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Biosphärenreservat Rhön
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Abenteuerspielplatz und Übernachten im Gefängnis: Geisa setzt sechs Projekte zur nachhaltigen Regionalentwicklung um

Die Stadt Geisa als Kommune im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön nutzt das Förderprogramm des Thüringer Umweltministeriums zur nachhaltigen Regionalentwicklung und setzt noch in diesem Jahr sechs Projekte um. Gesamtvolumen: knapp 100.000 Euro. Realisiert werden ein Meditationsweg, eine digitale Heimatentdecker-App, ein Abenteuerspielplatz, ein digitales Infoterminal und ein mobiler Escape-Room in Verbindung mit einer Gefängnisübernachtung.

Über die Förderung aus dem Thüringer Umweltministerium freuen sich (von links): Sabine Volkmar, Franziska Göb, Martin Henkel, Julia Hartung, Manuela Henkel, Simone Kleinstück, Roland Sauer, Ulrike Schade, Hubert Wilhelm, Horst Schauerte, Eva Pagel, Rudolf Nensel, Dr. Frank Riedel und Wolf-Henning Schorn. / Foto: Anna-Lena Bieneck
Am Marktplatz in Geisa wird ein digitales Infoterminal den analogen Infokasten ersetzen. / Foto: Thomas Höhl, Bilderwerk Geisa

An der Borscher Hütte hat Ulrike Schade, Leiterin der Thüringer Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats, den symbolischen Scheck über 97.853 Euro an Bürgermeisterin Manuela Henkel, Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung und Vertreter der Interessensgemeinschaft Borscher Hütte übergeben. Hier, an der 2018 gebauten Hütte mit herrlichem Blick auf das Geisaer Land, wird ein Abenteuerpfad errichtet – in Eigenregie mit Kindern und Eltern. Die entstehende Naturwerkstatt in Kombination mit einem Spielplatz soll von Kindergärten und Schulen, aber auch vom Biosphärenreservat und seinen Bildungspartnern als Bildungsstandort genutzt werden. Zudem werden Infotafeln zur heimischen Tier- und Pflanzenwelt und die parallel verlaufende Keltenroute aufgestellt.

App, Stiller Weg, erste E-Paper-Haltestellen in Thüringer Rhön

Teuerstes Projekt mit einer Fördersumme von rund 25.000 Euro ist das geplante digitale Infoterminal am Markplatz. Anstelle des alten "anlogen" Infokastens mit gedruckten Medien finden Gäste und Einheimische dann Infos zu Veranstaltungen, Übernachtungsmöglichkeiten, Sehenswürdigkeiten, Wander- und Radfahrstrecken sowie Ausflugszielen in digitaler Form – und das tagesaktuell. Auch an den stark frequentierten Bushaltestellen setzt die Stadt auf Digitalisierung: An Point Alpha, dem Kulturhaus und in einem der Ortsteile der Stadt werden solargespeiste E-Paper-Haltestellen aufgestellt, die neben aktuellen Fahrplänen – kurzfristige Änderungen können direkt eingegeben werden – auch weitere touristische Infos anzeigen. „Es ist das erste E-Paper-Projekt in der Thüringer Rhön und hat Modellcharakter für die ganze Region – insbesondere für den ländlichen Raum“, betonte Ulrike Schade. Weitere Haltestellen sind bereits in Planung. Ein weiteres digitales Angebot schafft die Stadt mit einer im Rahmen des Förderprogramms finanzierten App, die als Heimatentdecker-Tour programmiert werden soll. Inhalte und Vermarktung von App und Infoterminal erfolgen in Zusammenarbeit und Abstimmung mit der Biosphärenreservatsverwaltung und der Rhön GmbH.

Zur Ruhe kommen und Grenzerfahrung machen

„Abschalten“ kann man künftig auf dem neu geplanten „Stillen Weg“ zwischen Otzbach und Bremen. Die dort entlangverlaufenden Wege „Jakobusweg“ und „Eisenacher Haus“ werden an sechs Stationen zum Thema Stille angepasst – zum Beispiel mit Relaxliegen, einer Gebetsmühle oder einem Meditationsplatz. Dabei wird besonderer Wert auf eine umwelt- und naturverträgliche Besucherlenkung gelegt. Denn in diesem Bereich befinden sich angrenzend Kern- und Pflegezone Arzberg mit der überregional berühmten blauen Scillablütte.

Eine „Grenzerfahrung“ der besonderen Art soll künftig im Gewölbekeller des Schlosshofes möglich sein. Hier wird ein mobiler Escape Room mit Fragen rund um die Grenze, Geschichte und Kultur der Region sowie zu Schicksalen von ehemaligen Gefängnisinsassen eingerichtet. Bei den Rätseln sind Wissen, Kombinationsgabe und vor allem Geschick unabdingbar. Die Inhalte der Rätsel werden mit der Biosphärenreservatsverwaltung abgestimmt. Im Escape Room erspielen sich die Gäste einen Schlüssel zum historischen Gefängnis, wo sie anschließend übernachten können. Die nahezu unveränderten Räume des bis in das Jahr 1945 genutzten Gefängnisses liefern besondere individuelle Grenzerfahrungen und eine ausgefallene Übernachtungsmöglichkeit.

„Wir freuen uns über die unbürokratische Fördermöglichkeit“, sagte Bürgermeisterin Henkel. „Wir ergreifen diese Chance und reagieren auf die steigende Nachfrage nach spannenden Ausflügen in der Region – und das mit tollen nachhaltigen Projekten.“ Die Stadt hatte insgesamt zehn Anträge eingereicht, von denen sechs bewilligt worden waren. „Das zeigt: Die guten Ideen sind da und müssen nur unterstützt werden.“

Hintergrund: Das Förderprogramm

Insgesamt investiert das Thüringer Umweltministerium im laufenden Haushaltsjahr 2,7 Millionen Euro in Projekte zur nachhaltigen Regionalentwicklung in den acht Nationalen Naturlandschaften Thüringens. Ca. 600.000 Euro davon fließen in den Thüringer Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön. Für die Thüringer Rhön ist die Förderung ein wichtiger Schritt in der Umsetzung der im Rahmenkonzept des Biosphärenreservats festgelegten Ziele und Projekte. 49 Projektskizzen waren im Frühjahr 2021 eingegangen, 26 davon hatte der Beirat des Vereins Rhönforum e. V. als regionales Entscheidungsgremium daraufhin für die weitere Beantragung ausgewählt. Anfang Juni haben die Kommunen die Zuwendungsbescheide erhalten. Drei weitere Nachrückerprojekte sind frisch bewilligt. 

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