Hirse-Anbauversuche in Wartmannsroth

In Wartmannsroth-Dittlofsroda finden seit 2018 Anbauversuche mit verschiedenen Rispenhirse-Sorten statt.  Werner Vogt-Kaute und seine Familie bauen die Hirse auf ihrem Hof an, der seit 1987 biologisch bewirtschaftet wird. Im Jahr 2000 begann die Familie Vogt-Kaute mit Anbauversuchen von Nutzpflanzen. Neben Hirse führen sie auch Versuche mit ausdauerndem Weizen, Soja und Ackerbohnen durch.

Hirse galt im Mittelalter als eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel und wurde oft als Brei gegessen. Hirse ist zudem glutenfrei und wird von Pharmazeuten zur Ummantelung von Tabletten genutzt.
Die Hirsepflanze stellt wenig Ansprüche an ihren Standort. Sie kommt gut mit Trockenheit zurecht und ist auf sehr sandigen Böden besonders konkurrenzstark. Die Samen werden recht spät im Mai ausgesät; viel Feuchtigkeit kann dazu führen, dass die Hirse von anderen Pflanzen zurückgedrängt wird. Bei Starkregen kurz vor der Ernte drohen Totalverluste im Ertrag.

Die Hirseversuche sind für den Zeitraum von 2018-2020 genehmigt. Finanziert wird das Projekt durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) . Die Analyse der Ernte übernimmt Prof. Roland Hoffmann-Bahnsen von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Im Hauptinteresse des Projektes steht die Qualität der Hirse als Futtergetreide. Hirse ist allgemein reich an Methionin, einer Aminosäure, die bei der Fütterung von Geflügel wichtig ist. Man testet deshalb, welche Sorte unter heimischen Anbaubedingungen wie viel Methionin enthält.

Da die EU-Richtlinien für Bio-Geflügel strenger werden, ist der Versuch von aktueller Bedeutung. Die vorherige Vorgabe besagt, dass 95 % des Futters mit Bio-Siegel zertifiziert sein müssen, diese wird auf 100 % erhöht. Das ist für die ökologische Geflügelhaltung eine große Herausforderung, weil man meist Soja als Eiweißfuttermittel füttert. Hirse stellt insofern einegute Möglichkeit für eine eiweißhaltige Ernährung der Tiere mit Bio-Siegel dar.

Hirse der Trockenkünstler

Getestet werden rund 40 verschiedene Rispenhirsen mit unterschiedlicher Herkunft, darunter einige russische, slowenische, italienische, österreichische, US-amerikanische und deutsche Sorten. Das Saatgut stammt zum großen Teil aus der Genbank des Crop Research Institute in Prag. Die Sorten haben verschiedene Reifezeiten. Je kürzer die Vegetationsphase des Herkunftslandes, desto schneller reifen die Pflanzen. Die gleichen Versuche werden parallel auch an zwei Standorten in Brandenburg durchgeführt. Die Resultate werden verglichen und Rückschlüsse auf die Standortbedingungen gezogen.

Hirse könnte im Zuge des Klimawandels an Bedeutung gewinnen. In einigen Regionen der Rhön wird der Rückgang an Niederschlag im Sommer bereits deutlich. Da Hirse sehr trockenresistent ist, stellt sie eine gute Option als alternative Feldfrucht dar.