Was ist eine Streuobstwiese?
Der Apfel als Symbol begegnet uns in der Bibel als Adam von Eva den Apfel gereicht bekam. In der griechischen Mythologie als Zankapfel - Eris, die Göttin der Zwietracht warf den Apfel mit der Aufschrift "der Schönsten" in die Hochzeitsrunde von Peleus und Thetis, zu der sie nicht eingeladen war. Er begegnet uns als Reichsapfel, als Symbol der Liebe und Fruchtbarkeit, in Märchen und Sagen (Schneewittchen und Wilhelm Tell).
Damit sich ein Apfel, im Maßstab der Rhöner Apfelinitiative, Apfel von der Bio-Streuobstwiese nennen darf, sind einige Voraussetzungen zu erfüllen. Er muss zum Beispiel von einem Baum stammen, der verstreut mit anderen auf einer Wiese steht und dessen Stamm mindestens 1, 80 m misst. Außerdem darf er zu keiner Zeit künstlich gespritzt oder der Boden mit Mineraldünger versetzt werden. Damit steht im Sinne der Apfelinitiative die Qualität noch über der Bio - Qualität. Leider ist das vielen Verbrauchern auch heute noch nicht bewußt, wie hoch die Ansprüche an eine Streuobstwiese sind. Auf Streuobstwiesen wachsen Äpfel, Birnen, Walnüsse, Pflaumen, Zwetschgen, Mirabellen, Kirschen und Quitten.
Rein geschichtlich gesehen, hat Karl der Große den Grundstein dazu gelegt. Das Capitulare de villis vel curtis imperii (Caroli Magni), kurz Capitulare de villis (Karls des Großen) genannt, ist eine Landgüterverordnung, die Karl der Große als detaillierte Vorschrift über die Verwaltung der Krongüter erließ. Er legte darin das vorhandene Wissen über die römische Landwirtschaft dar.
Das Capitulare de villis zeichnet die Dreifelderwirtschaft, den Weinbau und die Obstpflege bis hin zur Viehhaltung ins einzelne als Bestandteile vorbildlicher Musterwirtschaften vor.
Die Vorschriften in den einzelnen Kapiteln der kurzen Verordnung sind recht detailliert. Im 70. Kapitel werden schließlich 73 Nutzpflanzen (einschließlich (Heil)kräutern) und 16 verschiedene Obstbäume genannt, die in allen kaiserlichen Gütern von den Verwaltern angepflanzt werden sollten, wenn es die klimatischen Gegebenheiten zuließen.
Die Obstbäume wurden hauptsächlich rund um die Dörfer gepflanzt, gepflegt, beerntet und vererbt. Daraus sind die Streuobstwiesen der heutigen Zeit entstanden. Die häufigste Anlageform ist die Streuobstwiese, bei der hochstämmige Obstbäume auf Wiesen, Weiden oder Mähweiden stehen.
Auch in der Rhön haben in den 60er und 70er die Rodungen der Streuobstbestände zu herben Verlusten geführt. Um dem entgegenzuwirken gab 1996 die Rhöner Apfelinitiative gemeinsam mit dem Apfelbüro/Burghaun eine Obstsortenbestimmung in Auftrag. 170 Apfelsorten wurden damals lokal bestimmt und Standorte dazu festgelegt. Inzwischen gehen wir von ca. 450 Sorten aus.
Für die mitteleuropäische Biodiversität spielen Streuobstbestände mit über 5.000 Tier- und Pflanzenarten sowie über 3.000 Obstsorten eine herausragende Rolle.
Selbst wenn ich wüsste, dass die Welt morgen in Stücke zerfällt, würde ich immer noch meinen Apfelbaum einpflanzen.