Neophyten in der Rhön – Konzept zur Bekämpfung der Lupine

Bunte Wiesen mit gelber, roter, weißer oder blauer Blütenvielfalt bezaubern nicht nur die Wanderer in der Rhön. Diese Natur zu genießen ist ein großer Schatz der Region. Seit einigen Jahren ist eine neue Pflanze (Neophyt) auf dem Vormarsch. Meist lila leuchtend ragt sie mit langstieliger Blüte und dichtem Blattwerk heraus und bereichert das Bild - zunächst. Die Lupine (Lupinus spec.), auch als Wolfs- oder Feigbohne bezeichnet, gehört zu der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabacaea) und ist für die Rhöner Bergwiesen und deren Artenvielfalt und Landschaftspflege höchst problematisch.

  • Die Lupine verbreitet sich schnell und großflächig und nimmt anderen Pflanzen den Raum.
  • Sie reichert Böden mit Stickstoff an, weshalb viele der seltenen aber an magere Standorte gebundene Pflanzen - wie in den Bergwiesen vorherrschend - hier nicht mehr wachsen können.
  • Die Lupine verschlechtert den Lebensraum für die Bodenbrüter, die auf den Magerwiesenstandort angewiesen sind, indem sie die Nester überwuchert und den Vögeln kaum Nahrung insbesondere für den Nachwuchs liefert.
  • Die Lupine verdirbt das wertvolle Rhönheu, da es ab einem bestimmten Anteil Lupine im Heu von den meisten Tieren nicht mehr gefressen wird.
  • Die Pflanzengesellschaften müssen in NATURA 2000-Gebieten (FFH-Gebieten) erhalten bleiben. Es existiert ein rechtlich verankertes Verschlechterungsverbot.

Mit einer Befliegung der Hochrhön durch den Gebietsbetreuer Torsten Kirchner (finanziert vom Bayerichen Naturschutzfonds) ist das Ausmaß der Lupinenverbreitung als als „Flächenbrand“ durch Fotos und Karten dokumentiert.

Gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde Rhön-Grabfeld und dem Landschaftspflegeverband Rhön-Grabfeld wurde ein Bekämpfungskonzept der Lupine mit folgenden Zielen entwickelt:

  • Die Lupinenmahd soll so früh wie möglich (vor der Aussaat) mit der geringst möglichen Störung für Bodenbrüter (Brutzeit bis Mitte Juli) durchgeführt werden.
  • Vorrangig werden Wiesen gemäht, deren "Lupinenbefall" am schlimmsten und auf denen der Konflikt mit den Bodenbrütern überschaubar ist.
  • Auch randliche Lupinennester, die nicht maschinell erfasst werden können, sollen mit Sense und Rechen beseitigt werden.
  • Nach der Lupinenmahd sollen Schaf- und Ziegenherden schnell über die freien Flächen ziehen und Lupinen an Steinriegeln oder anderen nicht mähbaren Bereichen bekämpfen, um auch hier die Samenverbreitung über Klauen, Ausscheidungen und Wolle zu minimieren.

Die frühere Lupinenmahd ist auch durch die 2015 neu geschlossenen Vertragsnaturschutzverträge in der Langen Rhön möglich. Nach den neuen Vereinbarungen liegt der Mahdbeginn jetzt zwei Wochen früher (schon Mitte Juni). Pächter von Landkreisflächen sind gar verpflichtet, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu mähen.

Der Pistenbully der Kreuzberglifte wird mit Justin Fuß im Sommer für die Lange Rhön umfunktioniert. Eigens für die Lupinenmahd angeschafftes Mähwerk, welches gleich das Mähgut aufnimmt und so das Aussamen verhindert, wird eingesetzt. Einsatzort sind vorwiegend extrem nasse Flächen, ohne mit den Ketten größere Schäden zu verursachen.

Zahllose freiwillige Helfer mit Sensen und anderen Gerätschaften in der Rhön widmen sich den Lupinen an Steinriegeln und anderen für die Landwirtschaft unzugänglichen Stellen. Zu nennen sind Schulklassen z.B. vom Rhöngymnasium Bad Neustadt, Behinderteneinrichtungen, Lebenshilfe Rhön-Grabfeld, Einzelkämpfer, Rhönklub und Rhönklub-Zweigvereine, Mitarbeiter des Landratsamtes Rhön-Grabfeld, Bergwacht Rhön, Bergwaldprojekt, Freiwillige der Sparkasse Bad Neustadt, Straßenbauamt Schweinfurt und natürlich die Wildland-Stiftung Bayern.