Artenschutzprojekt Schneider

Der Schneider (Alburnoides bipunctatus) ist ein silbrigfarbener Fisch, der maximal 18 Zentimeter Länge erreicht. Er war bis Anfang des 20. Jahrhunderts eine weit verbreitete Art in den Fließgewässern der Rhön. Seine Population ging seit den 1960er Jahren durch Gewässerverschmutzung und -verbau sehr stark zurück. Im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön soll ihm geholfen werden.

Der karpfenartige Schwarmfisch kommt nur vereinzelt vor, in der hessischen Rhön war er einst ganzheitlich verschollen. Da der Schneider stehende, aber auch schnell fließende Gewässer bevorzugt, benötigt er eine hohe Strukturvielfalt in den Flüssen und Bächen der Rhön. Seine Nahrungsgrundlage ist Plankton, vorzugsweise Würmer, kleine Krebstiere und Insektenlarven. Er findet sie nur in Gewässern mit sehr guter Wasserqualität und gutem ökologischen Zustand (unverschmutzte, sauerstoffreiche, natürliche Gewässer).

Die einzelnen Restbestände des Schneiders in Hessen weisen eine starke räumliche Isolation auf, was die Ausbreitung auf ihr natürliches, historisches Verbreitungsgebiet sehr unwahrscheinlich macht. Daher wurde das Wiederansiedelungsprojekt für den Schneider in Hessen ins Leben gerufen.

Projektziele

Das Projekt sieht vor, in der Orke Schneider-Elterntiere zu fangen und diese durch bis zu zweijähriger Nachzucht in Teichen in Bad Münstereifel (Nordrhein-Westfalen) zu vermehren. Der Besatz erfolgte ab 2012 in der Rhön (Ulster, Döllbach). Das Projekt dient dem Schutz der Biodiversität. Mit Einbezug von heimischen Angelvereinen und der Bürger/innen in der Region leistet die Hessische Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön Umweltbildungsarbeit in Form von Vorträgen, Exkursionen, Postern, Infofilmen, Flyern und Pressearbeit (Schaffen einer breiten regionalen Akzeptanz). Gewässerwarte unterstützen das Projekt im Sinne des bürgerschaftlichen Engagements ehrenamtlich.

Projektdurchführung

Da der Schneider eine ganzjährig geschützte Art ist, musste für den Fang und die Entnahme der Elterntiere zunächst eine Ausnahmegenehmigung der Oberen Fischereibehörde eingeholt werden. Auch die jeweiligen Pächter mussten ihre Einverständniserklärung zur Elektrobefischung und Schneiderentnahme geben. Daraufhin wurden im Oktober 2011 rund 100 Schneider an zwei geeigneten Stellen der Orke durch Elektrobefischung entnommen. Die erste Besetzung mit vier bis fünf Zentimeter großen Jungschneidern erfolgte im Oktober 2012 in die strukturell am besten geeigneten Gewässerabschnitte der Ulster und des Döllbach. Der bereits vierte Besatz erfolgte am 8.10.2015 in beiden Gewässern.

Erfolgskontrolle

Ob die Besatzmaßnahmen erfolgreich waren, wird in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Die Nachweise im Döllbach ließen von Anfang an einen schnelleren Projekterfolg erwarten als in der deutlich größeren Ulster: Dort werden die Nachweise erst nach Etablierung und deutlicher Vermehrung möglich sein.

Bei Kontrollen im August und September 2019 haben sich Unterschiede in Ulster und Döllbach gezeigt. Während bei einer Elektrobefischung zwischen Motzlar und Schleid (Thüringen) erfolglos blieb, waren die Kontrollen im Döllbach in der Hessischen Rhön vielversprechend: Im August 2019 waren im Bereich Rothemann fünf Schneider nachgewiesen worden – mindestens zwei davon stammten aus einer erfolgreichen Reproduktion des Vorjahres. Auch im unterhalb gelegenen Abschnitt bei Kerzell wurden Schneider gefunden: An den beiden Probestellen wurden insgesamt 13 Tiere festgestellt, darunter Jungtiere des aktuellen Jahrgangs sowie aus 2018. Da im Jahr zuvor keine Jungschneider besetzt wurden, zeigten die Kontrollbefischungen also, dass sich der Schneider im Döllbach erfolgreich vermehrt. Dies ist ein entscheidender Schritt zur Wiederansiedlung. 

Aktuelle Kontrollen im Jahr 2021 verliefen erfolgreich: Gefunden wurden 2 Schneider im Döllbach bei Rothemann, 11 Exemplare im Döllbach bei Kerzell, 2 in der Nüst (Hünfeld) sowie 7 in der Haune (Margretenhaun).