Fledermäuse

Ziel und Maßnahmen zur Sicherung des Lebensraumes Streuobstwiese für Fledermäuse
strukturreiche Altbäume

Förderung von Altbäumen, Nachpflanzung von jungen Hochstämmen bei Bedarf -
um langfristig geeignete Jagd- und Rückzugsstrukturen zu schaffen

HöhlenangebotFaulstellen und Astabbrüche um Höhlen- und Spaltenbildung zu fördern -
als Schlaf- und Wochenstubenquartier
Baumpflegeextensiver Baumschnitt, der einer vorzeitigen Baumvergreisung vorbeugt,
dicke Stammdurchmesser fördert und die Bildung von Höhlen u.ä. ermöglicht -
zum Erhalt und zur Schaffung von Jagd- und Rückzugsstrukturen
artenreiches GrünlandHier finden Insekten (Nachtfalter, Fliegen, etc.) reichlich Nahrung -
die wiederum die Nahrung der Fledermäuse sind
NutzungMahd- und Beweidung um Verbuschungen/ Verbrachungen vorzubeugen,
mosaikartige Nutzung des Grünlandes um z.B. Blütenangebot für Insekten
zu erhöhen (Nahrungstiere)
Biotopverbundräumliche Anbindung an Wälder (z.B. Bechsteinfledermaus und Braunes Langohr)
bzw. an Siedlungen (Graues Langohr) - damit die Fledermäuse zu ihren
Nahrungshabitaten geleitet werden

 

Bechsteinfledermaus - mit Namensgeber aus Dreissigacker

Der Forstwissenschaftler Johann M. Bechstein, lehrte ab 1801 an der Lehranstalt für Forst- und Jagdkunde in Dreißigacker bei Meiningen. Er verfasste zahlreiche naturkundliche Schriften. Unter anderem beschrieb er als Erster mehrere Vogelarten und begründete die Terrarienkunde.

Schon damals war er als „Vater der deutschen Vogelkunde“ bekannt. Er war einer der Ersten, die sich für den Naturschutz einsetzten. Er forderte den Erhalt von Tieren, die man zu seiner Zeit nicht als schützenswert ansah, beispielsweise von Fledermäusen.

Die Bechsteinfledermaus ist eine Waldfledermaus mit recht langen Ohren, die im Sommer alte Baumbestände bevorzugt – hier findet sie ausreichend Baumhöhlen, Spalten und Astabbrüche als Quartier. Manchmal nutzt die Art auch Höhlen in alten Apfelbäumen.

Bechsteinfledermäuse bilden darin kleine Wochenstuben-Kolonien, mit ca. 20 Tieren, worin sie im Juni ihre Jungen zur Welt bringen. Die Art kann im Rüttelflug in der dichten Vegetation nach Nahrung suchen. Mit ihrer langen Schnauze kann die Bechsteinfledermaus wie mit einer Pinzette Insekten von Blättern und Zweigen sammeln. Vor allem im Spätsommer jagen die Tiere sehr gerne in Streuobstwiesen.

In Thüringen stammen die Nachweise der Bechsteinfledermaus hauptsächlich aus dem Südwesten. Die Waldfledermaus ist vor allem durch intensive Forstwirtschaft, insbesondere in alten Beständen, gefährdet. Die Art gilt in Thüringen als vom Aussterben bedroht und wird in der FFH-RL in den Anhängen II und IV geführt, der EHZ ist derzeit ungünstig-schlecht.

 

Graues Langohr - Fledermaus Frisst Eule

Hier ist allerdings nicht der Vogel gemeint, sondern Nachtfalter! Die ortstreuen Tiere verlassen mit Anbruch der Dunkelheit ihre Quartiere im Siedlungsbereich und fliegen entlang von Leitstrukturen, wie Hecken zu den Jagdrevieren – hierzu gehören neben Waldrändern und Gärten auch Streuobstwiesen. Das Lieblingsfutter dieser „Dorffledermaus“ sind Eulenfalter, welche sie durch ihre besonderen Flugkünste auch in recht dichter Vegetation erbeuten können.

Wie der Name schon sagt, fallen bei der Art sofort die sehr großen Ohren auf, die im angelegten Zustand wie kleine Widderhörnchen aussehen. Das Graue Langohre ist eine mittelgroße Fledermausart mit grauem Fell am Rücken und Kopf und hellgrauem oder weißem Fell am Bauch. Es kann leicht mit dem Braunen Langohr verwechselt werden.

Für das Graue Langohr haben wir in der Rhön besondere Verantwortung, weil hier der Thüringer Verbreitungsschwerpunkt der Art liegt. Neben der Problematik von immer weniger werdenden, geeigneten Winterquartieren in den Dörfern, spielt die Nahrungsverfügbarkeit eine wesentliche Rolle für den Erhalt der Art. Dem Erhalt dörflicher Strukturen (Wochenstuben- und Winterquartiere sowie Leitlinien zu insektenreichen Nahrungshabitaten, wie Streuobstwiesen) kommt dabei eine essentielle Rolle zu.


Braunes Langohr - häufigere Schwesternart

…des Grauen Langohrs in Thüringen. Es ist ebenfalls eine mittelgroße Fledermausart mit sehr großen Ohren. Das Braune Langohr ist grundsätzlich als Waldfledermaus einzuordnen, aber sie ist sowohl baum- als auch gebäudebewohnend. Im Siedlungsbereich werden Parks, Gartenanlagen, Friedhöfe und Obstbaumanlagen angenommen.

Als Jagdgebiete dienen ihm Wälder, Obstwiesen, Gebüschgruppen, Hecken und insektenreiche Wiesen. Gejagt wird mit Vorliebe in Baumkronen, auch in Streuobstwiesen. Falter und andere Insekten werden in den quartiernahen Jagdrevieren erbeutet.

Der Thüringer Südwesten ist ein Verbreitungsschwerpunkt von den vom Aussterben bedrohten Arten Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) und Graues Langohr (Plecotus austriacus).

Der Thüringer Südwesten ist ein Verbreitungsschwerpunkt von den vom Aussterben bedrohten Arten Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) und Graues Langohr (Plecotus austriacus).

Wendehals

Ziele und Massnahmen zur Sicherung des Lebensraums Streuobstwiese für den Wendehals

Altersstruktur

anteiliger Erhalt abgängiger Bäume (Habitatbäume), die auch nach Ende der Ertragsphase im Bestand bleiben dürfen

HöhlenangebotFaulstellen erhalten, Zulassung der Bildung von Spechthöhlen
 
Totholzanteilegeringe Anteile feines Totholz; hohe Anteile starkes Kronentotholz (ab etwa Armdicke),
besonders in älteren Bäumen soweit statisch möglich belassen; einige schon
abgestorbene Bäume (stehendes Totholz) verbleiben möglichst lange im Bestand
 
Baumpflegeregelmäßiger Baumschnitt, um vorzeitiger Alterung der Bäume vorzubeugen und
lichte sowie stabile Kronen zu erhalten; kein Pestizideinsatz, wenn nötig mechanischer
oder biologischer Pflanzenschutz
 
Vegetations-strukturlückige, gut durchsonnte Vegetationsstruktur im Unterwuchs
Nutzunggroßes Blütenangebot durch an den Aufwuchs angepasste ein- bis
zweischürige Mahd mit Abräumen des Mähgutes oder ext. Beweidung
für den Erhalt einer arten- und individuenreichen Insektenwelt; kleinräumig
wechselnde Nutzungstermine und -vielfalt im Unterwuchs, für mehr zeitliche
und räumliche Flexibilität in der Verfügbarkeit von Nahrung; Kleinstrukturen
wie Hecken, Gebüsch- und Krautsäume, Böschungen, unbefestigte Wege,
Trockenmauern, Totholzhaufen, Zaunpfähle etc. gleichmäßig verteilt auf
max. 10 –15 % der Fläche
 
BiotopverbundSpechtarten profitieren von einer Anbindung an Wälder
 


Der Wendehals - ein Specht ohne Meissel, aber mit einer Vorliebe für Ameisen

Der schlanke Specht ist durch sein rindenfarbiges, graubraun geschecktes Gefieder sehr gut getarnt. Der Wendehals kann seinen Kopf um mehr als 180 Grad drehen - dieser Eigenschaft verdankt er seinen Namen. Er brütet in Höhlen, wie alle Spechtarten - er kann diese aber nicht selbst anlegen. Daher ist er auf vorhandene Höhlen angewiesen, um seine Jungen aufzuziehen.

Aus diesem Grund ist es wichtig, in Streuobstwiesen z.B. Astabbrüche mit Höhlenbildungen zu erhalten. Man kann dem Wendehals aber auch „unter die Flügel“ greifen, indem künstliche Wendehals-Nistkästen aufgehängt werden. Diese werden von diesen Vögeln gerne im Frühjahr nach seiner Rückkehr aus Afrika angenommen. Sein kurzer Schnabel ähnelt eher dem eines Singvogels. Umso länger ist jedoch seine klebrige Zunge, mit der er seine Leibspeise - Wiesen- und Wegameisen sowie deren Larven und Puppen - geschickt aufsammelt. Damit er diese gut finden kann, muss die Vegetation kurz und lückig sein.

Das bedeutet, dass sein bevorzugter Lebensraum, die Streuobstwiesen, zur Zeit der Jungenaufzucht gemäht oder beweidet sein sollten. Auch gegen offene Bodenstellen hat der Ameisenjäger nichts einzuwenden. Umfangreiche Informationen zum Wendehalsschutz in Streuobstwiesen finden sich hier  Die Art gehört zu den wertgebenden Vogelarten in Thüringen. Eine Aufwertung des Lebensraumes kommt auch weiteren Vogelarten wie beispielsweise dem Gartenrotschwanz zugute.

Der Wendehals (Jynx torquilla) ist streng geschützt und gilt bundesweit und in Thüringen als stark gefährdet.

Der Wendehals (Jynx torquilla) ist streng geschützt und gilt bundesweit und in Thüringen als stark gefährdet.