hat mehr als sechs Jahre lang die „Himmelsvorschau“ zusammengestellt. / Foto: Marion Eckert, Bischofsheim

„Mit der Wintersonnenwende geht das Erdenjahr zu Ende“, so wird die aktuelle Himmelsvorschau eingeleitet. „Wie wär‘s, den Dezember-Nachthimmel als Adventskalender zu nutzen? Jeden Abend geht ein neues Türchen auf und lässt weit ins Weltall blicken.“ Bildhafte Sprache, Poesie und eine Prise Fantasie formten von Beginn an die astronomischen Analysen von Roland Müller. Das machte die Himmelsvorschau weit über den Sternenpark Rhön hinaus bekannt und beliebt – nicht nur in Astronomie-Fachkreisen. „Viele wurden durch die Rhöner Himmelsvorschau erst zu begeisterten Sterneguckern“, sagt Sabine Frank, Sternenpark-Koordinatorin beim Landkreis Fulda. Im Sommer 2015 öffnete Frank für den Stuttgarter Roland Müller das „Türchen“ in den Sternenpark Rhön. Der Schwabe war bis dahin erst einmal in der Rhön gewesen: 1989, kurz vor der Grenzöffnung, zum Urlaub mit seiner Familie in Ostheim. Müller, der sich für die vulkanische Geologie interessierte, sah in der Rhön erstmals Lava-Blockfelder und Basaltsäulen und war bei einer archäologischen Grabung dabei. Ein unvergesslicher Urlaub – trotzdem sollte es bis zum nächsten Besuch in der Rhön knapp drei Jahrzehnte dauern.

2015 sah er dann zufällig eine Dokumentation über Lichtverschmutzung mit Sabine Frank und Dr. Andreas Hänel. „Das elektrisierte mich“, erinnert sich Müller, der sich in seiner Heimat bereits in den 1990er Jahren für die Einsparung von Lichtimmissionen engagierte. Per Mail entstand nach dem TV-Beitrag der Kontakt zu Sabine Frank und zum Verein Sternenpark Rhön. Schnell war die Idee der poetischen Himmelsvorschau geboren. Mit dem Format verknüpfte Roland Müller die Leidenschaften Astronomie und Lyrik. Beide Hobbys begleiten den heute 74-Jährigen, der Radio- und TV-Technik gelernt hat und bis zu seinem Ruhestand 40 Jahre lang in einem IT-Unternehmen tätig war, bereits seit der Schulzeit. Sein Antrieb: der Wunsch, zu verstehen, wie das Weltall mit all seinen Sternen, Planetenbahnen, Galaxien und Schwarzen Löchern im Detail funktioniert. „Da hören Forschung und Wissen ja nie auf.“ Auch sein literarisches Tun, so Müller, ist autodidaktisch entstanden – „sozusagen als geistige Wellness“. Er begleitete hier und da Musikveranstaltungen, veröffentlichte Gedichte. Die „Sternenpoesie“ entstand aber erst in Verbindung mit der Rhön und der damit verbundenen Faszination für die Naturnacht. „Obwohl ich den weiten Rhöner Nachthimmel noch nie wolkenlos erlebt habe, finde ich ihn einzigartig. Allein das, was bereits zwischen den Wolken zu entdecken ist, ist atemberaubend schön.“ Dieser Schönheit huldigte er fortan in der Himmelsvorschau und in regelmäßigen Beiträgen im Rhönklub-Magazin. Auch bei den Nächten der Poesie auf dem Weidberg, der Ebersburg und dem Kreuzberg war Müller als „Nachtpoet“ dabei.

„Die Rhön, die Natur im Biosphärenreservat und Sterne sind für mich ein Ganzes geworden“, sagt Roland Müller rückblickend. „Ein Paradies, für das es sich lohnt, bewahrend tätig zu werden.“ Auch, wenn er es in Zukunft ruhiger angehen lassen möchte, will er diesen Gedanken weiterhin an die nächste Generation vermitteln. „Meine aktive Sternenparkzeit hat mir einen Vorrat an Wissen beschert, das ich mit meinen sechs Enkelkindern teilen kann.“ Für sein Mitwirken sprechen der Verein Sternenpark Rhön, Sabine Frank und die drei Verwaltungen des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön Roland Müller einen „galaktisch großen Dank“ aus.

Sternschnuppenregen und Planetenparade

Und wie geht es im Sternen-Adventskalender 2021 weiter? „Nach dem Nikolaustag beginnt die Flugzeit der Geminiden – Sternschnuppen, die aus dem Sternbild Zwillinge zu kommen scheinen. Sie erreichen ihr Maximum am 13. und 14. Dezember. Bevor der Mond dann am 19. Dezember seine volle Größe und Leuchtkraft erreicht, werden die Türchen zu den Fixsternen geöffnet. Mitten im sahneweißen Milchstraßenband und im Zenit der Himmelskuppel funkelt das prächtige Sternbild Perseus, und ganz in der Nähe Capella, der nördlichste Stern des sogenannten Wintersechsecks. Am 21. Dezember macht die Sonne mit ihrer Wintersonnenwende schließlich das Türchen zum Winteranfang auf. Die anschließende Nacht könnte Sternschnuppen bringen, diesmal von Norden aus dem Bereich des Großen Wagens. Der Weihnachtshimmel mit allen nur denkbaren Himmelslichtern ist dann einfach nur noch zum Genießen, und das Jahr endet am 31. mit einer Planetenparade über dem Südwesthorizont: Venus, Merkur, Jupiter und Saturn – alle auf einen Blick!“

Himmelsvorschau bleibt erhalten

Auf die Himmelsvorschau müssen Sternenfreundinnen und -freunde künftig zum Glück nicht verzichten. Franz-Peter Schmidt, ebenfalls Mitglied im Verein Sternenpark Rhön e. V., wird die Serie fortführen. Die aktuelle Himmelsvorschau, wie gewohnt inklusive einer Sternkarte der Vereinigung der Sternfreunde e. V. (VdS), finden Sie stets auf den Webseiten des Vereins Sternenpark Rhön e. V. und des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön.

Gedicht zum Advent: "Weihnachtsbären"

Es sucht ein Bär im dunklen Wald
sich einen Weihnachtsaufenthalt.
Fernab von Glühwein und Posaunen
will er die Sterne nur bestaunen
und, wenn er kommt, den goldnen Mond,
der jeden Blick mit Licht belohnt.

Es kommt der Bär auch ziemlich bald
zu einem hohen Baum im Wald.
Er klettert hoch am Stamm und fast
bis auf den allerhöchsten Ast.  
Da schaut vom Himmel – welch ein Wunder! –
ein andrer Bär zu ihm herunter: 

Sein ganzes Fell ist voller Sterne,
und leise brummt er aus der Ferne:
„Wenn sich zwei Bären so begegnen,
soll’s Sternenglanz vom Himmel regnen“ –
und schmückt mit Licht aus seinem Fell
den Baum im Wald weihnachtlich hell! 

(Roland Müller)

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