Vorkommen von Mikroplastik in der Fulda

"Vorkommen von Mikroplastik im Oberlauf der Fulda und daraus resultierende mögliche Folgen für die Biodiversität" war im Jahr 2020 Thema einer Bachelorarbeit, die von der Hessischen Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön mit betreut wurde. Es handelte sich um die erste gezielte Untersuchung auf Mikroplastik im Hessischen Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön. Hierbei wurde Mikroplastik in der Quelle und im Oberlauf der Fulda nachgewiesen

In unserer heutigen Gesellschaft sind Kunststoffe, im alltäglichen Sprachgebrauch auch Plastik genannt, als Werkstoffe bei der Herstellung von Verpackungen und unzähligen weiteren Produkten unersetzlich geworden. Dabei findet sich Plastik nicht nur in der Wirtschaft, in der medizinischen Technologie oder in Privathaushalten, sondern leider auch als Abfall ubiquitär in der Umwelt verteilt. Größtenteils sind es halb- oder vollsynthetische makromolekulare Werkstoffe, welche durch physikalische, biologische oder chemische Prozesse nach und nach in Mikroplastik-Partikel zerfallen. Neben den bekannten negativen Auswirkungen von Makroplastik auf Individuen sind die, aus dem Eintrag von Mikroplastik resultierenden ökologischen Folgen für die Biodiversität bisher kaum abzusehen, ebenso wenig wie die möglichen gesundheitlichen Gefahren für den Menschen.

Davon ausgehend, dass sich Mikroplastik-Partikel nicht nur in der Umgebungsluft, sondern auch im Boden und im Wasser finden, stellt sich die Frage, ob bereits die Quelle der Fulda sowie der Oberlauf des Flusses einer starken Belastung ausgesetzt sind. Um derlei Fragen beantworten zu können, besteht dringender Handlungsbedarf, da bisher nur wenig über Einträge von Mikroplastik in Fließgewässer dieser Art bekannt ist. Zudem hat die Europäische Union (EU) anhand der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) deutliche Ziele formuliert, um die Gewässer nach Möglichkeit in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen.

Jedes Jahr geraten etwa 9.000.000 Tonnen Kunststoffe rund um den Globus ungewollt in die Umwelt und letztendlich in die Weltmeere, wohin der Großteil des Plastiks über Fließgewässer transportiert wird. Dies passiert in Siedlungsgebieten mit den größeren Plastikteilen beispielsweise durch Verwehungen von Müll aus Papierkörben, durch achtloses Wegwerfen von Verpackungen aus Einweg-Kunststoffen und im Bereich des Mikroplastiks durch die im Abwasser enthaltenen Additive aus Kosmetikprodukten.

In ruralen Gegenden wie der Rhön ist der höchste Plastikeintrag jedoch auf landwirtschaftliche Prozesse und zudem auf den Abrieb von Autoreifen zurückzuführen. Neben natürlichem und synthetischem Kautschuk finden sich in Autoreifen auch Füll- und Zusatzstoffe aus Plastik. Der Eintrag über abgeriebene Reifenpartikel stellt weltweit den größten Teil an Mikroplastik-Partikeln in der Umwelt dar. Diese Quelle wurde im Rahmen der Bachelorarbeit jedoch nicht untersucht, da sich die bisher gängigen Detektionsverfahren nur für andere Kunststoffe anwenden lassen. Daher sind primär punktuelle Belastungen der Fulda mit Mikroplastik an 11 Probenentnahmestellen betrachtet worden, um den Nachweis von Kunststoffen im Oberflächenwasser zu erbringen. Die Probenentnahme erfolgte mittels eigenem Bulk-Water-Sampling (Probengröße: 1.000ml) und durch eine anschließende Laboranalyse mittels RamanSpektroskopie, durchgeführt von der Wessling GmbH.

Der Nachweis von Kunststoffen in zwei Proben gelang nicht, wobei jedoch neun Proben in Relation zu vergleichbaren Studien hohe Konzentrationen von Mikroplastikpartikeln enthielten, darunter das Oberflächenwasser der Quelle der Fulda. Somit wurde im Oberlauf des Flusses das Vorkommen von Mikroplastik nachgewiesen, dessen Ursprung jedoch Gegenstand von Folgestudien sein sollte.