Brot aus dem eigenen Getreide
„Menschen satt kriegen und Menschen gesund erhalten“ – das ist das Motto von Ludwig Weber. Auf dem Steffeshof in Untereichtersbach (südlich von Bad Brückenau) baut er Getreide an. Jeden Freitag verarbeitet er es zu Brot, Kuchen und anderem Gebäck, das dann in seinem Hofladen verkauft wird.
Ludwig Weber bewirtschaftet einen der ältesten Höfe in Unterleichtersbach. Die Geschichte seines Hofes ist geprägt von unterschiedlichen Bewirtschaftungsweisen. Nachdem Weber den Betrieb im September 1989 von seinem Vater übernommen hatte, stellte er direkt von konventioneller auf ökologische Landwirtschaft um. Durch sein landwirtschaftliches Studium und einen halbjährigen Aufenthalt in Neuseeland wurde ihm klar, auf welche Art und Weise er den Familienbetrieb übernehmen wollte. Diese Einstellung hat sich bis heute nicht geändert, und das macht den Erfolg seines Betriebes aus.
Im September 1995 erweiterte Ludwig Weber seinen Hof um eine eigene Backstube. Von Anfang an war sein Brot sehr gefragt, und bis heute zieht es viele Menschen aus der ganzen Umgebung freitags nach Unterleichtersbach. Dies liegt wohl nicht nur an dem guten Geschmack von Webers Backwaren, sondern auch an seiner Überzeugung und der Konsequenz darin, wie er seine Felder bewirtschaftet. Chemischer Pflanzenschutz und Kunstdünger kommen bei ihm zu keinem Zeitpunkt zum Einsatz. In seiner Fruchtfolge stehen Weizen, Roggen, Dinkel, Hafer, Einkorn und Gerste, aber auch Leinsamen, Kleegras oder Luzerne. Das von ihm angebaute Getreide verarbeitet er zu einem großen Teil selbst in der Backstube.
Das Besondere an Webers Getreide ist, dass er zum Teil Sorten anbaut, die sich seit 1990 bewährt haben. Seine „alten“ Sorten haben mehrere Vorteile, die für ihn den geringeren Ertrag aufwiegen: Zum einen sind sie widerstandsfähiger gegen bestimmte Krankheiten. Zum anderen bilden sie längere Halme aus – Fachleute sprechen hier von „Langstrohigkeit“ –, wodurch auch seltene Ackerwildkräuter auf dem Feld gedeihen, die somit die Biodiversität erhöhen. Außerdem vermehrt er sein Roggen-Saatgut selber, erklärt Ludwig Weber. Dies habe zwei wesentliche Gründe: Zum einen möchte er nicht abhängig sein von großen Saatgutfirmen, sondern arbeitet mit kleinen Produzenten von Bio-Saatgut zusammen. „Zum anderen wird durch die Vermehrung auf meinen eigenen Flächen eine optimale Anpassung des Roggens an die kargen Böden und das raue Klima der Rhön gewährleistet.“
Ein weiterer Vorteil seiner langstrohigen, unterschiedlich hohen Sorten ist, dass das Feld besser durchlüftet wird und dadurch der sogenannte Auswuchs reduziert wird. Hierbei keimt das Korn direkt an der Ähre aus, was die Backqualität stark vermindert. Wie bei allen landwirtschaftlichen Kulturen gibt es auch bei Ludwig Webers Roggen Qualitätsschwankungen im Verlauf der Jahre. Allerdings sei dies für ihn und seine Backstube kein Problem: Da er lediglich einen kleinen Betrieb mit viel Handarbeit führt, könne er direkt auf Veränderungen reagieren. Dies sieht Weber als sehr großen Vorteil gegenüber der standardisierten industriellen Verarbeitung.
Aber nicht nur die Produktion gut schmeckender Backwaren und der Erhalt der Biodiversität auf dem Acker liegen Ludwig Weber am Herzen. Bei der Bewirtschaftung seiner Felder stehen auch die Faktoren Humus-Aufbau und Bodengesundheit im Fokus. Neben dem Ackerbau und der eigenen Backstube hat er es sich zur Aufgabe gemacht, eine vom Aussterben bedrohte Rinderrasse zu halten und zu züchten. Eine Mutterkuhherde vom Roten Höhenvieh weidet auf seinem Grünland – das regional produzierte Bio-Fleisch verkauft er ebenfalls in seinem Hofladen.