Historische Nutzungsstruktur im Raum Fladungen

Der erste Band der Reihe „Historische Kulturlandschaft Rhön“ behandelt den Raum um Fladungen, der das östliche Rhönvorland (Baringau, Besengau) einschließt. Sehr prägend für das Bild einer Landschaft ist die Landnutzung. Ihre Entwicklung im Fladunger Raum wird hier als kleiner Bruchteil der im ersten Band nachzulesenden Ergebnisse kurz zusammengefasst.

Die Lange Rhön war ursprünglich von Buchenwald bedeckt und wurde deshalb auch als Buchonia (gebirgiges Rotbuchenwaldland) bezeichnet. Es wurde hauptsächlich als Waldweidegebiet genutzt. Im klimagünstigen Vorland entstanden schon 500 bis 1000 n. Chr. Orte (Altsiedelland). Dazu zählen beispielsweise Fladungen, Ostheim und Stetten. Diese Haufendörfer waren umgeben von Feldern, die bis ins 19. Jahrhundert als Dreifelderwirtschaft mit Brache bewirtschaftet wurden. Getreide war dabei das wichtigste Anbauprodukt.

Weil die Bevölkerung im 17. Jahrhundert und damit der Flächenanspruch aber wuchsen, wurden von den Dörfern im Rhönvorland Heufelder auch in den hohen Lagen angelegt. Zunächst wurde dafür im Wald Brennholz geschlagen, die Flächen wurden anschließend entsteint und Steinwälle an den Flächengrenzen aufgeschichtet. Im Laufe der Zeit wurde so aus „Buchonia“ das „Land der offenen Fernen“.

Alle Dorfbewohner, die konnten, halfen bei der Heuernte, die ab Kiliani (8.Juli) erlaubt war. Bis in die 1950er Jahre war es üblich, während der Ernte in Zelten auf den Hochlagen zu schlafen. Ab Michaelis (29.9.) durfte das Vieh aufgetrieben werden. Die Gemeinschaftsherden der Dörfer im Vorland wurden von Dorfhirten auf die Geimeinweiden der Rhön getrieben, dort gehütet und am Abend wieder abgetrieben. Einige der breiten Triebwege (Triften) von jedem Dorf auf die Rhön sind heute noch sichtbar.

Bis vor 300 Jahren wurde auf den warmen Muschelkalkhängen bei Fladungen, Ostheim und Nordheim Wein angebaut. Seit Ende des 18. Jahrhunderts wurden zunehmend Obstbäume in Randlagen um die Haufendörfer und auf Ackerterrassen gepflanzt. Viele Äcker, die ab etwa 1850 in Wiesen umgewandelt wurden, sind als fossile Ackerflächen unter Wald und Wiese heute noch zu erkennen, insbesondere als Terrassenflächen und in Hoch- und Hanglagen.

In den 1930er Jahren wurden im Nationalsozialismus im Rahmen des „Rhönaufplans“ von dem Gauleiter Mainfrankens, Dr. Otto Hellmuth, die Lange Rhön landwirtschaftlich „aufgewertet“. Dazu zählten vor allem Fichtenaufforstungen, Entsteinung, Entwässerung und Wegebau. Nachhaltigen Erfolg hatten diese Maßnahmen nicht, aber große Folgen für das heutige Landschaftsbild der Langen Rhön.

Seit der Ausweisung zum Naturschutzgebiet 1982 und besonders seit 1991 mit der Gründung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön wird die Lange Rhön mit extensiver Nutzung (Mahd und Schafbeweidung) als offene Kulturlandschaft gepflegt.

Themenwege

Für Fladungen und Umgebung wurden im Rahmen eines Projekts des Fränkischen Freilandmuseums Fladungen fünf Themenwege zur historischen Kulturlandschaft entwickelt. Sie bauen auf der Kulturlandschaftsanalyse auf. Entlang der „Kulturlandschaftswege“  informieren Tafeln zu historischen Landnutzungs- und Siedlungsformen, die heute noch ablesbar sind.