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Biosphärenreservat Rhön
mensch, natur, einklang,

200 Rhönerinnen und Rhöner halfen bei der Kartierung hunderter Standorte von Silber- und Golddistel

Um einen Überblick über die Verbreitung von Silber- und Golddisteln in der Rhön zu erhalten, hat die Bayerische Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön im Herbst 2021 länderübergreifend nach Standorten der beiden Arten gesucht – unterstützt von der Rhöner Bevölkerung. Dank dem beeindruckenden Engagement zahlreicher Freiwilliger konnten in etwa 200 Einzelmeldungen aus Bayern, Hessen und Thüringen mehr als 3.000 Silberdisteln und etwa 350 Golddisteln erfasst werden.

Golddistel mit Gemeinem Bläuling (Polyommatus icarus). / Foto: Hans Peter Reuß
Silberdisteln mit Gartenhummel (Bombus hortorum). / Foto: Walter Purtauf

Das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön ist als „Land der offenen Fernen“ bekannt und bringt durch seine vielfältigen Landschaftsstrukturen eine hohe Artenvielfalt mit sich. Die berühmteste Pflanze der Rhön ist wohl die Silberdistel (Carlina acaulis), auch als „Rhöndistel“ bekannt. So ist sie zum Beispiel Namensgeberin vieler Ferienwohnungen und ziert als Gemälde ganze Hausfassaden. Weniger bekannt ist hingegen ihre Verwandte, die Golddistel (Carlina vulgaris). Um einen Überblick über die Verbreitung beider Arten in der Rhön bekommen und weitere wertvolle Lebensräume im Biosphärenreservat kennenlernen zu können, waren die Rhönerinnen und Rhöner im Oktober und November 2021 zur Mithilfe bei der Erfassung aufgerufen.

Insgesamt wurden mit 173 Standorten im Projektzeitraum deutlich mehr Silberdisteln als Golddisteln (22) gemeldet. „Ein Grund ist sicher der große Bekanntheitsgrad der etwa 10 Zentimeter großen Distel mit ihren typisch silbrig-weiß glänzenden Hüllblättern“, sagen die Projektverantwortlichen Tina Bauer und Pia Bergknecht. Die Anzahl der Silberdisteln auf den gemeldeten Flächen reichte von einer bis zu 300 Exemplaren. „Da die Silberdistel deutschlandweit auf der Vorwarnliste der gefährdeten Pflanzen steht und die Rhön als einer ihrer Verbreitungsschwerpunkte in Deutschland gilt, ist die Vielzahl an Fundorten im Erfassungsprojekt sehr erfreulich“, bilanziert Tina Bauer. Auf einigen Flächen wurde sogar von einer Zunahme der Silberdisteln in den vergangenen Jahren berichtet, an zahlreichen Standorten jedoch auch von einem deutlichen Verlust. „Auch bundesweit wird langfristig ein Rückgang der Silberdisteln erwartet. Es ist daher wichtig, die Bestände in der Rhön weiter zu beobachten.“ Darum kümmern sich Ehrenamtliche aus dem Netzwerk Rhönbotanik, die die Art auf ihrer Beobachtungsliste führen und die Vorkommen langfristig erfassen und beobachten. Mit den Meldungen im Rahmen des bürgerwissenschaftlichen Projekts konnte diese Arbeit um wichtige Fundorte ergänzt werden.

Auch die etwas zierlichere und vergleichsweise unscheinbare Golddistel wurde an 22 Standorten in der Rhön entdeckt. Hier variierte die Anzahl zwischen einem bis hin zu 50 Exemplaren pro Standort. Insgesamt ist die Pflanze mit den goldgelb glänzenden Hüllblättern weniger auffällig als ihre Verwandte – ihr Fund hat aber eine ähnlich große Bedeutung: „Beide Distelarten gelten als Charakterarten beweideter Magerrasen und können uns Hinweise auf wertvolle Flächen mit vielen anderen seltenen Pflanzenarten geben“, erklärt Bauer. So wurden zum Beispiel für viele Silberdistel-Flächen auch Vorkommen von Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) sowie einiger gefährdeter Orchideen- und Enzianarten gemeldet. Aufgrund ihrer späten Blühzeit haben Silber- und Golddistel außerdem eine große Bedeutung als Nektarpflanzen in der sonst recht blütenarmen Spätsommer-Landschaft. So wurden im Oktober noch einige Insektenarten auf den Disteln gesichtet – unter anderem verschiedene Schmetterlinge, ein Rosenkäfer und verschiedene Hummelarten. Die Bayerische Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön ist sehr dankbar für die große Beteiligung am gemeinsamen Erfassungsprojekt und freut sich auf weitere Projekte im nächsten Jahr.